Schummeln fuer die Liebe
es nicht gerne tut. Das kommt vom Schlittschuhlaufen im Winter. Johann kann sich so einigermaßen auf den Dingern halten. Baxter ist eine echte Katastrophe. Er steht breitbeinig, wackelt in den Knöcheln und rudert wie wild mit den Armen. Pünktlich alle zwei Minuten plumpst er auf den Hintern. Aber er gibt nicht auf. Immer wieder versucht er es und nach einer halben Stunde läuft er schon ein riesiges Stück, ohne zu fallen. Eine weitere halbe Stunde später macht ihm die Sache sichtlich Spaß und er fängt an, sich Kunststückchen zuzutrauen.
»Lini!«
, brüllt er.
»Look, was ick kann!«
Mit Vollkaracho rast er auf mich zu. Rumms, knallt er auf mich drauf und drückt mich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Bande.
»Hoppala!«
, sagt er und hält sich mit beiden Händen an meinen Schultern fest. Seine Nasenspitzeschwebt ganz dicht vor meiner. Ich kann sehen, dass er einen Strahlenkranz in seinen blauen Pupillen hat und dass seine blonden Wimpern ganz lang und seidig sind.
»Du zerquetschst mich!«, sage ich und muss mich räuspern.
»Sorry!«
, sagt Baxter und versucht, sich von mir zu lösen. Aber die Rollschuhe rutschen ihm weg und jetzt hängt er um meinen Hals wie ein Ertrinkender. Noch ein kleiner Rutscher und wir liegen beide auf der Bahn. Er hängt quer über meinem Brustkorb.
»Genug fir heute!«
, grinst Baxter.
»Komm, Lini, gähen wir Cola trinken.«
Ich rapple mich langsam hoch und bin heilfroh, dass die anderen auch genug haben und uns zum Kiosk folgen. Langsam laufe ich hinter ihnen her. Mir ist ein bisschen schwindelig.
Oh, Hilfe! Geahnt habe ich es schon seit Tagen, aber jetzt bin ich mir sicher. Was war das für eine bekloppte Idee, ich könnte in Flo verliebt sein? So ein Quatsch. Ich liebe Baxter. Ich liebe Baxter so, dass es fast wehtut. Wenn ich bloß an diese blauen Augen denke … Für einen Moment schließe ich meine. Und dann diese Wimpern, dieses Lächeln und die goldige Aussprache.
»Lene, ist dir nicht gut?« Teresa stupst mich an.
»Doch, mir geht’s gut!« Ich strahle sie an. Ha, und wie gut es mir geht. Am liebsten würde ich meine Freundin vor Glück umarmen, bis ihr schwarz vor Augen wird. Jetzt kann sie wieder in Flo verknallt sein,so viel sie will. Und wenn die beiden heiraten wollen, streue ich Blumen. Jawoll!
Die Cola ist ganz kalt und süß. Schon lange hat mir nichts mehr so gut geschmeckt. Ich strecke die Beine aus und lehne mich genüsslich zurück.
»Fährst du jetzt eigentlich mit Raoul auf die Hütte?«
Ich verschlucke mich an meiner Cola, pruste und spucke die braune Brühe in die Gegend. Seit ich angefangen habe, mich zu verknallen, trinke ich wie ein Kleinkind. Teresa klopft mir auf den Rücken. Japsend ringe ich nach Luft.
»Das kommt davon, dass die Cola hier immer so kalt ist. Ich kriege auch jedes Mal Schluckauf davon«, sagt sie und wirft dem Kioskbesitzer einen vorwurfsvollen Blick zu.
Ich nicke und bin froh, dass ich fürs Erste nicht antworten muss. Vorsichtig schiele ich zu Baxter rüber, aber er sitzt zu weit weg, um Teresas Bemerkung über Raoul gehört zu haben.
Oh Mann! Wieso habe ich daran nicht gedacht? Ich muss diesen Schweizer loswerden, bevor Baxter was davon mitkriegt. Ich nehme vorsichtig noch einen Schluck Cola. Wenn ich jetzt einfach schnell mit ihm Schluss mache? Aber das kauft mir garantiert keiner ab, wo ich doch soo verknallt war. Diese dämlichen Hochzeitspläne … Was hat mich da bloß geritten? Und wenn er mit mir Schluss macht? Oh nein! Dann muss ich auch noch ’ne Trauershow abziehen. Am besten, ich erwähne ihn einfach nicht mehr. Irgendwann ist bestimmt Gras über die Sache gewachsen.
Shoppen oder Schwimmen?
In unsere Stadt kommen jede Menge Leute zum Einkaufen. Aber wenn die Familie Lohmaier shoppen will, muss sie in die nächste Großstadt verreisen. Ich habe da schon immer drüber gemeckert, aber insgeheim macht es mir meistens Spaß. Schon weil Mum und Papa an solchen Tagen immer so gut drauf sind. Im Gegensatz zu anderen Eltern, die ihre Brut bereits nach einem halben Einkaufstag am liebsten an der Reklamationstheke umtauschen würden. Na gut, seit Tonki auch immer mit von der Partie ist, ist es ein bisschen nervig geworden. Aber weil sie genau weiß, dass sie sich zum Schluss etwas von Playmobil oder ein neues Barbie-Outfit aussuchen darf, bleibt sie den Tag über einigermaßen erträglich.
Wir gehen immer nach dem gleichen Schema vor. Also, erst die Pflicht! Das heißt, wir gehen in die Läden, in die
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