Schussfahrt
Spezialisten. Herr Rümmele dagegen fuhr sehr gut.«
»Fragen Sie doch mal
Jo«, mischte sich Patrizia wieder ein, »die wird ja wohl eine Ahnung haben.«
Volker überlegte
kurz, ob Moritz ein Kandidat für das Rennen gewesen wäre, verwarf die Idee aber
als zu abwegig.
»Oh, das würde ich
liebend gern. Ich würde auch mit Herrn Weinzirl plaudern, aber der hat es
vorgezogen, wie von der Tarantel gestochen dieses heimelige Gebäude zu
verlassen.« Volker war sauer. Er hätte den ganzen Fall so gern abgeschlossen.
Marcel hätte ihm so gut als Täter in den Kram gepasst.
»Gerhard kam mir in
Immenstadt auf der Straße entgegen. Ein bisschen schnell, würde ich sagen, und
wenn ich Ihnen noch einen Tipp geben darf: Er war unterwegs zu Jo. Er ist
zumindest ins Bergstätter Gebiet abgebogen. Und außer Jo wüsste ich niemanden,
der da oben wohnt«, sagte Patrizia.
20.
Jo wachte auf. Schon
wieder dieses blöde »Wo bin ich bloß«-Gefühl! Sie blinzelte.
Diesmal war die
Unterlage kein Waldboden, es handelte sich eindeutig um ein Bett, nicht um ihr
eigenes, aber ein Bett.
»Hallo, zurück auf
diesem Planeten?« Zur Stimme gehörte ein Weißkittel, der ihr den Puls fühlte
und aufmunternd zunickte: »Wissen Sie, wie Sie heißen?«
Blöde Frage,
natürlich. Nun wollte er auch ihre Straße und Telefonnummer wissen.
»Wollen Sie ein Date
mit mir ausmachen?« Jo versuchte einen Witz.
Der Weißkittel
lächelte. »Gern, aber erst, wenn Sie diesen Schmiss im Gesicht etwas
überschminken. Sie müssen einen ganz schönen Dickschädel haben, es scheint
keine Gehirnerschütterung zu sein, nur eine Schädelprellung. Eine Nacht müssen
Sie wahrscheinlich zur Beobachtung dableiben. Und jetzt lassen wir mal ihren
Retter rein.« Er winkte zur Tür.
Jo ging das alles zu
schnell. Krankenhaus? Ein Arzt?
Da trat Gerhard mit
einem schiefen Grinsen in den steril weißen Raum. »Servus, Dickschädel, jetzt
hast du endlich auch eine medizinische Bestätigung für deine Sturheit.« Trotz
des lockeren Tons sah er besorgt aus. »Geht’s einigermaßen?«
»Sieht so aus, aber
was hat der Doc mit dem Schmiss gemeint?« Jo versuchte sich aufzusetzen und
sank mit einem Ächzen zurück.
»Na ja«, Gerhard
lächelte aufmunternd, »du hattest einen Zusammenstoß mit einem Ast, und das
wirkt momentan so, als würdest du einer schlagenden Verbindung angehören! Ist
aber nicht tief. Der Schmiss gibt dir etwas richtig Verwegenes.«
Verwegen – das war
nun allerdings das letzte Attribut, das sich Jo selbst zugesprochen hätte.
Saublöd schon eher. Bruchstücke der Szene huschten durch ihren Kopf, wirbelnde
Puzzleteilchen, die immer wieder aus der Reihe tanzten, wenn sie versuchte, sie
irgendwo anzulegen. Aber da erhaschte sie ein Eckstück. »Warst du das auf dem
Weg?«
»Ja, ich meine, es
ist ja wohl der Lebenstraum eines jeden Mannes, dass ihm eine Frau vor die Füße
sinkt. In deinem Fall sah das Ganze allerdings etwas plumpsackartig aus.« Sein
betont witzelnder Jargon verhieß nichts Gutes. Das war seine Art, sich erst mal
warm zu reden.
»Sehr charmant, aber
wieso warst du da? Kleiner Waldspaziergang?« Jo nahm seinen Ton auf.
Gerhard atmete tief
ein. »Ich hab dich gesucht und dann erfahren, dass du beim Reiten bist. Du
hattest kein Handynetz, kein D1-Netz im Tal, du erinnerst dich …? Ich war am
Stall, da stand dein Auto. Falco war weg, und eines von den pubertierenden
Reit-Girlies meinte, du hättest ja ordentlich Kondition, bei so schlechtem
Wetter so lange draußen zu bleiben.« Er zuckte die Schultern. »Da bin ich mal
mit zwei von den Mädels los.«
Jo sah ihn verblüfft
an. »Bloß weil das Wetter schlecht war? Warum diese Sorge um mein kostbares
Leben?«
Gerhard setzte sich
vorsichtig auf die Bettkante. »Jo, weißt du noch, dass du bei Jochen Löhle
warst?« Seine Stimme war sehr leise.
Oh Gott, natürlich!
Jo wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war. Dieser peinliche Auftritt!
»Ja«, sagte sie,
»das war keine Meisterleistung der Taktik. Ich hatte vor, dich anzurufen,
gleich nach dem Reiten. Ehrlich!«
»Da ist dir Löhle
zuvorgekommen. Er war ziemlich irritiert, weil du unbedingt etwas über einen
Vertrag wissen wolltest und weil er den Eindruck hatte, er wird irgendwie in
die Mordsache verwickelt. Deshalb hab ich dich gesucht. Jo, was hat das alles
zu bedeuten?«
Sie atmete tief
durch und gab ihm eine Zusammenfassung des Gesprächs mit dem Bauern Karl.
Gerhard nickte
resigniert. »Und dann hatte Miss
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