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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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präzisen Anleitung versuche ich mein Bestes. Ich rühre den Mörtel an und stelle ihn auf Hans’ rechte Seite. Dann geht’s wieder runter, mehr Steine holen.
    Auf dem Weg suche ich in Peters Hütte nach Handschuhen. Der Hump hat den Knochen inzwischen blank genagt und liegt mit blutverschmierter Schnauze dösend und weniger bedrohlich auf dem Bett.
    Als ich mich im Raum umsehe, fällt mir eine kleine durchsichtige Plastikflasche auf. Unglaublich! Auf Peters Schreibtisch stehen Augentropfen zur Behandlung von Konjunktivitis. Warum hat er so reagiert, als ich ihn darauf angesprochen habe?
    Nee, ist ja nix, bloß keine Schwäche eingestehen in dieser Männerwelt.
    In einem Regal finde ich dann zwei schmierige Handschuhe, die nicht zueinander passen. Egal, Hauptsache keine Striemen mehr in den Handflächen.
    Ich schleppe mich mit neuen Steinen wieder nach oben.
    «Du bist doch keine Fotze, oder?», brüllt Hans los, als ich näher komme.
    «Was ist denn?»
    «Du kannst mir doch nicht so ’ne Affenscheiße hier hinstellen!»
    «Affenscheiße?»
    «Ja, so ’ne flüssige Pampe hier!»
    «Du sagtest doch nicht zu hart?»
    «Aber ich meinte auch nicht Suppe!»
    «Alright, ich mach das heute das erste Mal, okay?»
    «Hol noch ein paar Säcke!»
    Auch wenn ich mich an diesen Ton nur schwer gewöhnen werde, kann ich Hans bereits gut einschätzen. Er meint solche Ausraster nicht böse. Und danach läuft alles weiter, als wäre nichts vorgefallen.
    Die drei Stockwerke werden mit jedem Gang anstrengender. Meine Knie werden langsam zittrig, und meine Oberschenkel beginnen zu brennen. Hans legt ein ziemliches Tempo vor. Wenn der so weitermacht, breche ich irgendwann zusammen. Ein Fitnessstudio ist nichts gegen diese Baustelle! Nur dass man hier die Übungen bei Minustemperaturen und umgeben von Maschinenlärm und Staub macht.
    Endlich Frühstückszeit.
    «Schrippe, Bockwurst und ’nen Tee», bestellt Richie.
    Hans guckt ihn ungläubig an.
    «Tee? Wat isn los, Richie?»
    «Kein Kaffee für mich heute. Hatte gestern tote Oma, dat war nich so gut. So is dat wohl!»
    «Kenn ich, dat hat ich auch mal», erwidert Hans.
    «Wovon redet ihr beide? Tote Oma? What the hell?», frage ich komplett verwirrt.
    «Kennste nich? Dat is Blutwurst flüssig gemacht mit Kartoffelbrei!»
    «So is dat wohl!», ergänzt Richie.
    «Okay?!», ist das Einzige was ich rausbringen kann. Ist ja ekelhaft.
    «Ey Hans, wat macht denn dein Stift? Dieser Jens, wo isn der schon wieder?»
    «Hat sich krankgemeldet.»
    «Krankgemeldet? Hör doch auf. Der wievielte is dat, der abhaut, weil du die Leute immer so anscheißt? Da musste aufpassen, Nick!»
    «Ach, erzähl doch keinen Scheiß! Dat sind halt alles Weicheier, darum hören die auf! Und der Futschi, der kam montags immer mit ’nem blauen Auge an, weil er sich inner Kneipe oder mit seiner Alten gekloppt hat. Den hab ich dann rausgeschmissen.»
    «Weißte, Nick, der hieß Futschi, weil der immer so viele Futschis gesoffen hat», lacht Richie herzhaft.
    Ich muss kurz überlegen. Futschi? Das Wort steht doch bei mehr oder weniger ranzigen Berliner Eckkneipen öfters draußen an der Fensterscheibe.
    «Futschi? Was ist das noch mal?»
    «Mann, dat is
dat
Berliner Getränk. Weinbrand mit Cola. Wennde dir davon ein paar reinballerst, dann biste auf ’ner Welle!»
    So, nun weiß ich auch, was ein Futschi ist. Und dass man sich das reinballern muss.
    Die Schrippen, die uns die Bäckerin rausbringt, sind so dick mit Schinken und Käse belegt, dass ich mich frage, ob es nicht eher Schinken und Käse mit Schrippe heißen müsste.
    «Die Säcke werden ganz schön schwer mit der Zeit», lenke ich das Thema auf die Arbeit.
    Eigentlich fand ich den ersten Sack schon schwer. Aber das sagt man hier ja nicht, dass irgendetwas mal anstrengend sein könnte. Ist ja alles kein Problem für die Jungs.
    «Früher waren dat 50  Kilo und manchmal, so zum Kräftemessen, habe ich mir vom alten Udo noch ’nen zweiten Sack drauftun lassen», sagt dieser Riese neben mir mit seinem strahlend weißen T-Shirt und schlingt mit einem Bissen das halbe Brötchen runter.
    «So is dat wohl», bestätigt Richie nuschelnd.
    Dann lehnt er sich zurück, verschränkt die Hände hinterm Kopf und gähnt: «Nick, bestell doch noch mal Kaffee. Peter ist weggefahren, der kommt erst gegen Mittach wieder. Hans, du auch noch?»
    Ich hatte mich schon gewundert, wo Peter bleibt. Und jetzt wird mir auch klar, warum die beiden sich das große Frühstück bestellt

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