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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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und gehört haben. Denn diese Ereignisse …« Der Slowake setzte ein fieses Lächeln auf,
»… diese Ereignisse könnten schneller, als Ihnen lieb ist, auch über Sie und Ihre
Frau kommen. Haben wir uns verstanden?«
    Häberle verschränkte seine Arme und nahm die
Beine voneinander. Er spürte innere Unruhe. Mit diesem Mann war nicht zu spaßen.
Vor allem aber durfte er ihn nicht reizen.
    »Mir wäre sehr daran gelegen, mit Herrn Nullenbruch
reden zu können – oder mit Herrn Blamocci«, sagte er vorsichtig und ruhig, doch
er bemerkte selbst, dass seiner Stimme die Entschlossenheit fehlte.
    »Kapieren Sie nicht?«, zischte ihn sein Gegenüber
an. »Verschwinden Sie.« Wieder dieses zynische Lächeln. »Ich bin übrigens davon
überzeugt, dass es zu Hause für Sie genügend Arbeit gibt.«

54
     
    Linkohr war die ganzen Tage über ziemlich beunruhigt gewesen. Zwar
hatte er mehrfach mit Häberle telefoniert, doch hörte sich manches, was er dabei
erfuhr, ziemlich merkwürdig an. Heute am frühen Vormittag war der Chef-Ermittler
sogar richtig aufgewühlt gewesen. Er sei indirekt bedroht und aufgefordert worden,
das Land zu verlassen. Die Hilfe des Kollegen Spišiak sei auch eher spärlich gewesen.
Allerdings erwarte er, dass im Laufe des Tages die Analyse-Ergebnisse zu einem rostbraunen
Fleck in Nullenbruchs Firma vorlägen. Ansonsten aber, so schilderte Häberle seine
Eindrücke, stoße er eher auf eine Mauer des Schweigens. Er habe mehr und mehr das
Gefühl, dass nur ein offizielles Amtshilfeersuchen über Interpol den Ermittlungen
in der Slowakei den nötigen Nachdruck verleihen könne. Seine Erkenntnisse jedoch
könnten ausreichen, dieses bürokratische Verfahren in Gang zu setzen, zeigte er
sich zuversichtlich. Er würde sein Wissen nicht nur für Interpol niederschreiben
müssen, sondern auch für Bruhn, der sich von Häberles mehrtägiger Dienstreise konkrete
Ergebnisse versprochen hatte.
    Der Chef-Ermittler erklärte, er werde mit Meckenbach
zusammen die Nachmittagsmaschine von Košice aus nehmen und am späten Abend wieder
in Stuttgart sein.
    Linkohr gab Häberles neueste Schilderungen
den Kollegen der Sonderkommission bei der Frühbesprechung bekannt. Er spürte, wie
sich zunehmend gewisse Resignation breit machte. Wenn der Schlüssel des Falls im
Ausland lag, dann waren ihnen vorläufig die Hände gebunden.
    Inzwischen füllten die Protokolle und Ergebnisse
der Spurensicherung mehrere Dutzend Aktenordner. Dennoch gab es immer noch Hinweise,
denen die Beamten nachgehen mussten. Vereinzelt meldeten sich Personen, die entweder
in der Nacht, als Lanski am Bahndamm erschossen wurde, oder vor den Häusern der
ermordeten Heimerle und Funke Verdächtiges beobachtet haben wollten.
    »Da steckt also eine internationale Bande dahinter«,
konstatierte einer der Beamten, nachdem Linkohr Häberles Erlebnisse der vergangenen
Nacht geschildert hatte.
    »Und der oder die Täter sind längst über alle
Berge«, meinte ein anderer enttäuscht, »wir stochern im Nebel rum – und haben keine Chance.«
    Der elektronische Ton eines Telefons ließ die
Kriminalisten aufhorchen. Linkohr stand dem Apparat am nächsten und nahm den Hörer.
Er lauschte konzentriert und fragte mit einer Mischung aus Verwunderung und Entsetzen
nach: »Was? Sagen Sie das nochmal.« Er war so laut geworden, dass die Gespräche
im Raum verstummten und die Kollegen gespannt Linkohrs Gespräch verfolgen.
    Er war kreideweiß und legte den Hörer wie in
Trance auf.
    »Kollege, was ist?«, drängte einer der Männer.
    »Ihr werdet’s nicht glauben – aber Klinsmannn
ist verschwunden.« Stille. »Hier in Geislingen. Bei uns.«
     
    Bruhn raste mit Pressesprecher Uli Stock von Göppingen das Filstal
aufwärts nach Geislingen. Auf dem Dach des zivilen, weißen Mercedes hatten sie ein
magnetisch haltbares Blaulicht befestigt. »Was glauben Sie, was jetzt abgeht«, stellte
der oberste Kripochef des Landkreises fest. Er war selbst hinter das Steuer gesessen,
weil er in dieser Situation niemandem zugetraut hätte, so schnell an den Tatort
brausen zu können. Die Autofahrer vor ihm machten ihm respektvoll Platz, hielten
rechts an oder ließen eine Mittelgasse für ihn frei. Für Stocks Begriffe schoss
Bruhn viel zu schnell in die Kreuzungen hinein. Der Pressesprecher hielt sich mit
der rechten Hand am Haltegriff fest und beäugte ängstlich, wie der Mercedes einen
Beinahezusammenstoß nach dem anderen provozierte. Bruhn schien jedem zeigen zu wollen,
wer jetzt Herr

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