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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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sich dazu zweifelsohne einer Architektur bedient, wie sie auf ihrer Heimatwelt üblich ist und die es weder vorher noch nachher auf der Erde gegeben hat. Sie bauten eine Metropole, die Jahrtausende überdauerte – wie lange genau, entzieht sich unserer Kenntnis. Irgendwann, ebenfalls aus ungeklärter Ursache, ging ihre Zivilisation zugrunde …«
    »Das Eis«, tönte Lincoln sofort. »Die Antarktis driftete gen Süden, bis das Eis die Stadt der Fremden komplett zugedeckt hatte.«
    »Möglicherweise. Jedenfalls blieb von ihrer einstigen Größe nichts als die Ruinen, die wir mit eigenen Augen gesehen haben.«
    »Und Spyker?«, wiederholte Henry. »Angenommen, all das hätte sich so zugetragen. Angenommen, Spyker fand irgendwo einen Hinweis auf die Existenz außerirdischer Ruinen und wollte als ihr Entdecker in die Geschichte eingehen. Dann hätte es doch ausgereicht, eine Expedition herzuschicken, die in seinem Namen und mit seinem Equipment Bilder davon macht, Vermessungen vornimmt und so weiter. Die Resultate wären Eigentum seiner Firma gewesen, er hätte den Ruhm für sich gehabt.« Er runzelte die Stirn. »Warum kam er persönlich?«
    »Ich hab’s!« Eileen schnippte mit den Fingern. »Er spekuliert auf irgendwelche Hinterlassenschaften des raumfahrenden Volkes. Hinterlassenschaften von solcher Brisanz, dass er niemandem vertraut, sie ohne sein Beisein zu bergen.«
    »Raumschiffe«, warf Lincoln aufgeregt ein. »Und Superwaffen! Shit, Spyker ist doch Waffenfabrikant, oder? Natürlich hofft er in den Katakomben unter der Stadt das Kriegsgerät der Fremden zu finden – Phaser, Atomtodesstrahler, Disintegratoren …«
    Am hinteren Ende des Zelts zog Boris Golitzin mit einem vernehmlichen Ratschen den Reißverschluss seines Parkas hoch. Die anderen wandten sich mit fragendem Blick in seine Richtung.
    »Was haben Sie vor, Dr. Golitzin?«, erkundigte sich der Professor vorsichtig.
    »Was Sie da reden, ist durchaus interessant«, knurrte der Russe durch seinen Vollbart. »Aber in unserer gegenwärtigen Lage bringen uns diese Überlegungen leider keinen Schritt weiter.« Er deutete in Richtung Eingangsschleuse. »Spyker hält uns gegen unserer Willen fest. Was er mit uns vorhat, steht in den Sternen. Niemand auf der Erde weiß, wo wir stecken und was hier geschieht.« Er zog die Verschlüsse seiner Iso-Handschuhe zu und schlug sich demonstrativ mit einer Faust in die Handfläche. »Ich für meinen Teil werde nicht untätig herumsitzen und mir Gedanken über die Erbauer irgendwelcher alten Steinhäuser machen.«
    »Sie sind ja lebensmüde«, zischte Eileen. »Selbst wenn es Ihnen gelingen sollte, das Zelt zu verlassen, Sie kämen keine zehn Schritte weit! Dieser Ort ist das reinste Militärlager, jeder von Spykers Männern ist bis an die Zähne bewaffnet.«
    »Und falls doch«, mischte sich Lamont ein, »was wollen Sie da draußen weiter anstellen? Wir sind hier am Ende der Welt. Auf tausend und mehr Kilometern gibt es niemanden, der uns helfen könnte!«
    »Ich werde mich unbemerkt zum Hägglund schleichen.« Golitzin bückte sich und begann, in einem Werkzeugkasten zu kramen. Zangen, Schraubenmuttern und ein Zollstock lagen ringsherum am Boden verstreut und ließen keinen Zweifel, dass Spykers Leute das Zelt nach potenziellen Waffen durchsucht hatten, bevor sie die Gefangenen hineingesteckt hatten. »Von dort werde ich einen Funkspruch nach McMurdo absetzen. Ich werde ihnen unsere Lage schildern und die exakte Position unseres Standorts durchgeben.«
    »Und weiter?« Eileen baute sich vor dem russischen Wissenschaftler auf. »Selbst wenn Sie das schaffen, es würde Tage dauern, bis uns hier jemand zu Hilfe kommen kann.«
    »Besser als gar keine Hilfe«, erwiderte Golitzin knapp. »Außerdem kann ich unsere Lage möglicherweise auf andere Weise verbessern, wenn ich erst mal frei bin. Vielleicht gelingt es mir, Spyker außerhalb des S1 abzupassen und …« Er öffnete ein unscheinbares Seitenfach auf der Innenseite des Werkzeugkastens und griff hinein. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein großes Überlebensmesser. »Priwjät. Dachte ich’s mir doch, dass da niemand gesucht hat!«
    »Ich flehe Sie an, Dr. Golitzin: Tun Sie nichts, was Sie hinterher bereuen!« Professor Albrechts Stimme hatte ihren Vortragston verloren, sie klang mit einem Mal sehr alt und brüchig.
    Doch der Russe hatte bereits begonnen, mit der Edelstahlklinge die innere Kunststoffplane am hinteren Ende des Zelts zu zerschneiden.

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