Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)
Schwarz durch die Fensteröffnungen.
Peter sieht mitgenommen aus. Unter seinen stark geröteten Augen treten dunkle Ringe hervor. Ich muss an den Staub und Dreck in seiner Hütte denken.
«Morgen! Deine Augen sehen schlimm aus. Konjunktivitis?»
«Konwat? Wat willst du?»
«Konjunktivitis. Ob das ’ne Bindehautentzündung ist?»
«Ach, wat! Dat is nix!»
«Hast dem Hump aber einen großen Knochen besorgt.»
«Hättste mal gestern Abend sehen müssen, der ist total ausgerastet. Das war ’ne riesen Keule Fleisch. Dat sind jetzt nur noch die Reste!»
Also hat der tatsächlich in diesem Gestank gepennt. Meine Güte.
«Hans sagte, ich muss heute für ihn arbeiten?»
«Ja, erst mal. Bis der Stift wieder da ist. Wenn der überhaupt wiederkommt.»
«Was meinst du? Wenn der überhaupt wiederkommt?»
«Ach nix, ich muss dat hier erst noch feddich machen. Geh einfach runter zu Hans, der erklärt dir alles. Ich komm gleich nach.»
Aus einer Ecke im dritten Stock dröhnt laute Musik. Eine gewaltige Silhouette kippt den Mörtel aus 40 -Kilo-Säcken mit Leichtigkeit in einen riesigen Rührbehälter, als ob sie Mehl in eine Teigschüssel streut. Ein Baustrahler, der mich an ein Stadion-Flutlicht erinnert, hängt an einem Eisenträger und beleuchtet den Riesen. Das muss Hans sein!
«Was hängt denn der Baustrahler da oben?»
«Mann, dat is meine Sonne! Hält dich schön warm bei dieser Saukälte, wirste schon sehen.»
«Deswegen hast du auch keine Jacke an, was?»
«Jaja. So, pass auf jetzt. Wir reparieren die alten Kappendecken. Du musst dafür sorgen, dass ich immer genug Steine und Mörtel habe. Der Kübel Mörtel muss rechts von mir stehen, und die Steine stapelst du links von mir. Dat is wichtig, hörst du?»
«Ja. Wo finde ich die Zementsäcke und die Steine?»
«Mörtelsäcke sind im Erdgeschoss links neben dem Fahrstuhlschacht und Steine da, wo du gestern die Decke gebrochen hast. Hier haste noch ’nen Maurerhammer. Falls da noch Reste von Mörtel dran sind, klopfste die ab.»
«Wie? Reste?»
«Dat sind alles alte Steine, die wir noch mal verwenden. Ach ja, und geh ma runter zum Auto und hol die Wasserwaage und ’n paar kurze Nägel. Die sind inner Kiste links direkt an der Tür hinten. Kannst dann gleich ’nen Sack Mörtel mitbringen.»
«Okay, war der große weiße Sprinter, ne?»
Hans nickt noch und kniet sich unter die Lampe.
«Also erst Kappendecken durchbrechen und jetzt Kappendecken reparieren, das soll einer begreifen», rede ich vor mich hin, während ich nach unten gehe.
So gigantisch wie seine Statur, so überdimensioniert sind auch Hans’ Werkzeuge. Die kürzesten Nägel, die ich finden kann, sind zehn Zentimeter lang. Und die Wasserwaage misst locker zwei Meter.
Als ich mich mit der langen Waage in der einen, den Nägeln in der anderen Hand und dem 40 -Kilo-Mörtelsack auf der Schulter die Treppe nach oben mühe, wird mir klar, dass das heute nicht leichter wird als die Arbeit mit dem Stemmhammer.
«Ich brauch Steine, Nick!», schallt es mir um die Ohren, als ich gerade den Sack absetze.
«Nimm die beiden Eimer hinter dir.»
Dann sagt er ganz plötzlich aus dem Nichts heraus: «Weißt du, es gibt Fotzen so wie Richie, und es gibt korrekte Arbeiter.»
«Was meinst du? Fotzen so wie Richie?», bringe ich ihm lachend entgegen und denke: Oh Mann, das geht ja gut los morgens um sieben.
«Ja, halt so langsam arbeiten. Faul sein. So ’ne Fotze halt!»
«Verstehe, ich hol dann mal ein paar Steine, Hans, ne!» Ich grinse noch immer.
Im zweiten Stock komme ich an einem Schutthaufen vorbei und finde ganz hinten in der Ecke fein säuberlich gestapelt Hunderte von Steinen. Fünf in jeden Eimer und wieder hoch. Die Metallbügel der Eimer schneiden mir in die Handflächen. Aber erst mal die Steine nach oben schaffen, damit Hans anfangen kann zu arbeiten, bevor ich mir Handschuhe hole.
«So, hier hin», sagt Hans, «neben mich. Und immer hochkant die glasierte Seite nach oben. So, und wenn du mischst … pass auf, also nimmste den Schlauch und machst den Kübel ein paar Zentimeter voll mit Wasser. Und dann den Mörtel.»
Ich nehme den Sack und kippe die Hälfte rein. 40 Kilo sind nicht so einfach zu handeln, wenn man es nicht gewohnt ist.
«Nich so zimperlich, kipp den ganzen Sack rein, Mann!», blökt Hans von der Seite. «Und dann rührste. Keine Klumpen, dat is wichtig! Dann Wasser dazu und den nächsten Sack. Immer zwei! Dat darf nich zu hart sein!»
Nach dieser äußerst
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