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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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ihres Todes getragen hatte. Eine Arbeitskollegin konnte sich gut an Grits Kleidung erinnern; einen hellgrauen Flanellrock und eine dunkelgraue Bluse. Sie wusste sogar noch, dass Grit eine sehr hübsche Kette mit großen bunten Holzperlen getragen hatte.
    Einige Menschen riefen bei der Kripo an und behaupteten, Grit Knobloch am Samstagabend noch gesehen zu haben. Ein Mann war sich sicher, sie im Spätfilm im Schauburg-Kino gesehen zu haben, eine Frau, die mit ihrer Freundin in einer Diskothek im Viertel gewesen war, glaubte, dass Grit Knobloch ebenfalls dort gewesen war. Sie sei allein gewesen. Einige andere Zeugen schworen, das Opfer in einer Pizzeria in Schwachhausen gesehen zu haben. Sie habe Lasagne gegessen und Rotwein dazu getrunken.
    »Eine ungewöhnliche Frau«, brummte Grätsch. »Sie war nach ihrem Tod noch sehr viel unterwegs.«
    Schuster machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich stelle mir gerade eine ganz andere Frage: Was ist mit den Wohnungen der beiden Frauen? Carmens Tür stand einen Spaltbreit offen und ihr Parfum war verschwunden. In Grits Wohnung stand eine Pflanze nicht da, wo sie sie hingestellt hatte und ihr Lippenstift war weg.«
    Grätsch machte ein verkniffenes Gesicht. »Gute Frage. Kann ein sehr dummer Zufall sein ... Carmen hatte die Tür nicht richtig zugemacht. Und Grit Knobloch hat einfach vergessen, dass sie die Pflanze woanders hingestellt hatte. Und das mit ihrem Lippenstift ... Meine Güte, vielleicht war er leer und sie hatte ihn weggeworfen und es vergessen.«
    »Zwei ziemlich vergessliche Frauen«, knurrte Schuster.
    Grätsch verdrehte die Augen. »Soll ich dir was sagen, Schuster? Meine Frau räumt einmal im Monat unser Haus um. Manchmal komm ich abends heim und die Wohnzimmermöbel stehen an einem anderen Platz. Alle.« Er nickte seufzend. »Eine Frau, die gern jammert: Hilf mir mal, Gunnar, die Tasche ist so schwer , schiebt einen Schrank und ein Regal woanders hin, räumt Tisch und Stühle vom Fenster zur Wand. Ich bin froh, dass ich abends mein Bett noch da finde, wo es am Abend zuvor war.«
    Schuster schmunzelte. »Ja, das kenne ich.«
    »Carmen hat die Pflanze umgestellt, ohne sich daran zu erinnern«, sagte sein Kollege nachdrücklich.
    »Grit.«
    »Wie, Grit?«
    »Grit Knobloch hat die Pflanze umgestellt.« Schuster schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das alles Zufall ist. Und dass beide Frauen vergesslich und durcheinander sind, glaub ich auch nicht.«
    Kuhn, der wieder mal auf Schusters Schreibtisch hockte und mit den Beinen baumelte, betrachtete seine Fingernägel. Und er hielt mit seiner Theorie nicht hinterm Berg. »Der Täter könnte in ihren Wohnungen gewesen sein.«
    »Und was hat er da gewollt?« Lahm blickte ihn spöttisch an.
    »Vielleicht wollte er nur mal sehen, ob sie schön sauber gemacht haben«, knurrte Grätsch und verschränkte die Arme.
    Lahm gluckste und drehte den Kopf zur Seite, damit Kuhn nicht sah, wie lustig er den Gedanken fand.
    Kuhn ließ sich davon dennoch nicht beeindrucken. »Er hat die Frauen irgendwo gesehen, vielleicht hat er sie sogar eine Weile beobachtet. Er folgt ihnen, um zu sehen, wo sie wohnen. Und als sie nicht da sind, bricht er ein und sieht sich in der Wohnung um.«
    »Und da stellt sich für mich wieder die Frage: Warum?« Grätsch sah seinen jungen Kollegen neugierig an. »Sagen Sie es mir, Kuhn.«
    Moritz Kuhn würde ja gern, aber eine richtige, handfeste Theorie hatte er noch nicht. Bis Schuster vom Telefonat mit Benno Wolfrat erzählt hatte, war Kuhn im Geiste alle möglichen Theorien, die er bislang nur aus irgendwelchen Lehrbüchern kannte, durchgegangen. Er hatte sie hin- und hergewälzt und wieder und wieder durchdacht. Dann erfuhr er von dem verschwundenen Lippenstift, der Pflanze, die auf wundersame Weise urplötzlich woanders stand, und vom Parfum, das nicht mehr aufgetaucht war, und er begann von vorn.
    »Ich glaube, er hat sie beobachtet und ist ihnen gefolgt«, sagte er noch mal.
    »Das sagten Sie bereits«, entgegnete Grätsch.
    Ohne sich beirren zu lassen, fuhr Kuhn fort: »Er sieht sich ihre Wohnungen an, weil er wissen will, wie sie wohnen. Wie sie leben. Was sind das für Menschen? , fragt er sich vielleicht.«
    »Die er später umbringen will«, ergänzte Lahm und wartete auf Kuhns Reaktion.
    »Genau«, meinte der nur.
    Grätsch hatte bereits Feierabend gemacht, als Lahm noch mal zu Schuster ins Büro kam.
    Schuster war noch dabei, einige Zeugenaussagen miteinander zu vergleichen.
    »Die

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