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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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haut er ab, geht in Ruhestand. Kollege Linkohr …« Das Gesicht des Kommissars verfinsterte
sich, wie immer, wenn er sich in die Politik hineinsteigerte, »… das sind die Typen,
mit deren Villen die Ufer des Lago Maggiore bebaut sind. Abzocken, den schnellen
Euro machen, das Volk verdummen – zack, und selbst in Saus und Braus leben.«
    »Und ich wollt mir einen Volkswagen kaufen …«
    »Wenn Sie Ihre Kaufentscheidungen danach treffen,
brauchen Sie gleich gar nichts zu kaufen. Wir haben längst amerikanische Verhältnisse:
Was zählt, ist Knete, das große Geschäftemachen, glauben Sie mir. Wer Geld hat,
hat die Macht.«
     
    Ute Siller war von der Mitteilung empört gewesen, dass Klinsmann in
ihrem Ferienhaus festgehalten worden war. Sie hatte überzeugend dargelegt, ihr Haus
vor Monaten schon durch Nullenbruchs Vermittlung an angebliche Geschäftsfreunde
aus der Slowakei vermietet zu haben. Der Preis dafür sei im Voraus bezahlt worden
und man habe vereinbart, dass eine Verlängerung möglich sei. Wer die wirklichen
Mieter waren, wusste sie nicht.
    Häberle nahm dies zur Kenntnis, ohne es gegenüber
seinen Kollegen zu kommentieren. Zwar lag der Verdacht nahe, dass diese Frau nicht
ehrlich war, aber inzwischen formte sich in seinem Kopf ein ganz anderes Bild der
Geschichte – auch wenn Bruhn
für ein schnelles Zugreifen war, wie er telefonisch zu verstehen gab. »Sperren Sie
dieses Biest ein«, bäffte er unter dem Druck der Öffentlichkeit, »wir kriegen locker
einen Haftbefehl. Wenn es jemand gibt, der hier die Fäden zieht, dann diese Furie.«
Bruhn sprach so, als habe er diese Frau schon selbst erlebt. In Wirklichkeit kannte
er sie nur vom Hörensagen. Häberle malte sich in Gedanken aus, was wohl geschähe,
würden diese beiden Choleriker aufeinander treffen.
    Bruhn wurde immer nervöser, obwohl in diesen
regnerischen Sommerwochen das Interesse an der weiterhin ungeklärten Frage allmählich
abebbte, wieso eine Hand voll Südosteuropäer Klinsmann in ihre Gewalt gebracht hatte.
Die meisten Medien gaben sich mit der Vermutung zufrieden, der Zugriff der Polizei
sei erfolgt, noch ehe überhaupt die Täter eine Forderung hätten stellen können.
Doch es bestand jederzeit die Gefahr, dass alles wieder hochgekocht wurde, auch
wenn das politische Sommertheater in Berlin mehr und mehr Gestalt annahm und die
Parteien langsam begannen, sich gegenseitig zu zerfleischen – und dabei dem Irrtum
unterlagen, auf diese Weise Wählerstimmen zu gewinnen.
    »Man will langsam wissen, wie sich die Sache
entwickelt«, wetterte Bruhn ins Telefon, nachdem die Sonderkommission personell
urlaubsbedingt reduziert worden war. Häberle musste einräumen, dass man auf der
Stelle trat. Auch die Kontakte in die Slowakei hatten bisher nicht die gewünschten
Erfolge erzielt. Kapitán Jozef Spišiak war zwar jederzeit Ansprechpartner gewesen,
doch alle seine Ermittlungen liefen ins Leere. So gab es natürlich auch in der Gasse
namens Zámoènicka ulica keinen Frantisek Toth. Und selbst die gemailten Fotos der
Klinsmann-Kidnapper führten laut Spišiak zu keinerlei Hinweisen. Die Männer seien
in Košice völlig unbekannt – und außerdem gebe es bis zum heutigen Tag keine Erkenntnisse
zum Schicksal von Blamocci und Nullenbruch. Das jüngst aufgetauchte Gerücht, wonach
Blamocci drüben in der Ukraine erschossen worden sei, halte sich zwar hartnäckig,
doch gebe es keinerlei Bestätigung dafür, zumal sich die dortigen Behörden wenig
kooperativ zeigten. Nur eine einzige Nachricht von Spišiak ließ Häberle aufhorchen:
Der dunkelrote Fleck auf der Treppe in Nullenbruchs neuem Firmenkomplex war tatsächlich
Menschenblut.
    »Ich sag Ihnen eins, Herr Häberle«, drohte
Bruhn, »wenn es noch einen Toten gibt, sehen Sie alt aus. Wer gibt Ihnen denn die
Gewähr, dass nicht schon bald wieder jemand umgebracht wird? Sie wissen selbst,
wie verworren die Verflechtungen sind.« Bruhn legte eine Pause ein, während der
Häberle nichts zu sagen wagte. »Dieser Gangolf … auch nicht gerade einer von der sympathischen Sorte, um es mal
vornehm auszudrücken … oder diese Wirtschaftsbosse
– das brauch ich Ihnen nicht vorzubeten.« Der Kripochef, so glaubte Häberle zu spüren,
schien wieder neuen Druck gekriegt zu haben. »Was wir brauchen, Mensch, begreifen
Sie das doch, Himmelherrgottdonnerwetternochmal, alles, was wir brauchen, ist eine
Festnahme. Oder wollen Sie noch eine halbe Ewigkeit an der Sache rummachen?«
    Häberle lehnte sich gelassen in

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