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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Gesicht zuckte ein Lächeln. Er
wollte nichts dazu sagen. Hätte er die Wahl zwischen ›Ändschi‹ oder Eva, würde er
sich für Eva entscheiden. Er erschrak über diesen Gedanken – und verdrängte ihn
sofort wieder.
     
    »Du hast dich aufgeregt …« stellte Wolfgang Meckenbach fest, als seine Kollegin Ute Siller
zielstrebig auf ihren Porsche zusteuerte, der neben seinem Mercedes-Cabrio parkte.
Er hatte mal wieder Glück gehabt und war zum richtigen Zeitpunkt aus dem Büro gegangen,
um rein zufällig, wie er in solchen Fällen stets versicherte, Ute vor der Heimfahrt
zu treffen.
    »Wer sagt das?«, erwiderte sie kühl.
    »Man hat’s durch alle Büros gehört«, versuchte
er zu lächeln.
    »Man muss diesem Flittchen zeigen, wo’s lang
geht.« Beim Einsteigen drehte sie sich zu ihrem Kollegen um. »Kann kein richtiges
deutsch und hat nur eines im Sinn …«
    Er kam zögernd auf sie zu, denn sie würde gleich
die Tür zuwerfen und davon brausen. Wie immer. »Du meinst, sie geht auf den Strich?«
    »Kannst es ja mal testen«, kam es schnippisch
zurück, während sie sich in den Ledersitz fallen ließ und züchtig ihren Rock lang
zog.
    Meckenbach lächelte und stützte sich an Wagentür
und Dachholm ab, um seiner Kollegin in die Augen sehen zu können. Sie war wirklich
unnahbar. Die Trennung von ihrem Mann muss sie tief getroffen haben. Wahrscheinlich
hasste sie alle Männer, vor allem aber alle jungen Frauen, die ihrer Ansicht nach
nur danach trachteten, Partnerschaften auseinander zu bringen.
    »Was hat sie denn angestellt?«, fragte er vorsichtig.
    »Ach …« Sie winkte ab. »Sie hat einen Schnüffler reingelassen. Was weiß
ich! Irgendein dahergelaufener Typ schlappt in mein Büro rein und erkundigt sich
nach Nulli. Will wissen, wo er ist und ob er erreichbar sei.« Utes Stimme hatte
etwas Bösartiges und Gefährliches an sich. Sie umklammerte das Lenkrad, als wolle
sie an ihm ihren ganzen Frust auslassen.
    »Du kennst ihn aber nicht?« Meckenbach wurde
hellhörig.
    »Hat sich als Ericson vorgestellt und sei Vertreter
einer japanischen Firma – oder was. Hat etwas von einem Großauftrag gefaselt«, erklärte
sie kurz und bündig. »Aber ich hab ihn gleich durchschaut.«
    »Und Nulli? Du hast nichts von ihm gehört?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nein. Auch sein
Handy ist tot. Ich hab’s versucht. Seine Frau auch.«
    »Seine Frau? Seit wann hast du Kontakt zu seiner
Frau?«, staunte Meckenbach.
    »Quatsch«, gab sie zurück und sah ihn von unten
herauf an. »Sie hat mich angerufen. Aber nicht, weil sie sich Sorgen um ihn macht.«
Ute Siller überlegte. »Der kann ihr schon lang gestohlen bleiben. Zu Recht übrigens.«
Wieder stockte sie. »Sie macht sich Sorgen um die Firma – und hat mich beauftragt,
vorläufig nach dem Rechten zu sehen.«
    »Dich?« Meckenbach schluckte.
    »Ja, mich«, gab sie zurück und betonte jedes
der beiden Wörter. »Wen denn sonst? Die Firma braucht endlich mal eine starke Führung.«
Sie holte tief Luft, als wolle sie dem Folgenden damit noch mehr Nachdruck verleihen:
»Und glaub mir, Wolfgang …, da werden einige
ganz dumm dreinschauen. Ganz dumm.«
    Das konnte sich Meckenbach lebhaft vorstellen.
Der Gedanke, dass diese Frau jetzt seine Chefin war, irritierte auch ihn gewaltig.
Instinktiv richtete er sich auf, um nicht mehr den Eindruck zu erwecken, er wolle
sie am Wegfahren hindern.
    Er wurde eine Spur sachlicher. »Und Nulli ist
verschollen?«
    »Was weiß ich! Vielleicht hat er wieder irgendwo
ein junges Ding aufgerissen und sich abgesetzt. Seit sich seine Frau geweigert hat,
ihm die Mehrheitsbeteiligung an der Firma zu übertragen, scheint er total auszuflippen.«
    »Sie hat sich geweigert? Woher weißt du denn
das?« Meckenbach ließ Zweifel erkennen.
    Ute Siller sah ihn mit giftig schmalen Augen
an. »Wolfgang«, sagte sie langsam, »es gibt Dinge, die gehen auch dich nichts an.«
    Er stand wie ein begossener Pudel vor dem Porsche,
als sie die Tür ins Schloss zog und den Motor startete.
     
    Mike Linkohr fasste die bisherigen Erkenntnisse zusammen. Sein Chef,
der Kommissar Häberle, war mit ihm in eines der kleinen Büros gegangen und hatte
die weitere Vorgehensweise dargelegt. »Wir haben drei konkrete Anknüpfungspunkte«,
sagte Häberle und lehnte sich zurück. »Diese Herren Schiedsrichter, mit denen sich
Lanski getroffen hat, sein Handy, das noch Stunden nach seinem Tod irgendwo bei
Göppingen eingeloggt war, und diesen Anrufer aus der Slowakei … diesen …«

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