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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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zuzuschlagen.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Drinks? Einen Imbiss vielleicht?« Spyker wies den Flur entlang. »Wir sind die ganze Nacht gefahren, daher ist mein Koch noch wach. Die Küche hat noch nicht geschlossen.« Er kicherte leise.
    »Ihr Koch ? « Eileens Tonfall verriet, dass sie ebenso wenig wie Henry von dem verstand, was hier vorging.
    »So ein Fahrzeug habe ich noch nie gesehen.« Professor Albrecht schob seine Brille auf dem Nasenrücken hoch und schaute sich mit unverhohlener Faszination um.
    »Wie konnten Sie mit diesem schwerfälligen Klotz so weit ins antarktische Festland vordringen?« Dr. Golitzins Stimme klang gepresst. »Sie könnten doch nie ausreichend Diesel mitfuhren, um dieses Monstrum auch nur hundert Kilometer weit übers Eis zu steuern.«
    Spyker lehnte sich in der ergonomisch geformten Sitzschale seines Rollstuhls zurück und verschränkte die Arme. »Der S1 ist mit einem neuartigen, extrem effizienten System zur Energiegewinnung bestückt, das von meiner Firma entwickelt wurde. Es basiert auf dem Prinzip molekularer Kollision. Ursprünglich war es für die Verwendung in Flugzeugträgern und militärischen Aufklärungsfahrzeugen vorgesehen, die nur begrenzte Kraftstoffvorräte mitführen können. Die Menge an Treibstoff, den der S1 für den Weg von McMurdo bis hierher verbraucht hat – nebst dem, den er später für den Rückweg benötigen wird –, fände in einem Bahnhofsschließfach Platz.«
    »Sapperlot«, entfuhr es dem Professor. »Ein Meisterwerk der Technik!«
    »Sinnlose Protzerei.« Golitzin schnaubte verächtlich durch die Nase. »Wie haben Sie dieses Riesenbaby über den Polarkreis gebracht? Haben Sie extra ein Frachtflugzeug bauen lassen, das groß genug war?«
    »Dr. Golitzin«, sagte Spyker ruhig. »Es ist Ihnen vielleicht nicht bewusst, aber vor Ihnen sitzt einer der wohlhabendsten Männer der Welt. Sie werden kaum erwarten, dass jemand wie ich in einer engen, schlecht beheizten Blechbüchse über das Eis rumpelt, wie Sie es seit fast zwei Wochen tun.«
    Seine blassen Augen glitten versonnen über das Sammelsurium von Monitoren und Anzeigetafeln an den Wänden. »Die Entwicklung des S1 hat Jahre in Anspruch genommen und etliche Millionen US-Dollar verschlungen«, sagte er zu niemand Bestimmtem. »Glücklicherweise ahnte ich bereits zu einem frühen Punkt meiner Karriere, dass mich das Schicksal eines Tages in die Antarktis führen würde. Als dieser Tag schließlich kam, war ich vorbereitet.«
    »Aber was suchen Sie im ewigen Eis, um Himmels willen?«, fasste Eileen die Frage in Worte, die sich in dieser Sekunde wohl alle am Tisch stellten. »Wozu betreiben Sie diesen ungeheuren Aufwand?«
    »Und wieso haben Sie die Expedition meines Vaters finanziert und ausgestattet?«, schaltete sich Henry ein. »Warum sind Sie nicht gleich persönlich gekommen, wenn es hier etwas gibt, das Ihnen so wichtig ist?« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wissen … wissen Sie, was aus Dad geworden ist?«
    Als Spyker sich Henry zuwandte, wirkte sein sanftes Lächeln für einen Moment beinahe echt. Ganz kurz hätte der weißhaarige Mann als Großvater durchgehen können, der seinen Neffen interessiert und ein wenig stolz ansieht.
    »Du bist neugierig, Henry Wilkins«, sagte er. »Und mutig. Du erinnerst mich an mich selbst, als ich in deinem Alter war.« Das gütige Lächeln zerbröckelte, machte einer kalkulierten, nachdenklichen Miene Platz. »Ich hatte eigentlich nicht vor, Ihnen tiefere Einblicke in meine Hintergründe zu gewähren. Aber der junge Wilkins hat ein Recht darauf zu erfahren, wie meine Abmachung mit seinem Vater aussah.«
    Ein unbewaffneter Soldat betrat den Raum. Er trug ein Tablett mit mehreren runden Gläsern, in denen eine bernsteinfarbene Flüssigkeit schwappte.
    »Whisky?« Freigiebig deutete Spyker auf das Tablett. »Talisker, zwanzig Jahre alter schottischer Single Malt. Meine Hausmarke, mild und kraftvoll. Genau das Richtige bei diesen Außentemperaturen. Bitte, bedienen Sie sich!«
    Niemand reagierte. Als der Soldat bei Spyker ankam, nahm sich dieser schulterzuckend ein Glas und trank einen großen Schluck. Hinter ihm lehnte Isidro mit einem knappen Kopfschütteln ab.
    »Zu Beginn dieses Jahres«, begann Spyker, den Blick vertieft in sein Glas, »gelang es mir, im Dschungel von Neuguinea etwas an mich zu bringen, das … nun, ich will es der Einfachheit halber als ›Artefakt‹ bezeichnen. Dieses Artefakt lieferte mir Hinweise, dass sich etwas, wonach

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