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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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irgendwie gestresst und entnervt klang. Der Politiker erklärte, dass er einen
dubiosen Anruf erhalten habe, sofort auf ›Staufeneck‹ zu kommen, und dass er in
Sorge sei, dort oben könne etwas nicht mit rechten Dingen zugehen.
    Der Kriminalist am anderen Ende der Leitung
schwieg einen Moment, schien den Hörer zuzuhalten und etwas mit einem anderen Kollegen
zu bereden. Riegerts Auto rollte bereits auf den Ortsrand von Salach zu. Nur wenige
Fahrzeuge kamen ihm entgegen.
    Dann meldete sich die Stimme wieder: »Sie können
hochfahren. Sie werden von Kollegen in Empfang genommen.«
    Riegerts Herz begann zu pochen. Also doch.
Dann lief bereits eine größere Polizeiaktion. Er trat kräftiger aufs Gaspedal.
     
    »Jetzt«, sagte Häberle kühl ins Mikrofon. Im Saal hatte noch immer
ein heilloses Durcheinander getobt. Gangolf war es bislang nicht gelungen, sich
wieder Gehör zu verschaffen. Doch dann verstummten die Gespräche augenblicklich.
    SEK-Beamte in Kampfkleidung hatten die beiden
Eingangstüren mit einem Ruck aufgerissen, Waffen in Anschlag gebracht und sich sofort
im Saal verteilt.
    »Keine Bewegung, alle bleiben sitzen«, rief
einer der Männer, während zwei Dutzend wortlos hereinhuschten und ihre zuvor genau
festgelegten Positionen bezogen. Innerhalb weniger Sekunden waren die Besucher der
Tagung von den Einsatzkräften und den Kellnern umzingelt. Unterdessen wurden die
ersten empörenden Zwischenrufe laut. Gangolf, der wie zur Salzsäule erstarrt am
Rednerpult stand, hatte sich am schnellsten wieder gefasst. »Ich bin etwas erstaunt«,
sagte er und blickte in die Runde, auf die von allen Seiten drohend Waffen gerichtet
waren, »vielleicht kann mir mal jemand erklärten, was hier vor sich geht.« Seine
Stimme klang unsicher und schwach.
    »Das kann ich gerne tun«, schallte es ihm von
einer der offenen Türen im rückwärtigen Teil entgegen. Es war Häberle, der im Hereinkommen
einem Mann in die Augen blickte, mit dem er einige Tage auf Dienstreise gewesen
war. Meckenbach drückte mit dem Zeigefinger der rechten Hand seine randlose Brille
gegen die Nasenwurzel.
    Die Köpfe der Besucher drehten sich zu Häberle,
der entlang der Wand nach vorne ging, vorbei an den Kollegen des Spezialeinsatzkommandos.
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Herr Ministerialdirektor«, klang Häberles
sonore Stimme durch den Saal. »Aber ich befürchte, das Dessert fällt heute aus.«
    Gangolf fehlten offenbar die Worte. »Nachdem
die Mehrheit hier im Raum gegen eine Fortsetzung Ihrer … Ihrer Aktionen zu sein scheint …«, fuhr Häberle fort. Er hatte jetzt das Rednerpult
erreicht und stand neben Gangolf. »… nachdem also alles gründlich in die Hose gegangen
ist, wird es Zeit, dem Treiben ein Ende zu setzen. Ein für allemal.« Er verschränkte
die Arme, um locker und entspannt zu wirken.
    »Es gibt einige Herrschaften hier im Saal,
die mehr wissen«, machte der Kommissar weiter, »… es sind Herrschaften, die vor
Mord und Totschlag nicht zurückschrecken.« Wieder wurde Empörung laut. Irgendjemand
rief: »Ich hab’s ja gleich gewusst. Ich hab damit nichts zu tun.« Weitere Stimmen
folgten, die Ähnliches bekräftigten.
    Häberle hob die Arme, um zu signalisieren,
dass er noch mehr zu sagen hatte. Er sah, wie sich Linkohr unauffällig bei Meckenbach
postiert hatte und wie nervös Stefan Beierlein mit den Augen blinzelte. Der Mann,
der ganz vorne neben Gangolfs aufreizend gekleidetem Betthäschen saß, dürfte Nullenbruch
sein, dachte Häberle, der sich auf die Schnelle einen Überblick verschaffen wollte.
Er verspürte jetzt auch eine innere Unruhe.
    »Sie alle …« Er deutete auf die vor ihm sitzenden Zuhörer an den V-förmig
ausgerichteten Tischen, »… Sie alle waren an einem groß angelegten Erpressungsversuch
beteiligt – bewusst oder teilweise unbewusst, vielleicht auch im Glauben, eine gute
Sache zu unterstützen. Aber …«
Er musste wieder gegen Zwischenrufe ankämpfen und hob deshalb die Stimme. »… aber
die Herrschaften, die Sie unterstützt haben, haben vor nichts zurückgeschreckt.«
Er drehte sich zu Gangolf, der die Hände in den Hosentaschen vergrub, um eine gewisse
Lässigkeit vorzutäuschen. Ihm standen Schweißperlen auf der Stirn.
    »Dieser Herr«, machte Häberle weiter »der hat
in Berlin die Fäden gesponnen und mit dem verehrten Herrn Nullenbruch und dessen
Kontakte zur osteuropäischen Wettmafia ein globales Netzwerk aufgebaut, dessen einziges
Ziel es sein sollte, durch Korruption und

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