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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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da Teufel nicht fliegen können, hielt er es für klüger, in Helsinki zu bleiben und Aaro Korhonen samt Anhang zu belauern.
    In Lieksa gab Sulo Auvinen alles, um Fräulein Nuutinens Unterbewusstsein mit Heimatliebe zu füllen. Er zeigte ihr das schöne Nord-Karelien, den anmutigen Pielisjärvi-See, die zartgrünen Haine, die Kiefernbäume mit roter Borke. Die traditionelle finnische Landschaft ist atemberaubend, wenn man sie mit der rauen Hauptstadt vergleicht. Aber natürlich verödet die Provinz, wenn keine Arbeitsplätze da sind und die tüchtigen Männer das Weite suchen. Der vertrottelte Lieksaer Biersäufer ist für ein auf Bildung und schöne Dinge orientiertes Wesen wie Ritva Nuutinen nicht auf Dauer interessant. Aaro Korhonen hingegen war genau der Richtige, und er zog das Fräulein so magisch an, dass sie gar nicht ernsthaft erwog, zu Hause zu bleiben, auch wenn sie zugab, dass Karelien schön war, zumal in dieser herrlichen Jahreszeit.
    Eine Woche später wurde in der Mechelininkatu in Helsinki damit begonnen, das verbrannte Dachgeschoss neu zu errichten. Verwalter Aaro Korhonen hatte sich ins Zeug gelegt, er hatte aus dem Archiv die alten Baupläne des Hauses besorgt, die der Architekt modernisiert hatte, er hatte die Baugenehmigung eingeholt, hatte die Baufirma ausgewählt und auch alle sonstigen komplizierten Vorbereitungen, die bei einem Bau anfielen, getroffen. Als Fräulein Nuutinen hörte, dass in der Mechelininkatu alles wieder bestens lief, beschloss sie, nach Helsinki zurückzukehren.
    Sulo Auvinen gedachte ihre Rückkehr allerdings nicht zuzulassen. Der Engel Gabriel würde es nicht gern sehen, wenn Ritva Nuutinen in Helsinki wieder alles durcheinanderbrächte. Aaro brauchte auf keinen Fall zwei Frauen um sich, das hatte Sulo Auvinen inzwischen erkannt, und diese Erkenntnis würde er nicht mehr aufgeben.
    Sulo überlegte, wie er Fräulein Nuutinen dazu bewegen könnte, zu Hause zu bleiben. Wenn er ihr nun einen anständigen Mann besorgte? Er würde sie dazu bringen, sich neu zu verlieben und so Aaro zu vergessen. Als Sulo sich jedoch im Straßenbild von Lieksa umsah, kam er zu dem Schluss, dass der passende Mann nicht so ohne Weiteres zu finden war. An sich sind die nordkarelischen Männer durchaus anständige Kerle, aber einem genaueren Blick halten sie kaum stand. Die meisten haben keinen Arsch in der Hose, sie sind kurzbeinig, stinken nach Schweiß, die Kopfhaut schuppt, viele sind von morgens bis abends besoffen. Als wäre das noch nicht genug, sind die meisten auch verheiratet und haben gar kein Interesse an einer neuen Beziehung.
    Sulo Auvinen verabschiedete sich von dem Gedanken, einen passenden Ersatzmann zu finden. Stattdessen beschloss er, einen Verwandten Fräulein Nuutinens erkranken zu lassen, sodass sie sich veranlasst sähe, daheimzubleiben und den Patienten zu pflegen. Bedauerlicherweise hatte das Fräulein keine schwächelnden nahen Verwandten. Immerhin machte der Schutzengel einen betagten Onkel ausfindig, den er zum Fischen auf den See lockte. Zuvor veranlasste er den ansonsten fast völlig abstinenten Alten, in die nahe Kneipe zu gehen und ein paar Gläser Bier zu trinken. Das war nicht schwer, denn auch Senni Kärväinen hatte ja dem Bier zugesprochen, obwohl sie ihr Leben lang abstinent gewesen war. Seinen Freunden gegenüber prahlte der alte Uolevi Nuutinen, dass er sich ein paar Ratgeber genehmigen wollte, bevor er auf den See hinausfuhr, um seine Netze auszuwerfen. Bestimmt würde er die Fischgründe besser finden, wenn er ein wenig vorgesorgt hätte, scherzte er.
    Wie Sulo erwartet hatte, musste der Alte draußen auf dem Wasser pinkeln, schließlich hatte er etliche Humpen geleert, ehe er zu seiner Fahrt auf den jetzt bereits windigen und kühlen See gestartet war. Uolevi erhob sich in dem wackeligen Boot und öffnete seinen Hosenstall. Der normalerweise sehr umsichtige Mann wunderte sich selbst, warum er dabei taumelte, noch dazu an der Bootswand. Und so geschah es denn, dass das Boot umkippte und der Onkel ins Wasser fiel. Nachdem er mit heruntergerutschten Hosen ans Ufer gepaddelt war, erkältete er sich am windigen See und bekam eine Grippe. Aber der Alte war aus hartem Holz geschnitzt und legte sich nicht so schnell ins Bett, um den Kranken zu spielen, geschweige denn, dass er seinen Verwandten gegenüber gejammert hätte. Fräulein Nuutinen erfuhr nicht einmal davon, dass ihr alter Onkel hohes Fieber hatte und in seiner Wohnung am Stadtrand auf dem letzten Loch

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