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Schusslinie

Schusslinie

Titel: Schusslinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ein
Brandsatz auf den Balkon geworfen worden. Eine Flasche mit Benzin beispielsweise.«
    Häberle und sein junger Kollege hörten staunend
zu. Wenn tatsächlich diese Fälle alle miteinander zusammenhingen, dann überstieg
dies alles, womit sie jemals in der Provinz konfrontiert worden waren. Nur Häberle
war während seiner früheren Tätigkeit als Sonderermittler beim Landeskriminalamt
in Stuttgart gelegentlich mit solcher Schwerstkriminalität befasst gewesen.
    »Das Beste aber kommt noch«, fuhr Schmittke
fort. Er unterdrückte ein Gähnen. »Bruhn hat vorhin angerufen – er wollte übrigens
Sie, Herr Häberle, und er war ziemlich ungehalten, dass Sie noch nicht da waren«,
grinste der große Blonde, wohl wissend, was der Kollege jetzt denken würde, »ja,
Bruhn hat mir dann gesagt, dass man an einer der verkohlten Hauswände heut früh
die Überreste einer Waffe gefunden habe.« Er machte eine Pause, um Häberle und Linkohr
Gelegenheit zum Nachdenken zu geben.
    »Was für eine Waffe denn?«, wollte der Chef-Ermittler
ungeduldig erfahren.
    »Die Kollegen meinen, es sei eine Schrotflinte gewesen …«
     
    »Lass mich in Ruhe, verdammt nochmal. Wag es nicht mehr, mich anzurufen.«
Ute Sillers Stimme überschlug sich. Sie war drauf und dran, den Hörer auf den Apparat
zu knallen. Doch der Mann am anderen Ende der Leitung gab sich hartnäckig. Noch
einmal lauschte sie, während ihr Gesicht blass wurde. Sie drehte nervös am Kabel
des Telefons und sprang von ihrem Bürosessel auf und strich sich mit einer Hand
den Rock glatt, als gebe es jemanden, der sie sehen konnte.
    »Ich glaub, du bist schwer von Begriff. Hast
du nicht kapiert? Ich will deine Stimme nicht mehr hören. Nie mehr. Wenn du mich
weiterhin belästigst, zeig ich dich an«, zischte sie und fügte eine Spur leiser
hinzu: »Oder ich tu was ganz anderes. Darauf kannst du dich verlassen.« Dann warf
sie den Hörer krachend in die Schale, atmete tief durch und eilte mit ihren hochhakigen
Schuhen zur Tür ins Vorzimmer hinüber, die sie abrupt aufriss. »Hast du mir das
Gespräch durchgestellt«, fuhr sie das Mädchen an, das sich hinter dem mit Akten
beladenen Schreibtisch sofort erhob.
    »Nein, Frau Siller«, stotterte Anna.
    »Wer gibt dann meine Durchwahlnummer raus?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Dann erkundig
dich – drunten in der Zentrale. Und sag den Weibern dort, dass ich es auf keinen
Fall dulde, wenn man meine Durchwahlnummer rausgibt – oder hier Gespräche rauf verbindet,
ohne mir zu sagen, welcher Idiot was von mir will.« Die Frau kam energisch auf das
Mädchen zu.
    »Jawoll, mach ich«, erwiderte Anna und errötete,
als ihr die Chefin ins Gesicht blickte.
    »Wie siehst du denn aus?«, fauchte Ute Siller,
»bist du zum Pennen ins Büro gekommen? Weil man in der Nacht keine Zeit hatte? Ich
sag dir …« Sie warf einen
giftigen Blick auf den Schreibtisch, auf dem Schnellhefter, Notizzettel und Klarsichthüllen
ungeordnet durcheinander lagen. »… wenn so das Büro einer Sekretärin aussieht, dann
können wir den Laden gleich dicht machen.« Sie griff mit einer Hand wutentbrannt
in den Wust aus Akten und Papieren, worauf auch frisch geschriebene Briefe zerknüllt
wurden, und schleuderte das Knäuel in eine Ecke. Zettel flatterten, ein Schnellhefter
blieb aufgeschlagen liegen.
    Anna verfolgte den Anfall ihrer Chefin mit
steinerner Miene.
    »Bis heut Mittag herrscht hier Ordnung – oder
es werden Nachtschichten eingelegt«, brüllte die Frau so laut, dass man es mit Sicherheit
durch mehrere Büros hören würde, »Nachtschichten hier drin – und nicht in deinem
Puff. Merk dir das ein für alle Mal.«
     
    Frau Heimerle war mit den Nerven am Ende. Die Ärzte in der Geislinger
Helfenstein-Klinik hatten ihr Beruhigungsmittel gegeben. Jetzt, am Donnerstagvormittag,
fühlte sie sich matt und erschöpft und versuchte das nächtliche Geschehen zu verdrängen.
Zwischen Wachsein und Traum vermischten sich Realität und Wirklichkeit. Immer, wenn
sie glaubte, ihr Ehemann käme zur Tür herein und alles sei nur ein schrecklicher
Horrortrip gewesen, da holte sie auch prompt das Bewusstsein wieder zurück. Dann
zitterte sie und konnte ihre Gedanken nicht zügeln, die in ihrem Kopf Amok zu laufen
schienen.
    Die beiden Männer, die in das Zimmer kamen,
dessen zweites Bett leer war, hatte sie noch nie gesehen. Der Ältere stellte sich
als Kommissar Häberle vor, der andere war sein Kollege, dessen Name sie nicht verstand.
    »Wir möchten Sie nicht lange

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