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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Rasch hatte er eine Öffnung geschaffen, die vom Boden bis etwa auf Schulterhöhe reichte. Er hielt inne, lauschte. Dann machte er sich an der Außenhaut zu schaffen.
    Mit großen Augen sahen die anderen ihm zu, wie er ein zweites, erheblich kleineres Loch freischnitt. Obwohl die Öffnung höchstens einen halben Meter lang war, entwich sofort ein Teil der aufgestauten Wärme nach draußen. Eisige Kälte strömte herein.
    Golitzin streckte vorsichtig den Kopf hinaus, peilte, ob die Luft rein war, dann nickte er zufrieden. Auf dieser Seite des Zelts waren keine Wachleute postiert. Vorsichtig erweiterte er den Riss und stieg mit einem Bein hindurch. Das zweite folgte, und Boris Golitzin war verschwunden.
    Mit angehaltenem Atem lauschten die Zurückgebliebenen dem leisen Knarzen seiner Stiefel auf dem harten Schnee. Sie entfernten sich rasch, bis sie nicht mehr zu hören waren.
    Auf ein geflüstertes Kommando von Professor Albrecht begannen Henry und Lincoln, den klaffenden Riss in der äußeren Zeltwand provisorisch mit Panzertape zu verschließen. Auf diese Weise würde die Öffnung von draußen nicht auf den ersten Blick zu erkennen sein. Golitzin dagegen konnte die Hintertür sekundenschnell wieder öffnen, wenn er zurückkam.
    Noch immer war außerhalb des Zelts nichts zu hören als das Heulen des Windes. Unruhig warf Henry einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war mittlerweile fast halb vier Uhr früh. Eigentlich hätte er vor Müdigkeit kaum noch aufrecht stehen dürfen, aber nach den Ereignissen der vergangenen Nacht war Schlaf das Letzte, woran er im Moment dachte.
    In diesem Augenblick zerrissen aufgeregte Rufe die Stille. Ein Alarmschrei gellte durch das nächtliche Lager, gefolgt von einem zweiten. Ein Schnellfeuergewehr ratterte los.
    Aus verschiedenen Richtungen kamen Männer herbeigerannt. Wieder wurde aggressiv gebrüllt, Befehle flogen hierhin und dorthin. Dann donnerten drei einzelne Schüsse durch die Nacht, lauter und dumpfer als die vorherigen. Der dritte wurde von einem kehligen Schrei beantwortet.
    Allen war klar, wer ihn ausgestoßen hatte.
    »Golitzin!«, entfuhr es Lincoln.
    »Um Gottes willen«, keuchte der Professor.
    »Diese Verbrecher – sie haben tatsächlich auf ihn geschossen!« Eileens Gesicht war leichenblass geworden.
    »Das war keine automatische Waffe«, stellte Dr. Lamont fest. »Die Schüsse klangen eher nach einem Revolver oder etwas Ähnlichem.«
    Die schweren Schritte mehrerer Männer näherten sich dem Eingang. Jemand riss die Reißverschlüsse auf und zwei von Spykers schwarz uniformierten Handlangern erschienen. Sie zerrten eine dritte Gestalt hinter sich her, die sie an den Oberarmen gepackt hielten.
    »Golitzin! Was habt ihr mit ihm gemacht?« Eileen sprang auf und machte Anstalten, sich auf die beiden Soldaten zu stürzen. Da trat ein dritter Mann durch die Öffnung, eine schussbereite MP in der Armbeuge. Die Wissenschaftlerin erstarrte in der Bewegung.
    Die Männer manövrierten Golitzin zu einer Klappliege. Bei jedem Schritt stieß der Russe ein schmerzerfülltes Stöhnen aus. Eines seiner Beine baumelte schlaff hinter ihm her, eine dünne Blutspur zog sich quer durch das Zelt.
    Grob stießen die Soldaten den Russen auf die Liege, bevor sie sich zur Eingangsschleuse zurückzogen und das Zelt verließen. Der Mann mit der MP ging als Letzter. Bevor er die Reißverschlüsse hinter sich zuzog, sagte er in beiläufigem Ton: »Versucht das ruhig wieder, wenn ihr mögt. Ab jetzt haben wir Order, anständig zu zielen.«
    Damit war er verschwunden.
    In Sekundenschnelle hatten sich alle um die Liege und Dr. Golitzin versammelt. Der Russe war blass, aber bei Bewusstsein. Sein bärtiges Gesicht war vor Qual verzerrt.
    »Brutproklat!«, fluchte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Diese Hunde! Ich hätte auf Sie hören sollen, Dr. Cavanaugh …«
    Eileen hatte bereits einen Erste-Hilfe-Kasten geholt und schnitt mit einer Verbandschere nacheinander die dicken Lagen von Golitzins Hosenbein auf. Je tiefer sie kam, desto blutdurchtränkter wurde der Stoff.
    »Was ist passiert?«, wollte Henry wissen.
    »Zunächst lief alles glatt. Ich kam unbemerkt zwischen den Zelten durch und hielt auf die Fahrzeuge zu. Kurz bevor ich aus dem Lichtkreis der Scheinwerfer war, entdeckte mich ein Posten, der am Eingang des S1 Wache hielt. Er alarmierte die anderen und gab einige Warnschüsse in die Luft ab. Ich rannte los und …«
    Eileen klappte die letzte Lage Stoff beiseite. Darunter kam

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