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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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im Team, dem die unheilvollen Übereinstimmungen entgangen wären. Nicht genug damit, dass die ungewöhnlichen Fußabdrücke hinter dem Lager exakt mit der Beschreibung des Wesens übereinstimmten, das Henrys Vater aus dem Eis ausgegraben hatte. Auch der unerklärliche, vielarmige Schemen, der auf Hank Brannigans Videoaufnahme zu sehen war, erinnerte auf unangenehme Weise an die fremde Lebensform aus Dr. Cleggs Bericht. Zwar hatte Henry aufgrund der schlechten Aufnahmequalität nur ein unscharfes Standbild davon zuwege gebracht, aber der verwischte Eindruck von etwas Großem, unzweifelhaft Nicht-Menschlichem hatte ausgereicht, alle nachhaltig zu verstören.
    »Wir werden nur herausfinden, was Henrys Vater zugestoßen ist, wenn wir die Hintergründe dieses Ortes verstehen«, ließ sich Golitzin in ruhigem Ton vernehmen. »Was immer sich im Lager des Spyker-Teams abgespielt hat, es hat ganz klar etwas mit der Geschichte dieser Stadt zu tun.«
    »Was gibt es da groß zu verstehen?«, maulte Lincoln. »Die Stadt ist das Werk einer außerirdischen Rasse, die vor Jahrmillionen auf der Erde gelandet ist. So viel steht ja wohl fest! Henrys Dad hat einen von denen aus dem Eis ausgegraben, er ist aufgewacht und auf kürzestem Wege hierher zurückgekehrt. Dann hat er seine Kumpels aus dem Tiefschlaf geweckt, und gemeinsam haben sie sich das Camp und seine Bewohner vorgenommen.« Lincolns Stimme war vor Aufregung immer lauter geworden, bis ihr Echo zwischen den schwarzen Wänden sogar den heulenden Wind übertönte.
    Dr. Golitzin blieb stehen und drehte sich langsam zu ihm um. »Du musst dir auch zu allem eine Erklärung zusammenschustern, wie?«
    Lincoln blieb ebenfalls stehen, verschränkte die Arme und schob trotzig die Unterlippe vor. »Wenigstens versuche ich, diese ganze Scheiße irgendwie in einen Zusammenhang zu bringen! Andere von uns ignorieren ja lieber jede noch so auffällige Tatsache. Welche Erklärung haben Sie denn für all das hier, he?«
    Wortlos starrten der Russe und Lincoln sich an. Henry fürchtete schon, Golitzin könnte seinem Gegenüber für die respektlose Tirade eine Ohrfeige verpassen, und er machte sich bereit, wenn nötig einzuschreiten. Doch nichts geschah.
    Schließlich nickte Golitzin. »Du hast recht, Junge«, sagte er leise. »Es ist nicht verkehrt, auch abwegige Theorien in Betracht zu ziehen. Man darf darüber allerdings nicht den Blick für das Notwendige verlieren.«
    Lincoln machte noch immer keinen glücklichen Eindruck, aber er schwieg. Sie gingen weiter.
    Mittlerweile klafften immer öfter Fenster in den Hauswänden zur Straßenseite. Zumindest nahm Henry an, dass es sich bei den Öffnungen um Fenster handelte. Es gab sie in nahezu jeder erdenklichen Form, mit drei, vier oder fünf Ecken, manchmal auch so vielen, dass einem vom Zählen schwindelig wurde. Nicht einmal zwei davon lagen auf derselben Höhe, im Innern der Gebäude musste ein Gewirr von Ebenen, Räumen und Treppenfluchten herrschen. Falls die Fenster einst mit Glas oder Holz verschlossen gewesen waren, so war davon längst keine Spur mehr zu entdecken.
    Die Eisdecke auf dem Boden wurde unterdessen dicker, je tiefer sie in die Stadt vordrangen. War das schwarze Pflaster zunächst nur von einer armdicken transparenten Schicht bedeckt gewesen, befand sich jetzt über ein halber Meter trübes Weiß unter ihren Füßen. Im Zentrum der Metropole, das hatte Henry vom Pass aus gesehen, würden die Straßen vollständig mit Eis gefüllt sein.
    »Schade, dass dein Vater uns nicht noch mehr Tagebucheinträge hinterlassen hat, Henry.« Golitzin blieb stehen und leuchtete mit seiner Lampe in einen gut vier Meter hohen, unregelmäßig geformten Hauseingang zu seiner Rechten. »Auf dem Tablet-PC befanden sich ja leider keine weiteren Daten, oder?«
    Henry schüttelte den Kopf, trat neben ihn und spähte ebenfalls in das Dunkel hinter der Türöffnung. Der Strahl seiner Taschenlampe huschte über schiefe, verwitterte Wände, verwinkelte Durchgänge sowie mehrere stufenlose Steinrampen im hinteren Teil.
    »Im Gegensatz zu Dads altem Laptop waren die Dateien auf dem Tablet noch alle in Ordnung«, erklärte er leise. »Der letzte Eintrag, den wir gelesen haben, war auch der letzte, den er geschrieben hat.« Für einen kurzen Augenblick hatte er den Eindruck, dass ihn etwas aus den Tiefen des Hauses heraus anstarrte. Ruckartig hob Henry die MagLite und ließ den dicken Lichtstrahl durch die Schwärze gleiten.
    Nichts. Nur leerer, von schwarzen

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