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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gesagt hat«, kommentierte sie.
    »Dabei hätten wir noch Zeit. Ich an seiner
Stelle hätte es auf den letztmöglichen Zeitpunkt ankommen lassen.« Er sprach mit
gedämpfter Stimme, weil sich inzwischen ein junges Paar an den Nebentisch gesetzt
hatte.
    »Ich auch«, meinte sie, »vollendete Tatsachen
schaffen – und fertig. Und rausschmeißen, wen man nicht mehr braucht.« Ihre Stimme
war kalt. Eiskalt. Wie das Wetter.
    »Das wird sowieso kommen.« Meckenbach hatte
stets ein schlechtes Gewissen gehabt, als er die Firma in diesem Nest bei der Hohen
Tatra aufgebaut hatte. Aber er tat nichts weiter als seine Pflicht – und wurde dafür
fürstlich bezahlt. Irgendwie war es schon pervers: Er bezog ein Managergehalt, um
den minimal entlohnten Arbeitern die wirtschaftliche Grundlage vollends zu entziehen.
Doch jedes Mal, wenn dieser Gedanke aufkam, versuchte er, ihn zu verdrängen. Um
in diesem knallharten Job bestehen zu können, musste man vermutlich so sein wie
Ute.
    »Nulli hätt’s ja nicht wirklich nötig«, sinnierte
er und lehnte sich zurück.
    »Nötig oder nicht«, meinte die Frau, »was heißt
schon nötig? Es geht um Gewinnoptimierung. Das haben wir doch gelernt. Stillstand
ist Rückschritt. Also muss jeder Unternehmer schauen, wie er sein Kapital bestmöglichst
verzinst. Und in Sicherheit bringt. Die Entwicklung in diesem Land lässt Schlimmstes
befürchten. Bisher jedenfalls. Ich muss dazu nichts zu sagen.«
    Nein, das war nicht nötig, dachte er.
    »Nulli hat halt auch einige Hobbys, wie man
so hört«, wandte er ein, um das Gespräch nicht wieder versiegen zu lassen.
    Sie runzelte vorsichtig die glatte Stirn. »Das
kann ich nicht überblicken, aber dass er einen aufwendigen Lebensstil pflegt, ist
unbestritten. Die Jacht am Bodensee hat sicher ein paar Euro fuffzig gekostet, klar
– und seine grenzenlose Begeisterung für den Fußball lässt er sich auch ganz schön
was kosten.«
    »Ja, alle wissen das. Als Bayernfan fährt er
zu jedem Heimspiel nach München und manchmal auch zu den Auswärtsspielen.«
    Sie nickte. Als Finanzleiterin wusste sie um
die Spesen, die dabei entstanden und die so gut es sich vertreten ließ, auch als
solche verbucht wurden. Bisher war das Finanzamt noch nicht dahinter gekommen.
    Die Bedienung brachte das Getränk.
    »Gerüchteweise hört man, dass er auch als Sponsor
auftritt«, erklärte Ute Siller.
    Sie prosteten sich mit dem Mineralwasser zu
und tranken.
    »Sponsoring ist modern geworden«, erwiderte
Meckenbach, »und in gewisser Weise auch steuerlich interessant.«
    »Natürlich. Er ist da wohl einer Art Förderverein
beigetreten, die sich mit der Fußballweltmeisterschaft befasst.«
    »Ach …«, gab sich Meckenbach erstaunt, »auf so hoher Ebene spielt er mit?
Dann stimmt es vielleicht doch, dass er den Klinsmann persönlich kennt.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung,
interessiert mich auch nicht. Fußball ist für mich so wichtig, wie wenn in China
ein Fahrrad umfällt.«
    »Demnächst wirst du dich dieser Begeisterung
gar nicht mehr entziehen können«, hielt ihr Meckenbach entgegen.
    »Oh doch, glaub mir. Ich werd kein einziges
Spiel anschauen. Nicht eines. Für mich ist es ein Rätsel, dass ein solch brutaler
Sport die Massen bewegt. Aber vielleicht gerade deshalb.« Sie überlegte. »Weil die
ganze Gesellschaft brutal geworden ist. Hast du dir mal diese Nahaufnahmen bei einem
Spiel genau angesehen? Diese versteckten Fouls. Ich staun jedes Mal, was die Schiedsrichter
durchgehen lassen. Aber wie man inzwischen weiß, sind die alle bestochen.«
    »Also, bitte«, versuchte Meckenbach den Redefluss
charmant zu stoppen, »wenn du das so genau weißt«, lächelte er, »schaust du doch
heimlich Fußball.«
    »Quatsch«, sie wurde wieder energisch, »man
kann sich dem Schwachsinn doch nicht entziehen. Schau dir samstags die Tagesschau
an – und du kriegst die ganze Bundesliga im Schnellgang vor den Latz geknallt.«
    »Und wer steckt hinter diesem … Förderverein?«, hakte Meckenbach interessiert
nach, während jetzt die Pizzen serviert wurden.
    »Eine Adresse in Stuttgart – keine Ahnung.
Sagt mir nichts. Guten Appetit.« Sie begann, ihre Pizza in vier Teile zu schneiden.
    »Gleichfalls«, sagte er und zeigte sich an
Utes Hinweisen interessiert, »… in Stuttgart. Doch nicht etwa ›MV?« Zu gerne hätte
er gewusst, worüber sie informiert war.
    »Ich hab wirklich keine Ahnung. Ich weiß nur,
dass einige Unternehmer dabei sind. Ein elitärer Kreis, wie mir

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