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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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sogar die beiden Rhododendren, die neben der Eingangstür standen, waren Schuster inzwischen vertraut. Genau wie das unangenehme Gefühl im Magen, als er das Türschild sah: Heidi & Albert Stolze.
    »Verdammter Mistkerl«, brummte er, womit er nicht Albert Stolze, sondern Gerd Ohlendorf meinte, den liebestollen Hausmeister, der Stolzes Frau auf dem Gewissen hatte.
    Stolze lächelte, als er die Tür öffnete. »Tag, Herr Kommissar. Ich hab gehört, was mit Ihnen passiert ist. Schön, dass es Ihnen wieder besser geht.«
    Schuster ließ sich wieder in dem cremefarbenen, gemütlichen Sessel nieder, in dem er jedes Mal gesessen hatte. Er blickte sich im Zimmer um. Überall standen Kartons und Kisten he­rum, und die Bilder, die früher an der Wand gehangen hatten, standen nun auf dem Boden.
    »Ziehen Sie aus?«
    Stolze nickte. »Ja, es wird Zeit für einen Neuanfang.«
    Ja , dachte Schuster, für mich auch ...
    »Ich bin froh, dass wir den Mord an Ihrer Frau aufklären konnten.« Eigentlich hatte er sich ja von selbst aufgeklärt, aber so klang es besser, fand Schuster.
    Stolze nickte. »Ja. Auch wenn die Vorstellung, dass ein Mann, den ich jeden Tag gesehen habe, Heidi das angetan hat, schrecklich ist – ich bin froh, dass ich nun weiß, was passiert ist.«
    »Wohin werden Sie ziehen?«, fragte Schuster.
    »Ich habe eine Stelle in Berlin angenommen.« Stolze blickte sich um, und Schuster spürte, dass es ihm schwerfiel, aus diesem Haus auszuziehen.
    Er hievte sich aus dem weichen Sessel. »Ich wünsche Ihnen alles Gute, Herr Stolze.«
    Sie schüttelten sich zum ersten Mal die Hände. »Ich Ihnen auch, Herr Kommissar.«

Nichts für Angsthasen
    Ariane Vogelsang war mit ein paar Freunden über den Freimarkt gezogen und war nun mit Pia, ihrer besten Freundin, auf dem Heimweg. Es war der letzte Tag des Freimarkts und den hatten sie wie immer besonders feucht-fröhlich ausklingen lassen.
    Es war kurz vor drei Uhr nachts, der Vollmond erhellte den ansonsten tiefdunklen Himmel.
    Ariane hatte sich bei ihrer Freundin eingehakt und sang leise ein Lied.
    »Was singst du da eigentlich?«, fragte Pia.
    Ariane kicherte. »Keine Ahnung, aber ich krieg’s nicht mehr aus dem Kopf.«
    Sie kicherten beide und schlenderten in Richtung Contrescarpe, wo Pia wohnte. »Gleich musst du allein weiter, Schätzchen«, raunte Pia ihrer Freundin ins Ohr. »Du hast hoffentlich nicht vor, durch die Wallanlagen zu laufen.«
    »Klar.«
    »Spinnst du?« Pia war stehengeblieben und tippte sich an die Stirn. »Da, wo die Frau gefunden wurde?«
    Ariane lachte. »Glaubst du, der Kerl wartet an derselben Stelle und lauert mir auf?«
    Pia sah so aus, als würde sie das grundsätzlich nicht ausschließen.
    »Du bist verrückt«, sagte sie nur und ging weiter.
    Ariane lief hinter ihr her.
    »Es ist Vollmond und noch dazu neblig. Echt gruselig«, murmelte Pia und ging noch etwas schneller.
    Ariane kicherte und hielt sie am Ärmel fest. »Seit wann bist du so ein Angsthase?«
    »Bin ich doch gar nicht.«
    »Und was für einer.« Ariane prustete los vor Lachen. »Du hast zu viele Horrorfilme gesehen.«
    Von irgendwoher hörten sie ein Rascheln, und Pia schrie auf.
    »Was war das?«
    Ariane lachte kopfschüttelnd. »Ein Vogel, eine Katze, was weiß ich.«
    Pia ging wieder schneller. »Ehrlich, ich bin froh, wenn ich zu Hause bin. Seit hier eine Leiche gefunden wurde ...«
    Ariane zog fröstelnd ihre Jacke zu und steckte ihre Hände in die Jackentaschen. Auch sie war froh, wenn sie in ihrem Bett lag. Es war unangenehm nasskalt, ihre Klamotten waren klamm und ihre Füße eisig.
    Pia blieb stehen. »Tschau, Ari. Schlaf schön und träum süß von Marc.«
    Ariane stieß sie mit dem Ellbogen an. »He, warum fängst du immer wieder damit an?«
    Ihre Freundin kicherte. »Glaubst du, ich hab nicht gesehen, wie ihr euch heute Abend angeguckt habt?«
    Ariane stieß die Luft aus. »Quatsch! Marc ist nett und echt süß. Mehr nicht.«
    »Na, aber klar doch.« Pia lachte.
    Ariane sah ihr kopfschüttelnd nach, wie sie die Contrescarpe entlanglief und schließlich in einem Hauseingang verschwand.
    »Marc kann mich mal!«, rief sie ihr hinterher.
    Dann ging sie eilig weiter. Sie wollte nur noch in ihr Bett, ihre feuchten Klamotten ausziehen und ihre eisigen Füße unter die warme Bettdecke stecken.
    Sie war bereits ein Stück in Richtung der Hauptstraße Am Wall gelaufen, als sie es sich anders überlegte. Sie war kein Angsthase, so weit käm’s noch, dass sie einen Umweg ginge.

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