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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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rechter Trottel sein
musste. Wie konnte ich glauben, dass er am vereinbarten Ort startet? Der konnte
ja wenige Meter vor dem Ziel stehen und kurz vor mir locker durchfahren.«
    Gerhard schaute
Martl lange prüfend an. »Dass du ein Riesentrottel sein musst, beweist die
ganze Aktion. Aber wir wissen von Moritz – das ist der Knabe, der ihn von
Gunzesried aus mit dem Skidoo transportiert hat –, dass er ihn wirklich
hochgefahren hat und Rümmele wohl wirklich korrekt gestartet sein muss.«
    Martl fingerte
wieder an seinem Cappuccino-Becher. »Aber das konnte ich nicht wissen. Ich fuhr
durchs Ziel – das war der Jägerstand bei den Jungbäumen – und war schon
gewappnet, gleich in seine triumphierende Visage zu blicken. Aber da war kein
Rümmele. Nach zehn Minuten wurde ich unruhig. So lang konnte der nicht
brauchen. Er war ein guter Skifahrer.«
    Martl schaute
angewidert. Jo verstand den Blick, denn auch sie musste neidlos zugeben, dass
Rümmele exzellent Ski gefahren war. Noch eine Schmach für ihre Allgäuer Seele!
    Martl fuhr fort: »Ich fing an zu rufen. Nichts. Da kam ich auf die Idee, sein Handy anzuwählen,
aber da war nur die Mailbox.«
    »Es gibt kein
D1-Netz unten im Tal«, murmelte Jo. Schon komisch, was einem in dramatischen
Momenten an Banalem einfiel.
    Martl starrte sie
überrascht an, wieder dankbar. »Daran hatte ich gar nicht gedacht. Klar,
Rümmele hat ein D1-Handy, ich ein D2. Ich begann, den Hohlweg bergauf zu gehen,
rief weiter. Und da lag er plötzlich. Blut rann aus einer Kopfwunde. Ich dachte
zuerst, der wäre gegen einen Baum gefahren. Ich habe seinen Puls gefühlt.
Nichts! Und auf einmal wusste ich, dass das eine Schusswunde war. Ich geriet in
Panik. Ich hab mich umgeschaut, vielleicht war der Mörder ja noch da.«
    »Hast du denn keinen
Schuss gehört oder irgendwas?«, fragte Gerhard ungläubig.
    »Nein, überhaupt
nichts. Es hat geschneit, golfballdicke Flocken. Seine Abfahrtsspur war fast
schon wieder zugeschneit. Meine Fußstapfen auch.«
    »Er hatte also die
Ski noch an?«, wollte Jo wissen.
    »Ja, das eine Bein
war merkwürdig verdreht, die Bindung ist nicht aufgegangen.« Martl blickte zu
Boden.
    »Die hat er
wahrscheinlich zugezogen wie ein Berserker, denn wenn sie im Tiefschnee
aufgegangen wäre, hätte er das Rennen vergessen können«, meinte Jo. Das war
Rennalltag. Lieber das Bein gebrochen, als bei einem unvorhergesehenen Schlag
den Ski zu verlieren.
    Martl schaute sie
erneut dankbar an. Gerhards Augen sagten: Vorsicht, Lady!
    Laut sagte er: »Daher die Kreuzbandverletzung. Der Pathologe hatte gar nicht so Unrecht. Okay,
weiter, Martl.«
    »Ich wollte weg.
Aber da lag Rümmele und starrte mich an. Grauenhaft. Er starrte und starrte, so
als würde er jedes meiner Geheimnisse kennen. Ich weiß nicht, wieso, ich hab
ihm die Ski und die Schuhe und den Anorak ausgezogen, ihn an den Baum gelehnt.
Ich wollte davon ablenken, dass sein Tod irgendwas mit Skifahren zu tun hat«,
sagte Martl.
    »Und wo ist der
ganze Krempel?«, wollte Gerhard wissen.
    »Hab ich in meinem
Skisack mitgenommen und später auf der Mülldeponie entsorgt.«
    »Einfach so, einen
teuren Rennski? Und wenn den jemand gefunden hätte?«
    Martl sah überrascht
aus. »Das war kein Rennski. Das war ein Freeriding-Brett, dieser Dynastar Ski
im Retro-Design. Den hab ich in drei Teile zerbrochen.« Martl überlegte kurz.
»Bei einem Rennski hätte mir das in der Seele weh getan.«
    Jo rief dazwischen: »Dann ist Rümmele gar nicht mit dem verschliffenen Ski gefahren. Wahrscheinlich
hat er das bemerkt. Und mit dem Freeriding-Ski konnte er das Rennen auch
gewinnen!«
    Gerhard schüttelte
den Kopf: »Können wir diese Fachsimpelei über Ski mal lassen. Ihr seid doch
beide nicht ganz normal im Kopf. Es geht um Mord!« Und zu Martl gewandt: »Da
hast du also Skrupel, einen Ski zu zerstören, aber kannst eine Leiche mal eben
so neu arrangieren.«
    Martl sah zu Boden: »So einfach war das nicht. Ich hatte Angst, verdammt. Ich wollte keine Fehler
mehr machen.«
    »Hast du aber, denn
der Anorak hing noch am Baum, den hat Falco gefunden!«, rief Gerhard erbost
aus.
    Martl schaute
Gerhard und Jo mit einer Mischung aus Verwunderung und Ernst an, dann blickte
er Jo direkt in die Augen, bis sie wegsehen musste. »Scheiße, den Anorak, den
hab ich kurz an einen Baum gehängt …«
    »… wo er bis heute
hängen würde, wäre Jo nicht dort ausgeritten. Aber lassen wir das. Wie bist du
denn dann mit deinem Skisack aus dem Tal

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