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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Kollegen angerufen, wollte seinen Namen aber nicht sagen. Er hat nur gesagt, er hätte eine tote Frau gefunden, die Adresse genannt und aufgelegt.«
    Der Doc winkte sie herein. »Kommt näher, Kollegen. Hier beißt keiner mehr.«
    Schuster hasste diesen Raum, und er hatte nicht die geringste Scheu, das auch zuzugeben.
    Er fragte sich, wie man diesen Ort freiwillig zu seinem Arbeitsplatz machen konnte, noch dazu mit solcher Leidenschaft wie Carsten Stello. Er steckte sich schnell ein Pfefferminzbonbon in den Mund.
    Vor ihnen lag Grit Knobloch, der Doc hatte ihren Körper bereits geöffnet und die meisten Organe entnommen.
    Der Gerichtsmediziner zeigte auf ihren bleichen Oberkörper. »Bisher kann ich Folgendes sagen: Die Frau hatte eine Unterleibs-OP vor einigen Jahren und sie hatte zwei kleine Gallensteine.«
    Er bewegte den Kopf in Richtung Waagschale. Schuster saugte an seinem Bonbon. »Ihre letzte Mahlzeit war ein Vollkornbrot mit Käse. Ein paar Tomaten, ein Gürkchen und ein Apfelsaft. Ein gesundes Abendbrot.«
    »Hat ihr auch nicht viel genützt«, rutschte Schuster raus.
    Er erntete vom Doc einen belustigten und von Grätsch einen grimmigen Blick. »Tschuldigung.«
    »Ihre Zähne sind in einem bewundernswerten Zustand, ich wünschte, meine eigenen wären nur halb so tadellos.« Stello verzog das Gesicht. »Sie ist einen Meter sechsundsiebzig groß, wiegt siebzig Kilo. Ihre Haare sind gefärbt, relativ frisch, muss vielleicht ein, zwei Wochen her sein.«
    Hinter ihnen hörten sie ein leises klatschendes Geräusch.
    Stellos Assistentin hatte soeben die Leber in die Waagschale gelegt.
    »Woran genau ist sie gestorben?«, fragte Schuster.
    »Sie wurde mit einem dünnen Seil, vermutlich Nylon, erwürgt. Von hinten. Und so wie’s aussieht wurde sie dort erwürgt, wo sie gefunden wurde. Keine Schleifspuren, keine Hämatome unter ihren Achseln.«
    Stellos Assistentin war neben sie getreten. »Ich bin dann soweit, Doc. Soll ich mit dem Schädel anfangen?«
    Schuster zog die Augenbrauen hoch. »Zeit für uns zu gehen, würde ich sagen.«
    Er war bereits halb in der Tür, Grätsch folgte ihm auf dem Fuß.
    »Wartet mal. Da ist noch was ...« Der Doc winkte sie noch mal zu sich. Er hob die Hand der toten Frau und bog ihre Finger vorsichtig auseinander. »Unter den Nägeln ihrer Zeige- und Mittelfinger haben wir diesmal Hautreste gefunden.«
    »Dann hat sie sich gewehrt?«
    »Sieht so aus.«
    »Vergewaltigung?«
    Der Doc schüttelte den Kopf. Er zeigte auf die Würgemale rund um Grit Knoblochs Hals. »Er hat sie an die Wand gesetzt, ihre Klamotten ausgezogen ... Nein, das hat er sehr wahrscheinlich vorher.«
    »Was?« fragte Grätsch verwirrt.
    »Er hat sie erst ausgezogen und dann hingesetzt. Aber diesmal haben wir endlich mal was.«
    Grätsch nickte leidenschaftlich. »Wurde auch Zeit.«
    »Offenbar hat er sie nicht betäubt, hat nur versucht, sie zu überrumpeln. Und dabei muss sie ihn gekratzt haben.«
    »Wann kriegen wir den Laborbericht, Doc?«, wollte Schuster wissen.
    Stellos Assistentin tauchte wieder auf, eine Maschine in der Hand, die aussah wie eine kleine Flex.
    »Den Bericht gibt’s morgen Nachmittag. Frühestens«, sagte der Doc noch, aber da waren Schuster und Grätsch bereits geflohen.
    In genau drei Tagen wäre Grit Knoblochs 52. Geburtstag gewesen. Ihr Mitbewohner, ein riesiger roter Kater, kam Schuster und Grätsch auf dem Flur entgegen.
    Grit Knobloch war geschieden und hatte seit einigen Jahren allein in ihrer kleinen Wohnung in der Neustadt gelebt. Ihre Tochter hatte den Kater gefüttert, aufnehmen konnte oder wollte sie ihn aber nicht.
    Grätsch streckte die Hand nach dem Tier aus. Es legte die Ohren an und verpasste ihm einen Hieb mit der Pfote.
    Schuster lockte den Kater in die Küche. »Vielleicht hat er schlechte Laune, weil er Hunger hat.«
    Grätsch sah sich im Bad um und kam nur wenige Minuten später zurück. Er zuckte die Achseln. »Sieht aus wie das Bad einer ordentlichen Frau, wenn du mich fragst. Nicht mal Haare in der Bürste.«
    Schuster überlegte, ob alle Frauen so ordentlich und sauber waren. Er winkte Grätsch ins Wohnzimmer. »Vielleicht finden wir hier irgendwas.«
    Was nicht der Fall war.
    Grit Knobloch schien kunstinteressiert gewesen zu sein. Sie hatte ein paar sehr interessante – ein anderes Wort wäre Schuster dazu nicht eingefallen – Bilder aufgehängt, und in ihrem gut gefüllten Bücherregal standen etliche Bildbände von Picasso, Monet und Chagall.
    Außerdem hatte

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