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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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aufzustehen und herumzulaufen.«
    »Kein uns bekannter Organismus«, relativierte Lincoln. »Darüber, dass es sich bei dem Biest um etwas völlig Unbekanntes handelte, sind wir uns doch wohl einig, oder?«
    Henry verdrehte die Augen. »Aber laut Dr. Cleggs Beschreibung sah es nicht mal im Ansatz aus wie ein … äh, ein Alien. Es war weder grün, noch hatte es diese mandelförmigen Glotzaugen. Es sah einfach nur … anders aus.«
    Lincoln verschränkte die Arme. »Merkst du was? Anders. Das ist das Stichwort! Shit, keiner kann sagen, wie ein Geschöpf aus einer anderen Milchstraße aussieht! Und keiner kann sagen, auf welchem Weg es in unser Sonnensystem gelangt. Klar, zuerst hab ich auch gedacht, ein Exterrestrier müsste irgendeine Montur tragen, einen Schutzanzug gegen die Kälte des Alls, gegen die Strahlung dort draußen, was weiß ich? Aber wissen wir, auf welche Weise es hergekommen ist?«
    »Tut mir leid, ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. Wie soll es denn auf die Erde gekommen sein, wenn nicht an Bord eines Raumschiffs?«
    Klatschend fiel Lincolns geballte Faust in seine Handfläche. »Die Männer, die das Ding bargen, hielten es zunächst für einen Wasserbewohner, erinnerst du dich? Was, wenn seine dicke, ultrazähe Haut nicht zum Schutz vor der Kälte in den Tiefen des Meeres bestimmt war, sondern vor der Kälte in den Tiefen des Alls? Was, wenn diese komischen Schwingen dazu bestimmt waren, ihren Besitzer durch den luftleeren Raum zu tragen? Ganz ohne Fluggeräte?«
    Henry schüttelte entschieden den Kopf. »Du spinnst, Link. Ohne ein Raumschiff, das annähernd Lichtgeschwindigkeit erreicht, wären die gewaltigen Entfernungen im Weltall nie zurückzulegen.«
    Lincoln sah ihn aus halb geschlossenen Augen an. »Es sei denn, du hättest sehr viel Zeit!«
    Es dauerte einen Moment, bis Henry begriff, was Lincoln meinte. »Du meinst …«
    »Ich meine gar nichts. Außer, dass wir unsere Auffassung von dem, was wir ›Leben‹ nennen, auf den Prüfstand stellen müssen, sobald wir über Wesen aus einer fernen Galaxis reden. Dort ist alles anders als hier. Wer kann sagen, wie lang die Lebensspanne so einer Kreatur ist? Möglicherweise ist sie hunderttausend oder mehr Jahre durchs All geflogen, bevor sie hier landete?«
    So unglaublich die Vorstellung war, sie ließ Henry einen leichten Schauer über den Rücken rinnen. »Wenn du recht hättest, dann wären zehn- oder zwanzigtausend Jahre unter der Eisdecke …«
    »… für ein solches Geschöpf ein Klacks. Ein Mittagsschläfchen! Und die antarktische Kälte hätte ihm dann natürlich auch nicht geschadet, nach allem, was es aus den Tiefen des Alls gewohnt war.« Lincoln hob eine behandschuhte Hand und deutete auf Henrys Gesicht. »Vergiss nicht: Wenn ich recht hätte, würde das auch die Frage beantworten, wer vor Millionen von Jahren die Sternkarte auf der Spitze dieses komischen Steinpfeilers angebracht hat. Denn das war ganz bestimmt kein T-Rex mit Hammer und Meißel!«
    Henry schüttelte sich und kroch vollends aus seinem Schlafsack. Er kramte in der Vorratskiste, auf der seine Nachtlampe stand, bis er ein Snickers gefunden hatte.
    Aufgrund der Kälte im Zelt war der Riegel steinhart, aber der vertraute Geschmack von Karamell und Erdnüssen erfüllte seinen Zweck: Als er zu kauen begann, verspürte Henry in seinem winzigen Zelt am Ende der Welt wenigstens einen Anflug von Normalität.
    »Schau mal«, ergriff Lincoln von Neuem das Wort. »Tatsache ist: Dein Dad und seine Männer nahmen das Biest nicht mit auf ihre Reise. Tatsache ist außerdem, dass es hier keinerlei Raubtiere gibt, von Menschen ganz zu schweigen. Und die letzte, unumstößliche Tatsache ist, dass das Vieh nun mal verschwunden ist.«
    Ein plötzlicher Windstoß versetzte die Außenplane des Zelts in Bewegung. Ein dumpfes, flappendes Geräusch entstand. Henry zerknüllte die Verpackung seines Riegels und suchte nach weiteren Argumenten, um Lincolns aberwitzige Theorie zu widerlegen.
    Mit einem mulmigen Gefühl stellte er fest, dass ihm keine mehr einfallen wollten.
    »Was, denkst du, sollen wir tun?«, wollte er wissen.
    »Im Augenblick gibt es nicht viel, was wir tun können. Außer die Augen offen zu halten.« Lincoln zuckte mit den Schultern. »Golitzin und die anderen halten mich für einen Spinner. Vielleicht bin ich das sogar manchmal. Aber hier stimmt etwas nicht, das steht fest!« Er schüttelte den Kopf, sodass ihm fettige Haarsträhnen in die Stirn fielen.
    Als Henry

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