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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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»Jetzt?«
    »Sag das mal der armen Frau.«
    Er brauchte einige Anläufe, um Schuster zu wecken.
    Der war noch fest in einem Traum verankert, hatte mit Tina Turner auf der Bühne gestanden, in einer knallengen schwarzen Lederhose und lässig seinen Bass gezupft. Im Publikum hatten Johnny Depp, Brad Pitt und George Clooney gesessen und ihn neidisch angesehen.
    »Heiner, komm schon, steh auf. Wir haben eine weitere Leiche.«
    Schuster brummelte etwas und drehte sich auf die andere Seite. Er konnte nicht einfach mitten im Konzert aufhören.
    Grätsch rüttelte ihn an der Schulter. »Aufstehen, Heiner. Es gibt ein neues Opfer.«
    Ruckartig setzte er sich auf. »Was?«
    Konzert hin, Konzert her, ein Mord war ein Mord.
    »In den Wallanlagen.«
    Er stöhnte und schlüpfte schlaftrunken in seine Klamotten.
    »Wissen wir schon irgendwas?«, fragte er seinen Kollegen, als sie nebeneinander in seinem Mazda saßen.
    »Nichts, an das ich mich jetzt noch erinnern könnte. Meine Güte, es ist mitten in der Nacht«, stöhnte Grätsch, als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf.
    Mit Erschrecken musste Schuster feststellen, dass er sich vorhin kein blaues, sondern ein dunkelgraues Hemd gegriffen hatte. Im Dämmerlicht war ihm das nicht aufgefallen. Er schluckte, sein Magen zog sich zusammen.
    Warum hatte er das verfluchte Hemd nicht längst aussortiert und weggeworfen? Er konnte jetzt nicht umdrehen und sich umziehen, selbst wenn er es Gunnar erklären würde.
    Da musste er jetzt durch.
    Der Fundort war großräumig abgesperrt, und ihr Kollege Dennis Niemann rannte mit wichtigem Gesichtsausdruck herum und fragte jeden, ob er sich schon ins Bordbuch eingetragen hatte.
    Grätsch schob ihn einfach beiseite und sich selbst unter dem Absperrband hindurch. Er hielt es für Schuster hoch, der es trotzdem mit der Stirn erwischte, und dem dabei die Mütze vom Kopf gefegt wurde.
    Der Doc kniete vor der Leiche, die Spurensicherung war auch noch beschäftigt.
    »Morgen, Doc.«
    Auf nüchternen Magen war das vor ihnen kein schöner Anblick.
    Der Doc drehte sich zu ihnen um. »Sie ist erwürgt worden. Schwer zu sagen, wie alt sie ist. Hat ’ne Menge Schminke im Gesicht. Sie wurde mit einem dünnen Seil oder ähnlichem erwürgt und dann wurde sie hier abgesetzt.«
    Die Frau saß aufrecht auf einer Parkbank, so als ob sie jeden Moment in die Manteltasche greifen und die Tauben füttern wollte. Wenn sie einen Mantel angehabt hätte ...
    Hatte sie aber nicht. Nur mit Unterwäsche bekleidet saß sie da, den Kopf leicht zurückgeneigt, so als wolle sie gucken, wie das Wetter wird. Die Arme seitlich am Körper angelegt, die Beine züchtig nebeneinander gestellt. Sie trug nicht mal Schuhe.
    »Gott im Himmel ...« Grätsch schüttelte den Kopf.
    »Wo sind ihre Sachen?« Schuster blickte sich um.
    Jemand von der Spurensicherung kam vorbei, sein Klemmbrett in der Hand. »Wenn wir das wüssten ... Hier liegt nichts rum, nicht mal ein Taschentuch.«
    Stello betrachtete gerade die Würgemale am Hals, als Dennis Niemann angestürmt kam. »Haben sich jetzt alle eingetragen?«
    »Mensch, halt die Luft an, Junge!«, blaffte Schuster ihn an.
    »Gib schon her.« Grätsch nahm ihm das Klemmbrett aus der Hand. Er trug seinen und Schusters Namen mit genauer Uhrzeit ein. »Zufrieden?«
    Niemann verdrückte sich mit hochrotem Kopf.
    »Wer hat sie eigentlich gefunden?«, fragte Schuster.
    »Ein Obdachloser«, erklärte Grätsch.
    »Sieht schrecklich aus, wie sie da sitzt«, wisperte Moritz Kuhn, der sich an Schuster herangepirscht hatte.
    »Ist die Presse schon da?«, wollte der wissen.
    Kuhn machte eine Kinnbewegung Richtung Mühle.
    Schuster seufzte ungehalten. »Kuhn? Kommen Sie?«
    Kuhn seufzte ebenfalls. Er hatte es geahnt.
    Der Doc hatte ihnen einen anschaulichen Vortrag über den Erstickungstod an sich gehalten. Das Ganze konnte sich fast vier Minuten hinziehen, und Schuster schüttelte sich bei dem Gedanken daran, dass die arme Frau qualvoll erstickt war und dazu womöglich vier Minuten gebraucht hatte. Bei dem ganzen Vorgang hatte sie sich nass gemacht, was einem halbwegs würdigen Abgang von dieser Welt nicht annähernd gerecht wurde. Außerdem hatte sich Blut in ihren Augäpfeln gesammelt, was zur Folge hatte, dass sie einem Vampir nicht unähnlich war. Die Leichenstarre war noch nicht stark ausgeprägt. Die Frau war am frühen Morgen gefunden und laut dem Doc drei bis vier Stunden zuvor erdrosselt worden.
    Der Doc stand vor Schusters Schreibtisch, seinen

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