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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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immerhin hatte er im letzten Moment dafür sorgen können, dass die beiden Männer glimpflich davongekommen waren.
    Bücher hatten sich aus der Umzugsfuhre mehrere Hundert Meter weit über das Feld verteilt, auf einer Fläche von einem halben Hektar. Lesestoff für viele Jahre für die Leute aus dem Dorf. Aaro machte sich daran, sein Eigentum einzusammeln. Er verharrte bei einem Werk, das er oft gelesen hatte, Charles Dickens' Leben und Abenteuer des Nicholas Nickleby. Oskari wiederum stellte Überlegungen an, ob sie nicht, so lohnend des Lesen als Beschäftigung auch sein mochte, lieber einen Arzt aufsuchen sollten, etwa im Gesundheitszentrum. Unbedingt, fand auch Aaro, dem der Schädel dröhnte, außerdem hatte er von Zeit zu Zeit Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    Er zückte sein Handy, wählte den Notruf und bat, man möge einen Krankenwagen schicken. Es habe einen schweren Unfall gegeben, ein Leichenwagen sei von der Straße abgekommen und habe sich auf dem Feld überschlagen.
    Der Diensthabende in der Notrufzentrale forderte sie auf, Ruhe zu bewahren, und erkundigte sich dann, wo genau der Unfall passiert sei.
    »In Ostbottnien«, erklärte Aaro.
    »Wir haben die Gleise überquert und sind ganz in der Nähe, das Auto ist von der Straße aus zu sehen.«
    Keiner von beiden vermochte zu sagen, in welchem Dorf sich der Unfall ereignet hatte. Der Schutzengel kannte sich ebenfalls nicht in der Gegend aus. Der Mann in der Notrufzentrale riet ihnen, einen Einheimischen zu fragen, wo sie sich befanden, und dann die Adresse durchzugeben, damit man ihnen Hilfe schicken konnte.
    Kein Dorf weit und breit, die Gegend war einsam und öde. Eine ausgedehnte Feldfläche erstreckte sich neben den Gleisen, nicht mal eine Scheune war zu sehen. Die Männer überlegten, ob sie sich vielleicht zu Fuß in irgendeine Richtung aufmachen sollten, obwohl sie beide geschwächt waren. Aber dann tauchte am Rand des Feldes ein Traktor auf, der einen Hänger mit Kunstdünger hinter sich herzog. Er steuerte auf die Männer zu. Aus der Kabine kletterte ein untersetzter ostbottnischer Bauer, der sich über die Fremden wunderte, die da auf seinem Acker herumstanden.
    »Ihr seht nicht gut aus.«
    Aaro und Oskari erzählten ihm, was passiert war.
    »Verhökert ihr Bücher?«
    Sie machten dem Bauern klar, dass es sich um Umzugsgut handelte. Der dafür benutzte Leichenwagen lag dort hinten auf dem Dach, war von der Straße abgekommen.
    Der Ostbottnier stiefelte zu dem Wagen und bestaunte ihn. »Ist da ein Toter drin?«
    Sie sahen sich veranlasst zu erklären, dass sie nicht auf dem Weg zum Friedhof, sondern zur Klinik waren. Sie hatten weder einen Sarg noch einen Toten dabei.
    »Ein Glück, dass der Kerl nicht zweimal sterben musste. Lebend hätte das nicht mal ein Toter überstanden, die Karre ist ja total zusammengefaltet.«
    Die beiden fragten ihn, wo sie sich befanden.
    »Nu ja …, das hier ist Lettopohja …, drüben hinter den Bahnschienen beginnt schon Pohjanväpse.«
    »Welches Kirchspiel? Ist es noch Laihia, oder Jurva?«
    »Wir sind in Kurikka, immer schon gewesen.«
    Aaro wählte erneut den Notruf. Er bekam die Verbindung und konnte jetzt genauere Angaben über den Unfallort machen. Der Bauer kam an den Apparat.
    »Hört zu, schickt den Krankenwagen nach Lettopohja zum Dorfladen, da schaff ich die Männer hin. Bis ihr von Seinäjoki da seid, bin ich auch da.«
    Der Bauer half den Unfallopfern auf die Düngersäcke in seinem Hänger. Dann wendete er und lenkte den Traktor zur Landstraße, wobei er aufpasste, dass er keines der verstreuten Bücher unter die Räder bekam. Er drehte sich um und rief den beiden aus seiner Fahrerkabine zu:
    »Leseratten, stimmt's?«
    Bis zum Laden, der wegen des Muttertags geschlossen hatte, war es etwa eine halbe Meile. Am Ziel angekommen, kletterten Aaro und Oskari vom Hänger herunter. Die Sonne schien warm. Aaro legte sich auf die Laderampe, Oskari rieb sich das Blut vom Gesicht. Der Kaufmann, ein älterer Mann, erschien auf der Treppe, er brachte ein Handtuch mit, denn er hatte gesehen, in welchem Zustand die Ankömmlinge waren.
    »Ich würde auch Kaffee bringen, aber die Frau ist auf einer Muttertagsfeier. Ein Glück, dass ich hiergeblieben bin, jetzt, wo man mich braucht. Nehmen die Herren Brause oder Bier?«
    Er brachte zwei Dosen Bier und eine Flasche Mineralwasser nach draußen. Das Bier schmeckte Oskari, aber Aaro bevorzugte Wasser. Ihm war schwindelig. Die beiden fragten, was der Service

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