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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Kopf-durch-die-Wand nichts Besseres vor, als
loszuschlagen?«
    »Ich weiß ja, wie
blöd das war, aber ich rase einfach immer mitten in die Komplikation. Ich geb’s
zu, ich hab mal wieder meine herausragendste Eigenschaft ausgelebt: Ungeduld!«
    Gerhard nickte
wissend, er kannte diese Frau und ihre Unruhe nur zu gut, aber diesmal war sie
zu weit gegangen.
    »Deine Ungeduld ist
ungesund«, sagte Gerhard mit einem für Jos Geschmack viel zu besorgten
Gesichtsausdruck.
    »Na ja, so was kann
immer passieren. Falco konnte nichts dafür. Bei so einem Knall scheut jedes
Pferd, sogar ein Norweger mit skandinavisch-kühlen Nerven. Was schießen die
auch jetzt noch Überhänge ab!«
    Gerhards Blick war
bittend. »Darf ich mal?« Er zog ihre Bettdecke ein Stückchen weg. Jo folgte
seiner Handbewegung mit den Augen. Ihr Knie war verbunden, hellrotes Blut hatte
den Verband leicht durchtränkt.
    Gerhard nahm eine
kleine Krankenhausschale und hielt sie ihr vors Gesicht. Komische kleine
Kügelchen. Tabletten? Jo sah hektisch zwischen dem Knie, Gerhard und den
Kügelchen hin und her.
    »Das sind
Schrotkugeln, 3,5-Millimeter-Kügelchen, abgefeuert aus einer Beretta. Doktor
Schmidt hat die vorhin aus deinem Knie gefischt«, sagte Gerhard sehr langsam.
    »Schrotkugeln?
Schrotkugeln!« Jo klang, als würde sie ein Mantra beten. Sie hatte plötzlich
das Gefühl, von weit oben herab dieser Szene zuzusehen.
    Gerhard saß an einem
Bett und sagte: »Jemand hat auf dich geschossen. Jo, bitte …«
    Jo landete wieder in
ihrem eigenen Körper. Sie starrte wie hypnotisiert aus das Knie. Tränen liefen
ihr über die Wangen, tonlos aber stetig.
    Gerhard wischte ihr
behutsam eine Tränenspur weg. »Jo, das ist wirklich kein Spiel mehr.«
    Jo nahm seine Hand,
die immer noch auf ihrer Wange ruhte. »Hat wirklich jemand auf mich
geschossen?«
    »Es könnte auch ein
Warnschuss gewesen sein. Vielleicht wollte man dich nicht verletzen. Vielleicht
waren es Querschläger, aber eines ist sicher: Ein Versehen war das nicht. Das
galt dir.«
    »Wegen Rümmele?«
    Gerhard nickte
leicht. »Irgendjemandem sind wir, bist du, zu dicht auf der Spur. Und wenn wir
ehrlich sind: Seit die Sache mit dem Vertrag ans Licht gekommen ist, sieht es
für Martl noch schlechter aus. Sein Motiv wird immer dichter.«
    »Und er soll auf
mich geschossen haben?« Jo zitterte.
    Gerhard hob die
Schultern. »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Das Rennen, sein
Verschwinden – ich hätte ihm zugetraut, dass er Rümmele umbringt. Aber dass er
auf dich schießt …? Ich glaube das nicht, aber unser Amateur-Detektiv-Club hat
soeben geschlossen, der letzte Vorhang ist gefallen. Volker Reiber hat jetzt
endlich ein Recht, alles zu erfahren. Ich werde ihn anrufen. Wir werden ihm
alles erzählen. Wir beide, du auch!«
    Gerhard nahm sein
Handy, wählte die Nummer und bat Volker Reiber, ins Krankenhaus nach Sonthofen
zu kommen.
    »Ich scheine die
Hirnwindungen Ihrer Landsmannschaft nicht ganz nachvollziehen zu können. Was
ist hier los? An der Pforte sagte man mir, man hätte auf Frau Kennerknecht
geschossen. Wer schießt hier? Wo waren Sie beide am Donnerstag? Und was ist das
für eine Geschichte mit dem Skirennen? Und wer war der Sparringspartner von Herrn
Rümmele?« Volker Reiber stand noch im Türrahmen, als er all diese Fragen
fünfundzwanzig Minuten später herausknatterte.
    Jo ließ sich ins
Kissen zurücksinken. Volker-Schicki-Lederstrumpf – das würde der härteste Part
des Tages sein.
    »Das sind ein
bisschen viele Fragen«, kam es von Gerhard.
    »Ja, und ich bestehe
auf Antworten!«, sagte Volker.
    Der Arzt, der gerade
noch einmal nach Jo sah, schaute vom einen zum anderen. »Meine Herren, die
Patientin …«
    »Danke, Herr Doktor,
ich werde mit den beiden schon fertig. Es ist einfach so, dass wir dringend
einige klärende Worte sprechen müssen. Aber das werde ich mit Sicherheit nicht
hier tun. Ergo pappen Sie mir jetzt wieder so ‘nen hübschen Verband über das
Knie und entlassen mich. Sonst entlasse ich mich selbst.«
    »Davon würde ich
Ihnen abraten, sehen Sie …« Der Arzt zupfte an Jos Verband.
    »Nichts da. Sie
sehen, dass ich in besten Händen bin. Zwei Bullen als Bodyguards, wer kann denn
schon mit so was aufwarten. Ich komm auch gern morgen zum Verbandswechsel
vorbei, ehrlich! Und das mit dem Date lass ich mir auch durch den Kopf gehen.«
    Gerhard mischte sich
ein: »Die quatscht Sie tot und kaut Ihnen ein Ohr ab. Falls Sie heute noch
andere Patienten

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