Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
sie sich offenbar für die Kultur der Maya und Azteken begeistert.
»Erinnert mich irgendwie an Carmens Wohnung«, murmelte Schuster.
»Was machen wir mit dem Kater?« Sein Kollege betrachtete das Tier mit einem gewissen Sicherheitsabstand.
Schuster überlegte. »Wir können ihn nicht einfach hierlassen.«
»Du bist der Katzenfreund.« Grätsch klopfte ihm kurz auf die Schulter.
Schuster seufzte. »Okay. Wenn Herr Meier damit einverstanden ist und sich sonst niemand findet ...«
Der Doc hatte eine Nachricht auf Schusters Schreibtisch hinterlassen: Komm noch mal zu mir. Wenn du dich traust.
Schuster zog eine Grimasse. Er nahm drei Vitaminpillen – er probierte gerade eine neue Sorte –, steckte sich vorsorglich einige Pfefferminzbonbons in die Hosentasche und machte sich auf den Weg.
Stello wusch sich gerade die Hände in einem riesigen Metallwaschbecken und pfiff dabei leise ein Lied von den Beatles.
Als Schuster hereinplatzte, fuhr er ordentlich zusammen.
»Gott noch mal, Schuster, kannst du nicht anklopfen?«
»Yellow submarine« , murmelte Schuster. »Tschuldigung, wollte dich nicht erschrecken. Was gibt’s, Doc?«
Der Doc trocknete sich die Hände gründlich ab. »Wir haben einige Fasern an ihrer Unterwäsche gefunden.«
Schuster zog die Augenbrauen hoch. »Soll das heißen, er wird nachlässig?« Er schielte sehnsüchtig zu dem metallenen Waschbecken, darüber ein Spender mit einem blauen Desinfektionsmittel.
Stello schüttelte kurz den Kopf. »Das würde ich so nicht sagen. Die Fasern stammen von ihren Sachen.«
Schuster war sichtlich enttäuscht.
»Bei den anderen Frauen konnten wir nichts finden. Aber hier ist das anders. Ich dachte, du freust dich.«
»Klar«, erwiderte Schuster trocken.
Stello ging zu seinem Mikroskop. »Hier, wenn du mal gucken möchtest.«
»Am besten, du erzählst mir einfach alles.« Schuster spazierte zum Waschbecken und legte einen Finger auf den Wasserhahn.
»Dürfte ich?« Er drehte sich zum Doc um.
Der nickte. »Sicher.«
Während Schuster sich gründlich die Hände wusch, dabei eine ordentliche Portion Sterilium und anschließend ein strahlend weißes, sehr hartes Frottiertuch benutzte, sprach Stello weiter. »An ihrem weißen Unterhemd haben wir dunkelgraue Fasern gefunden, sehr kurz, glatt, so was wie Viskose, wenn du das kennst. Und an ihrem Baumwollslip fanden wir hellgraue längere Fasern, nicht so glatt, sehr wahrscheinlich Baumwolle mit Leinen.«
Schuster schnalzte mit der Zunge. »Damit können wir bestimmt was anfangen. Vielleicht erfahren wir so, was sie an dem Tag getragen hat.« Er überlegte eine Weile, während Stello in sein Mikroskop blickte.
»Die Kollegen nehmen sich gerade die Datei vor und machen einen DNA-Abgleich. Mal sehen, was dabei rauskommt. Sag mal, Doc, Knobloch war relativ groß. Was denkst du, was für eine Schuhgröße sie hatte?«
»Bei ihrer Größe würde ich sagen vierzig, vielleicht einundvierzig.«
»Ist das ungewöhnlich für eine Frau?«
Stello grinste breit. »Heiner, wie lange, sagtest du, bist du von deiner Frau getrennt?«
Schuster kam nicht ganz mit.
»Na, hast du keine Ahnung, welche Schuhgröße deine Silke hatte?«
»Ehrlich gesagt, ich hab keinen Schimmer.«
»Vierzig oder einundvierzig ist nicht ungewöhnlich. Das fängt ab Größe dreiundvierzig an, würde ich sagen.«
»Gut. Danke, Doc.«
»Da nich für.«
Grätsch saß am Schreibtisch, als Schuster zur Tür hereinkam.
»Sag mal, was passiert jetzt eigentlich mit eurem Haus?«
Muss das sein?, dachte Schuster. Ich will darüber nicht reden.
»Warum fragst du?« Er betrachtete seine vom vielen Waschen aufgesprungenen Hände.
Grätsch zuckte die Achseln. »Du überlässt doch Silke hoffentlich nicht einfach das Haus?«
»Wieso nicht?«
Grätsch stöhnte auf. »Als hätte ich’s geahnt! Du hast ihr gesagt, dass sie dort wohnen bleiben kann, stimmt’s oder hab ich recht?«
Schuster versuchte, seinem Blick auszuweichen.
»Und wahrscheinlich zieht ihr neuer Liebhaber, wie heißt er doch gleich? Fritz, Ferdi …?«
»Fred. Er heißt Fred.«
»Also schön. Fred. Ihr neuer Freund Fred zieht bestimmt auch gleich bei ihr ein. Und der liebe Heiner haust erst in einem Wohnwagen und dann sucht er sich eine kleine Wohnung. Sag mal, hast du sie noch alle?«
Der liebe Heiner zuckte etwas zusammen. »Ich bin eigentlich ganz froh, dass ...«
Grätsch schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Du bist nicht zu retten. Silke bleibt in eurem
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