Schutzlos: Thriller (German Edition)
Nachtsichtzielfernrohr postiert gewesen war. Ich hatte ihn in den Wald geschickt, damit er den Schwindler aufs Korn nahm, während Pogue und ich unsere kleine Vorstellung lieferten, um möglichst viel aus dem Mann herauszuholen.
McCall begriff nun endlich, wie komplett wir ihn zum Narren gehalten hatten. »Ich bin im Arsch«, murmelte er. Er starrte meine Beine an, wo die Einschusslöcher von den Kugeln hätten sein sollen. »Ich bin so was von im Arsch.«
Ich sprach mit dem Oberaufseher des Gefängnisses und erfuhr, dass er noch immer keine Verbindung zu den Wachbeamten bekam, die Bill Carter und Amanda vom ursprünglich vereinbarten Treffpunkt zurück in die Vollzugsanstalt bringen sollten.
Ich presste die Luft durch die zusammengebissenen Zähne.
Nun, da ich wusste, dass Amanda das Ziel war, war mir auch klar, dass McCall mit Sicherheit Loving erzählt hatte, die beiden würden das Gefängnis verlassen. Er kannte zwar den Treffpunkt nicht genau, aber Loving oder andere Partner von ihm konnten vor dem Gefängnis gewartet haben, bis der Wagen herauskam.
»Rufen Sie mich an, sobald Sie etwas hören.«
»Wird gemacht.«
Ich legte auf. Ich wusste, der Maulwurf war im FBI, deshalb konnte ich Freddy nicht gut wegen eines taktischen Teams anrufen. Und ich konnte mit niemandem in unserer Organisation Kontakt aufnehmen, nicht einmal mit Claire, falls der Verräter mit jemandem dort in Kontakt war.
Ich überlegte hin und her und beschloss, die örtliche Polizei anzurufen und sie die Straße zwischen dem Gefängnis und dem Treffpunkt – einem kleinen Einkaufszentrum in Sterling, Virginia – absuchen zu lassen. Ich erzählte ihnen, dass die Möglichkeit einer Entführung bestand, und warnte sie, der oder die Verdächtigen seien bewaffnet.
Dann steckte ich das Handy weg und kauerte mich in das kühle Gras neben McCall, der vornübergebeugt auf dem Boden saß. Er schaute jeden vierten Herzschlag zu mir.
»Sie waren der, der bei dem Lagerhaus in North East auf uns geschossen hat?«, fragte ich. »Und der die Peilsender an meinem Wagen angebracht hat?«
Er sagte nichts, aber ein Flackern in seinen Augen verriet mir, dass ich auf der richtigen Spur war.
»Und bei Bill Carters Haus waren Sie auf der anderen Straßenseite im Wald.«
McCall blieb weiter stumm.
»Wieso wollen sie Amanda haben?«
Keine Reaktion.
»Wo ist diese Einrichtung? Worum handelt es sich?«
»Ich sage nichts.«
»Sie haben gerade zugegeben, den FBI-Agenten Tony Barr getötet zu haben. Sie haben hier nichts in der Hand.«
»Egal, was ihr mit mir macht«, flüsterte McCall und schaute unglücklich drein. »Es ist nichts gegen das, was Loving mit mir machen würde, wenn er herausfände, dass ich geredet habe. Ich habe Familie, Freunde – Loving würde sie im Handumdrehen kaltmachen. Wenn nicht Schlimmeres.«
»Wir beschützen sie.«
»Vor Loving?« McCall lachte freudlos. »Na klar.«
»Sie sagten, Sie kennen den Namen des Auftraggebers nicht. Was wissen Sie überhaupt über ihn?«
Schweigen.
Mein Handy läutete. Ich entfernte mich und drückte rasch auf ANNEHMEN. »Corte.«
Es war ein Captain der örtlichen Polizei. »Sir, ein paar meiner Leute haben William Carter gefunden. Er lebt. Er ist verwundet, aber am Leben. Ein Wachmann des Gefängnisses von Northern Virginia ist tot.«
»Und das Mädchen?«
»Das ist leider verschwunden. Sie waren etwa zehn Kilometer vom Gefängnis entfernt. Carter sagte, ein schwarzer SUV habe sie auf das Bankett abgedrängt und die Reifen zerschossen. Drei Männer waren in dem Fahrzeug. Keiner passt auf die Beschreibung des Verdächtigen Loving.«
Drei weitere Akteure?
»Carter hat das Nummernschild nicht sehen können.«
»Was genau ist passiert?«
»Amanda trat einen der Verdächtigen … sie wissen schon, wohin. Dann drehte sie sich um und stieß Carter eine steile Böschung hinunter in einen Bachlauf. Um ihn zu retten, verstehen Sie? Die Kleine war eine echte Heldin, sagte Carter. Sie wollte hinterherspringen, aber sie haben sie erwischt.«
Ein Held, wie ihr Vater.
»Sie haben auf Carter geschossen, aber offenbar wollten sie nicht länger warten und haben sich aus dem Staub gemacht. Er wurde in den Knöchel getroffen, aber er hat überlebt.«
»In welche Richtung sind sie gefahren?«
»Keine Ahnung, Sir. Wir haben eine Fahndung herausgegeben, aber bisher ohne Ergebnis. Sollen wir dranbleiben?«
»Nein. Seien Sie vorerst still darüber.«
»In Ordnung.«
Nachdem ich aufgelegt hatte,
Weitere Kostenlose Bücher