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Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition)

Titel: Schutzkleidung is nich!: Unter Bauarbeitern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Grünke
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Elend.

Schutzkleidung is nich! Richie
    «Nee, nich so eins. So ’n kleines Standgerüst, kennste doch. So eins, wat wir hinten am Westgiebel hatten. Ja, genau.
    Ich steh also auf dem Standgerüst und verputz die Wand. Bohlen hab ich da nicht druntergepackt, wollt ja nur eben kurz die obere Fläche machen. Dat hatte die ganze Woche lang tierisch gepisst, der ganze Boden war weich, aber da hab ich natürlich nich drauf geachtet. Wer achtet schon auf so wat? Die eine Seite von dem Scheißding muss dann langsam in den Boden gesunken sein, und ich merk dat nich. Na ja.
    Und gerade als ich den Arm ganz hoch hab, um die Kante zu verputzen, kippt dat ganze Gerüst plötzlich um! Hier! Die Narbe kannste noch gut sehen.
    Siehste, bin mit der Achselhöhle an so ’nem Scheiß Nagel hängen geblieben. Bis zur Brust runter. Zehn Zentimeter lang und zwei Zentimeter tief war die Wunde!
    Ja, sehr wahrscheinlich haste recht, mit Bohlen untendrunter wär dat nich passiert. Aber nachher is man immer schlauer, wa?»

Kapitel  5 «Du ju spiek Inglisch?»
    Es schüttet wie aus Eimern. Es gießt wie aus Kübeln. Was auch immer. Ein Unwetter hat sich über Berlin festgesetzt, und der Tag beginnt mit Donner und Blitzen in dichter Folge.
    Der Sturm wütet schon seit mehreren Stunden, und inzwischen hat sich vor dem Speicher eine riesige Regenpfütze gebildet. Um überhaupt irgendwie zum Haupteingang zu gelangen, legen wir mit Holzbohlen einen improvisierten Steg.
    Die Fensterbau-Firma Loos wartet schon. Ausgerechnet an diesem scheußlichen Tag kommen die restlichen Stahlfenster und Glasscheiben für den vierten und fünften Stock. Der Lieferant sitzt missmutig auf seinem offenen Kran und ist dem strömenden Regen schutzlos ausgeliefert. Vorsichtig hebt er das halbe Dutzend vollbeladener Glasständer von der Ladefläche des Lkws. Die Scheiben stehen dicht aneinandergereiht und werden von gummibeschichteten Klemmen gehalten.
    «Stell die weg von der Pfütze, hier hin. Stell die neben die Fenster!», schreit Peter den Typen auf dem Kran an und deutet auf ein nicht überschwemmtes Stück Erde. Rüdiger, der Fensterbauer mit dem nikotingelben Schnauzbart, steht parat und untersucht die Scheiben auf Schäden. Peter legt die Stirn in Falten und schielt nach oben.
    «Wie kriegt ihr die hoch?»
    «Ich glaub, Loos hat uns Leiharbeiter geholt für die Fenster. Die Scheiben machen wir», sagt Rüdiger.
    Dann dreht er sich um und brüllt: «Ey, Ami! Komm ma rüber! Wat is mit den Leiharbeitern vom Loos?»
    Ein kleiner Mann um die 50 mit einer trendigen Frisur kommt auf uns zu. Die Seiten hat er auf ein paar Millimeter kurzrasiert und das lange Deckhaar leicht seitlich nach hinten gekämmt. Er könnte auch einer der Hipster von der Weserstraße in Neukölln sein, nur dass seine Haare komplett grau sind.
    «Wieso Ami?», frage ich Moritz, der hinter mir steht. Seit er kein Stift mehr ist, hat er sehr schnell sehr viel zugenommen. Ob das normal ist? Seine Latzhose beult sich jedenfalls von Woche zu Woche mehr aus.
    «Eigentlich heißt der Heinrich, aber weil der so oft nach Amerika reist und dauernd davon quatscht, nennen wir ihn halt Ami.»
    Mit einem verschmitzten Lächeln steht der Ami nun da: «Dreckswetter. Bleibt die Woche so. Leiharbeiter kommen. Um acht. Die tragen die Fenster hoch.»
    Peter starrt skeptisch auf die Pfütze, die jetzt einem kleinen See gleicht. «Die müssen dann hier über die Bohlen. Geht nich anders, ne!»
    «Jaja, dat machen die schon! Sind ja nur die kleinen Fenster für oben!»
    Jaja, dat machen die schon, wiederhole ich in Gedanken. Ich blicke kurz auf die durch den Regen glitschigen Bohlen und dann auf die schweren Fenster. Das geht doch niemals gut.
    Pünktlich um kurz vor acht kommen zwei junge Männer auf uns zu. Der Magere hat sein glattes, blondes Haar zum Mittelscheitel gekämmt. Es liegt ihm fettig bis über die Schulter. Der andere trägt eine dickglasige Brille, hat ziemliches Übergewicht und braune, zerzauste Locken. Beide sind nicht gerade kräftig und sehen alles andere als fit aus. Peter steht dicht neben mir. Als er die zwei beobachtet, presst er die Lippen aufeinander und schüttelt leicht mit dem Kopf.
    «Ich sach dir, die schaffen dat nich. Die fette Sau bricht doch nach dreimal hochlaufen zusammen, und der dünne Hecht hebt die Rahmen erst gar nicht an. Immer dat selbe mit den Zeitarbeitsfirmen.»
    «Was meinst du?»
    «Ach, ich hab dat mal gesehn. Die armen Schweine treffen sich morgens zwischen fünf

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