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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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kurzer Zeit schon einiges
erledigt. »Das ist der Stand der Dinge«, erwiderte er knapp und trat wieder einen
Schritt zurück.
    Von der Tür her meldete sich Pressesprecher
Stock zu Wort: »Weiß man, ob er hier in der Stadt Bezugspunkte hat? Weitere Bekannte,
Freunde, Frauen?«
    Bruhn schien über diese Frage erfreut zu sein.
»Herr Stock hat Recht. Bevor wir in ganz Deutschland die Gäule scheu machen, muss
geklärt werden, ob Klinsmann Grund hatte, die Nacht hier … na, sagen wir mal, anderweitig zu verbringen.«
Er wandte sich an die Schar der herumstehenden Kriminalisten: »Es muss jeder ausfindig
gemacht werden, der in dieser Kneipe war, jeder und vor allem jede. Fragen Sie seine
Mutter, ob es noch Freundschaften hier in der Stadt oder der Umgebung gibt. Und
stellen Sie fest, wo sich seine Frau aufhält.«
    Stock blickte besonnen in die Runde: »Mein
Vorschlag wär, dass wir erst am frühen Nachmittag an die Öffentlichkeit gehen –
dann reicht’s den Printmedien noch.«
    Bruhn fuhr dazwischen: »So wird’s gemacht,
auch wenn die Journalisten bald davon Wind kriegen. Die Gäste von dieser Kneipe
werden ihren Mund kaum halten können.« Dann wurde er wieder sachlich: »Die Soko
wird aufgestockt. Ab sofort hat dieser Fall absolute Priorität. Ich schick Beamte
von Göppingen rauf. Es wird eine ›besondere Aufbauorganisation‹ eingerichtet. Sie
wissen, was dies bedeutet. Geleitet wird sie von mir und sämtliche Kontakte nach
außen laufen über den ›Ö‹.« Stock, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war,
malte sich im Geiste aus, was dies bedeuten würde: Interviews, Gespräche, vor allem
aber jede Menge Journalisten, die bar jeder Ahnung von Polizeiarbeit sein würden.

56
     
    Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Georg Sander war dabei,
seine Mails zu lesen, als einer seiner treuesten Informanten anrief, der für gewöhnlich
das Gras wachsen hörte. »Nur ein Tipp, Herr Sander«, sagte die Stimme mit dem Unterton
höchster Geheimhaltung, »heut Nacht haben sie den Klinsmann in Geislingen gekidnappt.«
Sander fiel beinahe der Hörer aus der Hand. »Wie bitte?«, entfuhr es ihm, sodass
der Redaktionsleiter, der ihm an der Schreibtischgruppe gegenübersaß, interessiert
von einem Beschwerdebrief aufblickte, den er gelesen hatte.
    Der Informant, der Beziehungen zu Gott und
die Welt pflegte und schon mehrfach, wie auch immer, bei allerlei Fernseh-Unterhaltungssendungen
mitgemischt hatte, bestand darauf, dass es kein Gerücht war: »Bei der Kripo ist
der Teufel los«, flüsterte er, als könne jemand mithören.
    Sander bedankte sich für den Hinweis und legte
auf. »Ich glaub, bei uns läuft eine riesige Sache ab«, stellte er fest, worauf sein
Gegenüber gespannt auf eine Erklärung wartete.
    »Klinsmann sei in Geislingen entführt worden«,
sagte er knapp und nannte den Namen des Informanten, während die Sekretärin die
Ohren spitzte.
    Über das Gesicht des Lokalchefs huschte ein
kritisches Lächeln. »Bei uns?«, fragte er ungläubig, »Klinsmann bei uns?« Das schien
ihm absurd zu sein. »Glauben Sie doch das nicht!« Er sah seinen Kollegen zweifelnd
an. »Der war doch am Samstag sicher noch in Frankfurt bei diesem Endspiel.«
    Sander zuckte mit den Schultern. »Ich ruf mal
beim Revier an.«
    Kaum hatte er dies gesagt, klingelte das Telefon.
Sander meldete sich und hörte sofort eine aufgeregte Frauenstimme. Es war eine Kollegin
der ›Bild‹-Zeitung in Stuttgart. »Kollege, können Sie uns schon helfen«, begann
sie entnervt und schrill, »wo ist das mit Klinsmann passiert? Haben Sie Fotos?«
    Sander atmete tief durch. Jetzt würde etwas
abgehen …
     
    Die interne Fahndung lief auf Hochtouren – bundesweit und im angrenzenden
Ausland. Doch mehr, als dass der Fußball-Bundestrainer spurlos verschwunden war,
den eigentlich jedes Kind kannte, konnten die Kriminalisten an ihre Kollegen in
ganz Deutschland nicht weitermelden. Auch bis zur Mittagszeit hatten sich kein Anhaltspunkt
und kein Zeuge gefunden, der hätte sagen können, was geschehen war, nachdem Klinsmann
das ›Clochard‹verlassen hatte.
    Im Lehrsaal des Geislinger Polizeireviers herrschte
drangvolle Enge. Inzwischen war eine gesamte Etage des Gebäudes von der Sonderkommission
in Beschlag genommen worden. Pressesprecher Stock hatte sich in einem winzigen Raum
niedergelassen, wo er abwechselnd das Festnetz-Telefon, sein Handy oder den Computer
bediente. Obwohl er offiziell noch keine einzige Zeile verlautbart hatte,

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