Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Hauptzelt warf Henry einen verwirrten Blick in die Runde. Was ging hier vor? Woher kamen all diese Männer? Und was wollten sie von ihnen?
    Außerhalb des Lichtkreises der Scheinwerfer, noch hinter den zerstörten Zelten von Donald Wilkins’ Team, erahnte Henry einen riesenhaften, eckigen Umriss. Er sah genauer hin – und riss überrascht die Augen auf.
    Jenseits der Lagerbegrenzung stand das größte Polarmobil, das er je gesehen hatte. Es war höher als ein Haus, ein Koloss von der Länge eines Eisenbahnwaggons. Die Laufketten, auf denen das Monstrum ruhte, ließen jeden Militärpanzer wie Kinderspielzeug aussehen, lange Reihen bullaugenähnlicher Fenster an den Seiten erinnerten an ein Passagierflugzeug. Auf der stählernen Flanke prangte riesengroß das Spyker-S, lackiert in Reflexfarbe, sodass es selbst im indirekten Lichtschein grell erstrahlte.
    Schlagartig war Henry klar, was die Ursache des entfernten Brummens gewesen war, das er im Zelt gehört hatte.
    Für weitere Beobachtungen blieb keine Zeit. Sein Aufpasser versetzte ihm einen derben Stoß in den Rücken, und er stolperte taumelnd auf seine Freunde zu, wo ihn Dr. Golitzin mit festem Griff auffing.
    Sofort war Eileen an seiner Seite. »Henry! Bist du okay? Haben sie dir etwas getan?«
    Henry richtete sich auf und schüttelte unsicher den Kopf. »Mir geht’s gut.«
    Mittlerweile wurden sie von insgesamt sechs Soldaten umringt. Jeder hielt eine MP im Anschlag. Henry war noch nie mit einer Waffe bedroht worden, und er hatte sich nie viel dabei gedacht, wenn er so etwas in Filmen sah. Nun musste er feststellen, dass es sich verdammt unangenehm anfühlte, in den Lauf einer echten, geladenen Maschinenpistole zu starren.
    Im Hintergrund durchsuchten die uniformierten Männer ihre Zelte.
    »Was wollen die von uns?«, wandte sich Henry flüsternd an Golitzin.
    Bevor der Russe etwas erwidern konnte, ertönte aus Richtung des riesigen Expeditionsfahrzeugs ein leises Surren. Die Bewaffneten traten beiseite und machten einem sonderbaren Gefährt Platz.
    Es handelte sich um einen hochmodernen All-Terrain-Rollstuhl, ein zugleich klobig und elegant anmutendes Vehikel aus mattschwarzem Stahl, das sich auf Laufketten über den festgetrampelten Schnee schob. An einer der Armlehnen war eine Art Kontrollpult angebracht, das neben einem Joystick zum Lenken über unzählige leuchtende Knöpfe verfügte.
    Der Mann, der den Apparat steuerte, war klein und schmächtig. In seiner dicken Polarkleidung schien er beinahe zu versinken. Weißes, kurz geschnittenes Haar und ein ebensolcher Bart um Mund und Kinn ließen ihn trotz seiner etwa sechzig Jahre erstaunlich jugendlich aussehen.
    Hinter ihm her schritt ein zweiter Mann über das Eis. Er trug einen höchst eigenartig geschnittenen Expeditionsanzug aus glänzendem weißem Stoff. Die Montur sah aus, als habe sich ein Pariser Modedesigner an einer Montur für eine Polreise versucht. Trotz der dicken Polsterung war nicht zu übersehen, dass sich der Mann federnd und geschmeidig bewegte, wie ein Jaguar auf der Pirsch. Was rings um eine schwarze Sonnenbrille von seinem Gesicht zu erkennen war, ließ vermuten, dass er asiatischer Abstammung war.
    Mit einer knappen Joystickbewegung brachte der Weißhaarige den Rollstuhl vor ihnen zum Stoppen.
    »Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie etwas unsanft wecken ließ.« Die Stimme des Mannes war sanft und wohlmoduliert. Obwohl er nicht laut sprach und im Hintergrund nach wie vor vereinzelt Rufe von Soldaten zu hören waren, konnte Henry ihn gut verstehen.
    »Es stand jedoch zu befürchten, dass Sie ein wenig … nun, überreizt auf unsere Ankunft reagieren könnten. Mr Isidro hielt es für besser, kein Risiko einzugehen.«
    Der Asiat hinter ihm nickte kaum merklich.
    »Wer sind Sie?« Wütend trat Eileen einen Schritt vor. Sofort rissen zwei der Soldaten ihre MPs in die Höhe und zielten auf ihre Brust. Zähneknirschend trat sie wieder zurück. »Was wollen Sie von uns?«
    »Ich glaube, ich weiß, wer er ist«, sagte Professor Albrecht unvermittelt.
    »Ich auch.« Dr. Golitzin spuckte auf den vereisten Boden. »Spyker!«
    Ein mildes Lächeln umspielte die Lippen des Weißhaarigen. Er neigte amüsiert den Kopf. »Mit Verlaub, mein Namen ist Wayne Spyker. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Sie sind der Sponsor von Dads Expedition?«, entfuhr es Henry.
    Spyker drehte den Kopf in Henrys Richtung und fixierte ihn. Seine Augen waren von einem blassen Blau, ausdruckslos wie die eines

Weitere Kostenlose Bücher