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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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Heiner Schuster.«
    »Oha«, sagte er leise, und sie musste endlich ein bisschen schmunzeln. »Und wenn ich kein Bulle wäre, würden wir nicht hier auf dem Flur stehen und uns streiten.«
    Sie sah ihn ein wenig kokett an. »Und was würden wir deiner Meinung nach dann tun?«
    Er schluckte. »Das sage ich dir irgendwann mal.« Er drehte sich weg und nickte ihr zu. »Vielleicht.«
    Es war das erste Mal, dass Schuster mit Taschenlampe in der Hand joggte, weil es schon ziemlich dunkel war, als er loslief. Einige Male rutschte er auf dem glitschigen Weg aus, und schließlich flog er der Länge nach hin.
    Die Taschenlampe hatte ihm zwar den Weg beleuchtet, ihn aber gleichzeitig daran gehindert, sich abzustützen, und so war er auf sein linkes Knie gestürzt. Vorsichtig stand er auf und betastete sein Knie. Er musste nach Hause humpeln, es half nichts. Die Taschenlampe steckte er in die Hosentasche.
    In Janas Wohnung brannte Licht, und er zögerte nur kurz, bevor er auf die Klingel drückte.
    »Ich bin’s«, sagte er in den Lautsprecher neben der Tür. Er hinkte die Treppe hoch und musste immer wieder stehen bleiben, um sich das Knie zu reiben.
    Sie stand oben in der Tür.
    »Ich hoffe, ich störe nicht.«
    Sie trat beiseite und ließ ihn herein. »Du störst fast nie.«
    »Dein Exfreund Lars hält erstaunlich still«, sagte er, als sie in der Küche standen. »Vielleicht schmachtet er dich auch nur aus der Ferne an.«
    Es stimmte, seit Wochen hatten sie nichts mehr von Kohlhardt gehört. Vermutlich hatte er genug mit den beiden Anzeigen und damit zu tun, sein lädiertes Image wieder aufzupolieren.
    Jana machte eine abwehrende Handbewegung. »Er schmachtet mich nicht an. Das ist längst vorbei.«
    Schuster setzte sich seufzend an den Tisch.
    »Ist was passiert?« Sie hatte ihn beobachtet. »Wie siehst du überhaupt aus?« Sie zeigte auf seine Hosenbeine.
    »Es war so glitschig«, sagte er nur.
    »Hast du dir weh getan?«
    »Mein Knie hat ein bisschen was abbekommen.«
    »Soll ich mal nachsehen?« Sie hatte sich bereits hingehockt und befühlte vorsichtig und sehr sanft seine linke Kniescheibe. Er spürte, wie sich auf seinem ganzen Körper eine zentimeterdicke Gänsehaut ausbreitete.
    »Ich hole dir was zum Kühlen.«
    Sie verfrachtete sein linkes Bein sehr behutsam auf einen Stuhl und legte eine Kältekompresse auf sein Knie.
    »Glaubst du, dass ihr den Mörder bald habt?«, fragte sie wie nebenbei.
    Er zuckte die Achseln. »Ich würde gern ja sagen, aber ich will dich nicht belügen.«
    Sie seufzte. »Heiner, versprichst du mir was?«
    Oh, bitte nicht, dachte er, nimm mir nicht das Versprechen ab, dass ich den Kerl bald eingesperrt hab ...
    »Versprich mir, dass du immer auf dich achtgibst.«
    Er nickte erleichtert. »Das kann ich dir versprechen. Und du gibst noch mehr auf dich acht. Einverstanden?«
    »Nein.«
    »Nein? Wieso nein? Ich lasse kein Nein gelten«, sagte er bestimmt.
    Sie schnappte entrüstet nach Luft. »Du lässt kein Nein gelten? Ich wusste nicht, dass du so dominant sein kannst. Ich werde genauso auf mich achtgeben wie du auf dich. Genauso, Heiner Schuster, nicht besonders.«
    »Ah, darin liegt der Unterschied?«
    »Genau darin.« Sie verzog das Gesicht wieder, und er erkannte, dass sie lachen musste. »Wolltest du eigentlich immer Polizist werden?«
    Er musste kurz überlegen. »Ja, ich glaub schon. Als alle anderen kleinen Jungs Astronaut oder Cowboy sein wollten, wollte ich Bulle sein. Meine Eltern hätten gern gehabt, dass ich Banker oder so was werde.« Er grinste schief. »Buchhalter wäre bestimmt auch gut gewesen.«
    »Buchhalter!« Sie gluckste. »Also, ich weiß nicht, ob ich mir dich als Buchhalter vorstellen kann.«
    »Ich auch nicht«, schmunzelte er. »Ich wollte ja auch nie einer sein.«
    »Möchtest du mit uns essen?«, wechselte sie dann unvermittelt das Thema.
    Er zögerte keine Sekunde. »Du lädst mich zum Essen ein? Ich sage ja.«
    »Fein. Ein Nein hätte ich sowieso nicht gelten lassen.«
    »Darf ich auch in schmutziger Hose am Tisch sitzen?«
    Sie lachte. »Hauptsache, deine Fingernägel sind sauber. Ich kann dich wohl schlecht in Unterhose am Tisch sitzen lassen.«
    Die Beerdigung von Hannah Becker war um 13 Uhr, und die Sonne schien aus allen Knopflöchern.
    Schuster hatte am Abend zuvor im Regionalfernsehen ein Foto von Hannah gezeigt. Er gab die Hoffnung nicht auf, dass irgendwer sie nach 22 Uhr gesehen hatte. Vielleicht war er hoffnungslos naiv, und wenn schon.
    Ihr Vater

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