Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
vorbei. »Ich mochte sie.«
»Sie mochten Hannah. Schön. Und sie? Was war mit ihr? Mochte sie Sie auch?«
Hoppe verschränkte demonstrativ die Arme. Eine Geste, die Schuster von vielen Leuten kannte, die ihm gegenüber saßen.
»Sie mochte mich auch, ja.«
»Glauben Sie das oder wissen Sie das?«
Hoppe presste die Lippen aufeinander. »Das weiß ich.«
»Wenn Hannah Sie also mochte, warum glauben Sie, hat sie Sie trotzdem auf Distanz gehalten? Warum sagt Sebastian Lübbing, dass Sie sich wie ein Stalker benommen haben?«
»Pff, der!«, schnaubte Hoppe. »Was weiß der denn?«
»Was sollte er denn wissen?«, hakte Schuster nach.
»Hannah stand auf mich, so ist das. Sebastian hatte davon natürlich keinen Schimmer.«
Schuster horchte auf. »Wenn Hannah auf Sie stand, warum hat sie Sebastian dann nicht den Laufpass gegeben?«
Hoppe zuckte die Achseln. »Wie die Weiber eben so sind.«
Schuster sog scharf die Luft ein. »Sie glauben also, dass Hannah auf Sie stand, das vor ihrem Freund aber nicht zugeben und Sie dennoch auf Abstand halten wollte? Also bitte, Herr Hoppe, für mich macht das so gar keinen Sinn.«
Hoppe schien das vollkommen schnuppe zu sein. Er sah aus dem Fenster.
»Wissen Sie, was für mich allerdings gar nicht so abwegig ist?« Schuster beugte sich ein bisschen nach vorn. »Sie sind ihr ziemlich auf die Pelle gerückt. Und vielleicht haben Sie’s da ein bisschen übertrieben.«
Hoppe erstarrte. »Wie? Übertrieben? Was meinen Sie damit?«
Schuster zuckte die Achseln. »Das Mädchen ist tot, Herr Hoppe. Irgendein verrückter Kerl hat sie erwürgt. Vielleicht wollte er etwas von ihr, das sie ihm nicht freiwillig geben wollte.«
Hoppe sah Schuster an, als hätte der ihm soeben eine saftige Ohrfeige verpasst. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Gar nichts. Ich versuche nur rauszukriegen, wer Hannah umgebracht hat. Und da kommen einem manchmal die seltsamsten Gedanken.«
Hoppe wurde ziemlich blass, um nicht zu sagen, er wurde kreidebleich. »Sie glauben doch nicht etwa, dass ich sie ...?«
»Ich glaube nichts, ich versuche, etwas herauszufinden.«
»Ich ... mochte Hannah. Ich bringe sie doch nicht um!«
Hoppe sprang auf und lief zum Fenster.
»Wenn Sie nichts getan haben, sind Sie doch bestimmt zu einem Speicheltest bereit, oder?«
Hoppes Gesichtsfarbe veränderte sich von käseweiß zu himbeerrosa. »Ich soll ’nen Speicheltest machen lassen?«
Schuster schüttelte den Kopf. »Wenn Sie ein Alibi haben, irgendwer also bezeugen kann, dass sie in der fraglichen Zeit gar nicht hier in Bremen waren ...«
Er war drauf und dran, ein bisschen zu pokern. Warum auch nicht, sie hatten nun wirklich nichts zu verlieren. »Herr Hoppe, wir haben Hautreste unter Hannahs Fingernägeln gefunden. Sie muss sich gewehrt haben.«
Sein Gegenüber wurde wieder kreidebleich, und ein feiner Film bildete sich über seiner Oberlippe.
Schuster ließ ihn nicht aus den Augen. »Herr Hoppe?«
Der wirbelte herum und seine Mundwinkel zuckten nervös.
»Wenn Sie eine Speichelprobe abgeben und sich rausstellt, dass Sie nichts damit zu tun haben, dürfen Sie sofort nach Hause fahren.«
Hoppe steckte die Hände in die Hosentaschen und nahm sie gleich wieder raus.
»Ich war gar nicht in Bremen zu dem Zeitpunkt.«
»Ach, und wann war der Zeitpunkt?«, fragte Schuster.
Hoppe schluckte mehrmals, sein Adamsapfel hüpfte. »Dienstag. Dienstagabend.«
»Ein bisschen genauer brauche ich es schon.«
Hoppe schwitzte. »Gegen 23 Uhr.«
»Ach, und woher wissen Sie das so genau?«
»Stand in der Zeitung.«
»In welcher?«
»Weiß ich nicht mehr.«
»Hannah ist zwischen 23 und 23.30 Uhr getötet worden«, sagte Schuster. »Und das stand in keiner Zeitung. Dort stand nur, ab wann Hannah nicht mehr gesehen worden ist.«
Er sah Hoppe eindringlich an. »Okay. Wir gehen jetzt.«
»Wohin?« Hoppe hatte es beinahe rausgeschrien.
»Einen Speicheltest machen.«
Hoppe blieb stehen. »Und wenn ich mich weigere?« Er stand noch immer da, mit bebendem Adamsapfel.
Schuster ging zu ihm und sah ihm in die Augen. »Herr Hoppe, wenn Sie irgendwas mit dem Mord an Hannah zu tun haben ...«
Das war der Moment, in dem Oliver Hoppe die Nerven verlor.
Er sank auf den Stuhl und fing hemmungslos an zu heulen. »Ich hab das nicht gewollt. Ich hab das doch nicht gewollt!«
Schuster setzte sich wieder. »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
Hoppe hatte in seinem Wagen gesessen und Hannah vor ihrer Wohnung abgefangen.
»Hey, Süße,
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