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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Mauern umbauter Raum.
    »Schade. Offenbar kam er danach nicht mehr zum Schreiben.« Golitzin schaltete seine Lampe aus und marschierte weiter.
    Henry warf einen letzten Blick in die leere Eingangshalle, dann folgte er ihm. Das Gefühl, dass sich dort drinnen jemand verbarg, war fort. Dafür kam es ihm beim Weitergehen so vor, als beobachteten ihn unsichtbare Augen von den Fensteröffnungen hoch über der Straße.
    »Eine Sache, die er in seinem Tagebuch erwähnt, hat mir zu denken gegeben«, nahm Golitzin den Faden wieder auf.
    »Vielleicht, wieso sich Dr. Wilkins nach allem, was er erlebt hatte, nicht längst vor Angst in die Hosen gemacht hat’« Lincolns ängstlicher Tonfall strafte den Zynismus in seinen Worten Lügen. »Nichts gegen deinen Dad, Mann«, fügte er nach einem Seitenblick auf Henry hinzu. »Nach allem, was du mir erzählt hast, ist er doch ein heller Kopf. Shit, er muss sich einfach Sorgen gemacht haben!«
    »Das hat er bestimmt«, bestätigte Henry. »Aber ich denke, seine wissenschaftliche Begeisterung war größer als alle Bedenken. Wie immer.« Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: »In Südamerika entdeckte Dad Vorjahren im Tiefgeschoss eines Tempels alte Wandmalereien. Der Keller wimmelte nur so von Schlangen, viele davon giftig. Für Dad kam es dennoch nicht infrage zu warten, bis die einheimischen Führer die Tiere gefangen und rausgebracht hatten. Er marschierte kurzerhand mitten durch die Viecher hindurch, um die Inschriften zu untersuchen.«
    Lincoln warf ihm einen Blick zu, der verriet, was er von Leuten hielt, die sich wissentlich in Lebensgefahr brachten.
    »Ich meinte etwas anderes«, meldete sich Dr. Golitzin wieder zu Wort. »Dem Reisebericht von Dr. Wilkins ist zu entnehmen, dass auch er und sein Team unmittelbar vor ihrer Ankunft am Bergmassiv mit der Weißen Finsternis zu kämpfen hatten. Wie wir kamen sie tagelang nur langsam voran.«
    Henry nickte. »Und?«
    »Normalerweise handelt es sich beim Whiteout weder um ein dauerhaftes noch um ein örtlich gebundenes Phänomen. Wie ich euch erklärt habe, ist sein Auftreten an bestimmte Wetterbedingungen geknüpft. Dass diese zweimal in relativ dichter Folge in derselben Region auftreten, noch dazu für jeweils mehrere Tage am Stück, ist höchst unüblich.«
    Henry machte ein ratloses Gesicht. »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Möglicherweise herrscht aufgrund bestimmter geothermischer Bedingungen in der Gegend um diesen Gebirgszug ständig Whiteout. Das könnte ein Grund dafür sein, wieso diese Berge so lange unentdeckt geblieben sind.«
    »Sie meinen, wie bei dieser Insel in King Kong, die ständig von Nebel umgeben ist?« Lincoln, der stehen geblieben war, um in eine schiefe Fensteröffnung zu leuchten, schloss mit großen Augen wieder zu ihnen auf. »Abgefahren!«
    »Du sagst es«, bestätigte Boris Golitzin nachdenklich. »Abgefahren.«
    Kurze Zeit später mündete die Straße in einen großen Platz, der in Form eines fünfzackigen Sterns angelegt war. Die Gebäude hier waren höher als alle, die sie bisher passiert hatten. Wie krumme Finger schienen sie nach dem blauen Himmel zu greifen. Die Eisdecke war mittlerweile so dick, dass ebenerdig gelegene Eingänge und Fenster vollständig verdeckt wurden. Golitzin ging weiter bis zur Mitte des Platzes, blieb stehen und warf einen kritischen Blick in die Runde.
    Henry folgte ihm zögernd. Es behagte ihm nicht, so exponiert auf einer freien Fläche zu stehen. Nach wie vor kam es ihm vor, als würde er von irgendwoher angestarrt. Doch wohin er auch blickte, er konnte in keiner der unzähligen Fensteröffnungen eine verräterische Bewegung ausmachen.
    Neben ihm trat Lincoln nervös von einem Fuß auf den anderen. »Shit, jetzt könnte ich eine Tüte vertragen«, murmelte er.
    Henry hob überrascht eine Braue. »Hast du deine Vorräte etwa schon aufgeraucht 7 « Leiser fügte er hinzu: »Oder ist es wegen Golitzin?«
    »Pah, wegen dem doch nicht.« Lincoln winkte ab und brachte sein Gesicht verschwörerisch dicht neben Henrys. »Aber der Qualm könnte doch irgendwas … auf uns aufmerksam machen.«
    Dr. Golitzin setzte sich wieder in Bewegung. »Wir sollten uns dieses kegelförmige Gebäude dort näher anschauen. Es ist größer als die anderen. Vielleicht hatte es einst eine wichtige Funktion.«
    Henry folgte ihm zu einem immensen Turm aus schwarzem Gestein, der mindestens achtzig Meter in die Höhe ragte. Eine steinerne Rampe wand sich spiralförmig an der

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