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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ich fragen darf, haben Sie mit
Herrn Lanski besprechen wollen?«, bohrte Häberle weiter.
    Striebel perlte der Schweiß von der Stirn,
obwohl es in dem Raum keinesfalls heiß war. »Eine rein private Sache«, stammelte
Striebel und war sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren, während sein Freund
keine Gefühlsregung erkennen ließ. »Wir haben mal gemeinsam Geld investiert da unten.«
Er suchte nach Worten. »Nicht in offizielle Anlageformen … sondern in eine Firma.«
    »Sie sind also Teilhaber dort?«, wollte der
Kommissar genauer wissen.
    »Nein«, antwortete Striebel, »es war quasi
ein Kreditgeschäft. Sie müssen wissen, vor noch gar nicht allzu langer Zeit lagen
die Kreditzinsen bei den Banken bei 20 und 22 Prozent. Das ist nahezu unerschwinglich
für einen expandierenden Betrieb. Also haben viele Unternehmer zehn Prozent für
private Kredite bezahlt. Das war für die Slowaken nur die Hälfte des Banküblichen
– und für die Kreditgeber aus Deutschland ein traumhaftes Geschäft.« Striebel war
froh, es gesagt zu haben. Das durfte auch jeder wissen, solange keiner fragte, woher
er, Kromer und andere so viel übriges Geld hatten.
    Häberle verstand. »Und da wollten Sie Lanski
auf dem Laufenden halten?«
    »Ja«, bestätigte der Angesprochene, »über die
Entwicklung dort und über die Modalitäten für die Rückzahlung, denn die Verträge
laufen zum Jahresende ab.«
    »Und die Entwicklung war gut?«, hakte Häberle
ruhig nach.
    Für den Bruchteil einer Sekunde schienen sich
die beiden Männer Hilfe suchend zuzublicken. Striebel entschied sich für eine Antwort:
»Sehr gut, ja«, log er. »Keinerlei Grund, sich zu sorgen.«
     
    Heini Heimerle und sein Freund Dieter Funke hatten lang und ausgiebig
miteinander gesprochen, jeden Aspekt von allen Seiten beleuchtet und waren weiterhin
der Meinung, ihr Wissen vorläufig für sich zu behalten. Im Interesse von Frau Lanski,
aber auch zu ihrer eigenen Sicherheit. Noch immer vertraten sie die Auffassung,
dass alles, was ihnen Lanski vorgestern Abend anvertraut hatte, einerseits zwar
ziemlich glaubwürdig klang, andererseits aber wohl kaum jemand ernst nehmen würde.
Sie hofften deshalb auf den Abgeordneten Klaus Riegert. Er war eine Vertrauensperson
und hatte zudem auch den politischen Überblick.
    Als Heini Heimerle das schmucke Einfamilienhaus
seines jüngeren Freundes Funke in Aichelberg verließ, war bereits die Nacht hereingebrochen.
In dem Wohngebiet erhellte das Licht formschöner Straßenlampen die Vorgärten, in
denen trotz der widrigen Witterung bereits die ersten Sommerstauden zu blühen begannen.
Heimerle musste ein paar Schritte auf der Straße bis zu seinem geparkten Audi gehen.
Der Blick streifte in dieser Hanglage weit über die tiefer stehenden Häuser hinweg
und reichte bis zum Horizont, wo ganz in der Ferne das Lichtermeer von Stuttgart
seinen sanften Widerschein im Dunst der Atmosphäre fand. Unablässig lag das Rauschen
und Brummen von Autos in der Luft, das auf die nahe Autobahn schließen ließ, die
hier bei Aichelberg, aus dem Neckartal kommend, die erste Höhenstufe zur Albhochfläche
erklomm.
    Die Häuschen in diesem Neubaugebiet entsprachen
dem Zeitgeist der Jahrtausendwende: Erker, Giebel, dazu Säulen am Eingang. Und viel
Holz. Funke, mit dessen Grundstück das Baugebiet am äußersten oberen Zipfel arrondiert
wurde, hatte sich sein Haus sogar vollständig aus Holz erstellen lassen.
    Heimerle war davon angetan gewesen und hatte
jetzt, als er in seinen Audi stieg, noch immer diesen frischen Holzgeruch in der
Nase.
    Er startete den Wagen und ließ ihn die menschenleere
Wohnstraße abwärts rollen, um schließlich über einen Kreisverkehr die Autobahn-Anschlussstelle
zu erreichen. Dort fuhr er in Richtung Ulm ein und beschleunigte kräftig. Trotz
der Steilstrecke, die hier bereits begann, war die Tachonadel schnell auf 90. Er
scherte sofort auf die mittlere Spur aus, um an der endlosen, nächtlichen Lkw-Kolonne
vorbei zu ziehen.
    Heimerle schaltete im Radio SWR 4 ein und summte
einen alten Schlager mit, den einmal ein Mädchen namens Michaela Mancini gesungen
hatte: »Warum soll ein Mädchen nicht romantisch sein?« Das war ewig her, seufzte
er in sich hinein. Er hatte die Sängerin sogar mal persönlich gekannt, hatte mit
bürgerlichem Namen Jutta Staudenmayer geheißen und ist, wie ihm eher beiläufig zugetragen
worden war, mit einem von den »Klostertalern« verheiratet, für die sie jetzt erfolgreich
Texte schrieb.
    Das Lied lenkte

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