Schummeln fuer die Liebe
ganz froh, diese megacoolen Socken anzuhaben, die Mum mir in Konstanz gekauft hat. Baxter trägt nämlich total witzige Klamotten. Jetzt wo ich hier sitze, kann ich mir die in Ruhe anschauen. Auf seinem T-Shirt erkenne ich Figuren aus dem Film
Nightmare before Christmas
, den Film haben Stadlers auf DVD. Dazu hat er eine Hose aus Schottenkaro an und an den Füßen schwarze Chucks mit weißen Punkten. An unserer Schule kenne ich keinen Jungen, der sich so anziehen würde. Dabei wirkt er ganz normal. Normal nett. Nicht wie so ein Modeaffe.
»Seit wann bist du denn da?«, frage ich und mit einem vorwurfsvollen Seitenblick auf Flo: »Ich dachte, du kommst erst in ein paar Wochen.«
Baxter grinst.
»Flo dachte auch das. But meine Mum hat geschrieben ein falsche … Wie sagt man?«
»Datum!«, ergänzt Flo.
»Genau!«
Baxter verdreht die Augen.
»Meine Mum manchmal ist ein bisschen …«
Er lässt den Zeigefinger neben seiner Stirn rotieren und grinst ein besonders breites Grinsen. Dabei guckt er mich an. Er sieht aus, als ob er auf eine Antwort wartet. Ooops! Mir fällt aber gerade nix ein.
»Ich wollte Baxter heute Nachmittag den Ort zeigen. Johann kommt auch vorbei. Du gehst doch mit, oder?«, fragt Flo.
»Klar!«, sage ich und merke auf einmal, dass meine schlechte Laune wie weggeblasen ist. »Klar komme ich mit. Ehrensache!« Ich ziehe die Socken aus und tappe barfuß zu uns rüber. »Bis gleich dann!« Mit der freien Hand winke ich den beiden noch kurz zu.
»Wo ist eigentlich dieses coole T-Shirt ?«, frage ich Mum beim Mittagessen.
»Welches deiner dreihundertfünfzig Teile meinst du denn?« Sie klingt ein bisschen gestresst.
»Du weißt schon, das schwarze mit den roten Ringeln am Ärmel und der grinsenden Fledermaus vorne drauf.«
»Ach das!«, sagt Mum gedehnt und guckt mich mit Forscherblick an. Ja, ich weiß schon, als sie es angeschleppt hat, fand ich es uncool und peinlich, weil Flo und ich gerade das Leben echter Fledermäuse studiert haben. »Das liegt in einer Tüte oben auf meinem Kleiderschrank.Ich wollte es eigentlich umtauschen. Hab ich ganz vergessen.«
»Mama!«, brüllt Tonki. »Wieso kriegt Lene schon wieder ein neues T-Shirt und ich nicht? Ich will eins mit Prinzessin Lillifee vorne drauf.«
»Lene bekommt kein neues T-Shirt !«, sagt Mum knapp und fährt sich mit der Hand über die Augen. Ich merke genau, dass sie keinerlei Lust hat zu diskutieren. Aber so, wie ich meine kleine Schwester kenne, wird sie damit nicht durchkommen. Die will es ganz genau wissen. Wenn es sein muss, fünfmal hintereinander.
Ich stehe auf und bringe die Teller in die Spülmaschine. Ich hab’s ein bisschen eilig. Bevor wir in die Stadt gehen, will ich mir noch die Haare waschen.
Erst als ich unter der Dusche stehe, fällt mir ein, dass ich gar nichts von der Englischarbeit gesagt habe. Ach, das hat Zeit bis morgen.
»Kommt Teresa auch mit?«, fragt Johann, als ich später wieder bei Stadlers aufkreuze. Ich schüttle den Kopf. »Die ist heute mit ihrem Bruder unterwegs.«
»Mit Julian?«
»Ja, klar!«, sage ich. Was für eine blöde Frage. Teresa hat nur einen Bruder und der heißt Julian. Das weiß Johann doch.
In dem Moment kommen Baxter und Flo durch die Tür. Dicht gefolgt von Tiki. »Das ist gemein!«, quiekt die. »Ich will auch mit in die Stadt.« Sie stampft mit dem Fuß auf, dabei guckt sie ihren Cousin an, als hätte sie gerade ein Wunderwesen aus dem All entdeckt.
»Lasst uns gehen!«, brummt Flo. Er beachtet Tiki überhaupt nicht. Dabei weiß er genau, dass sie dann erst recht fuchsteufelswild wird.
»Mach dir nix draus, little princess. Ick spielen abends mit dir … Wie sagt man … Mensch ärger dir nix?«
Während er das sagt, lächelt er nett und zupft Tiki freundlich an den Haaren. Die strahlt und ist schlagartig sanft wie ein Lämmchen. Donnerwetter, das hat noch niemand so schnell geschafft.
Ich hätte eigentlich gedacht, dass Baxter alles schrecklich langweilig findet. Was ist unser Kaff schon gegen London? Aber er findet alles
nice
und
very interesting
. Das ist nicht mal gelogen. Man merkt es an der Art, wie er sich umguckt und alles genau wissen will. Sogar das Wort Fußgängerzone ist für ihn bemerkenswert. Jedenfalls sagt er es eine ganze Weile lang immer wieder vor sich hin.
»Das ist nice zu gähen hier mit dir in Fußgängerzone, Lini!«
, sagt er und grinst mich breit an.
»And it’s nice zu gehen in Fußgängerzone with my cousin
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