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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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deiner … deiner Nebentätigkeit?«
    Sie trank einen Schluck Sekt, als wolle sie
Zeit gewinnen, um nachdenken zu können. »Er weiß zumindest, dass ich’s daheim schon
getan hab, daheim in der Slowakei.« Sie stockte. »Weißt du, in den Jahren nach der
politischen Wende war das für ein junges Mädchen ein lukratives Geschäft.« Sie versuchte
ein verlegenes Lächeln. »Wir haben das alle getan. Ich war gerade 15, als ich dafür
zwanzig Mark gekriegt hab. D-Mark, verstehst du – das war ein kleines Vermögen für
uns Mädchen.« Sie kuschelte mit dem Kopf an seine behaarte Brust, die das Freizeithemd
entblößte.
    Er grunzte leise, was ihr längst vertraut war
und ihr Geborgenheit suggerierte. »Ja, du hast es schon mal erwähnt, dass du tief
reingeraten bist.« Sein Blick traf das große Poster auf der gegenüberliegenden Wand.
Es zeigte eine ernst dreinschauende Frau, die nackt vor einem Sonnenuntergang am
Meer stand. Im rötlich schimmernden Himmel war in hell-gelber Farbe zu lesen: ›The
sun comes again.‹ Die Sonne kommt wieder. Vielleicht war auch gemeint: ›Immer wieder
geht die Sonne auf‹, wie es Udo Jürgens mal gesungen hatte.
    »Dann war ich im Gefängnis, ein halbes Jahr,
Michael«, hörte er ihre traurige Stimme wieder. »Das war die Hölle. Zu fünft in
einer winzigen Zelle.«
    Er streichelte ihre Wangen. »Und deshalb bist
du froh, dass dir Nullenbruch einen Job angeboten hat«, stellte er fest und spürte,
wie sie sanft nickte. »Hat er dich nur aus Mitleid eingestellt – oder bedeutest
du mehr für ihn?«
    Anna holte tief Luft. »Er ist ein Kunde und
er ist mein Chef – und ich tue, was er von mir verlangt.«
    »Und seine Frau? Weiß sie was davon?«
    »Soweit ich weiß, ist das Verhältnis schlecht.
Aber die Siller hat uns gesehen. Ausgerechnet die …« Anna spielte mit einer von Rambuschs Brustwarzen. »Die hat
sich Hoffnungen auf ihn gemacht. Hat er mir erzählt. Er sollte seine Frau dazu bringen,
ihm die Anteile der Firma zu überlassen.«
    Das Mädchen überlegte und fingerte an Rambuschs
Bauchnabel. »Sie will es aber nicht tun.« Anna lächelte. »Und außerdem würde Nullenbruch
die Siller nicht als Geliebte wollen.«
    »Woher weißt du das denn?« Rambusch wehrte
sich nicht, als das Mädchen jetzt damit begann, seinen Hosengürtel zu lösen.
    »Er steht auf junges Fleisch«, grinste sie
und schaute ihn von unten herauf an, »aber seit die Siller das weiß, macht sie mir
das Leben zur Hölle.« Bei dem Gedanken daran drohte ihre erotische Stimmung zu schwinden.
»Sie behandelt mich wie den letzten Dreck, schikaniert mich und verbietet mir neuerdings
sogar, Miniröcke zu tragen …«
    »Und warum beschwerst du dich nicht bei Nullenbruch?
Du gibst ihm doch, was er will.«
    »Hab mit ihm gesprochen. Aber er hält sich
raus. Er hat Schiss, sie könnte seiner Frau was über uns erzählen.« Anna öffnete
den Knopf, widmete sich dann aber Rambuschs behaarter Brust. »Er hat mir sogar befohlen,
ihr nicht zu widersprechen. Aus Angst.« Das Mädchen sah ihm besorgt in die Augen.
»Sie weiß nämlich sehr viel.«
    »Wie meinst du das?«
    »Naja, sie hat in ihrer Position bei Nullenbruch
Einblick in alles, was er tut. Diese Firma, die er in Košice gebaut hat – oder in
seine …« Sie zögerte und überlegte,
ob sie es aussprechen sollte, »na ja … in seine Begeisterung für den Fußball.«
    Der Mann nahm den Kopf Annas zärtlich in beide
Hände und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Über Fußball hatten sie in solchen
Augenblicken nie zuvor geredet. Er musste jetzt vorsichtig sein, dachte er. »Fußballbegeisterung?«,
gab er sich unwissend, worauf sie leicht irritiert schien.
    »Er fährt doch ständig den ›Bayern‹ hinterher
und ist Vorsitzender von irgend so einem Sponsoringverein oder so ähnlich. Eigentlich
interessiert mich das gar nicht.«
    »Sponsoring?«
    »Ich hab keine Ahnung, worum es da geht«, erwiderte
sie schnell und schob ihre rechte Hand in seinen gelockerten Hosenbund.
    »Und die Siller kennt sich da besser aus?«
    »Mit Sicherheit – auch wenn sie zu ihrem Ex-Mann
keine Kontakte mehr hat. Zumindest tut sie so, als ob sie ihn hasst.«
    »Ihr Ex-Mann?« Rambusch wollte jetzt mehr wissen.
Nie war die Gelegenheit so günstig gewesen.
    »Ja – ist irgend so ein Bonze in Berlin. Hab
aber schon wieder vergessen, wie er heißt«, hauchte sie und legte ihren Kopf auf
seinen Bauch, an dem die Bierchen und das üppige Essen nur wenige Spuren

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