Schutzlos: Thriller (German Edition)
entwaffnet, dass Pogue meine Glock aufhob und sie dem falschen FBI-Mann gab. »Hier.«
»Entschuldige«, sagte er und nahm die Waffe unsicher entgegen, »aber wer bist du, verdammt noch mal?«
»Pogue.«
»Henry hat nie etwas von …«
»Loving weiß nichts von mir. Ich arbeite für den Mann, der ihn angeheuert hat.«
Das war ein Risiko, das Pogue und ich diskutiert hatten. Falls der Schwindler nämlich selbst für den Auftraggeber arbeitete, würde das ganze Spiel an diesem Punkt enden – und möglicherweise blutig.
Aber dann hörte ich ihn kurz auflachen. »Ach so«, sagte er. »Das erklärt es.«
»Ich habe ein Auge auf dich und Henry gehabt, einfach um sicherzugehen, dass alles nach Plan läuft.« Pogue stand auf und streckte die Hand aus. »Wie heißt du?«
»McCall.«
Sie schüttelten sich kurz die Hand. Dann murmelte Pogue: »Also, McCall, wir haben ein Problem. Du kennst den Insider – der dir die Informationen über Barr besorgt und dein Bild auf die Website des FBI geschmuggelt hat.«
McCall nickte geistesabwesend und sah sich um. »Ich weiß nicht, wer es ist, nur dass er in der Dienststelle von Fredericks, diesem Arschloch, arbeitet.«
Der Maulwurf saß also tatsächlich in Fredericks Abteilung. Das war schlecht. Ich reagierte jedoch nicht, sondern hielt nur mein Bein fest und stöhnte. McCall schien es zu genießen.
»Jedenfalls, wer immer es ist, er hat seine Meinung geändert«, spuckte Pogue aus. »Er redet.«
»Scheiße, nein.«
»Scheiße doch.« Seine Bemerkung hatte dieses Spöttische, wie man es etwa zwischen Soldaten verbündeter Armeen hören konnte. Pogue war groß in Form.
Sichel …
»Sie wissen Bescheid über mich?«
»Keine Ahnung. Vielleicht noch nicht, aber sicher bald. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden, dass du Barr umgelegt hast.«
»Die Leiche liegt in einem Abflussgraben«, sagte McCall abwehrend. »Sie werden Tage brauchen, sie zu finden.«
»Hoffentlich. Aber der Punkt ist, wir müssen verduften. Und wir müssen Henry warnen – wir können die Handys und Funkgeräte nicht benutzen. Sie kennen alle unsere Nummern und Frequenzen.«
»Was ist mit ihm?« McCall zeigte mit meiner eigenen Glock auf mich.
»Er kommt mit uns. Es gibt Dinge, die mein Boss wissen will. Aber Priorität hat, dass wir zu Henry kommen. Sofort, meine ich. Wo ist er?«
»Das letzte Mal, als ich mit ihm gesprochen habe, war er ziemlich nahe.« McCall grinste höhnisch. »Sie haben uns den ganzen Quatsch mit dem Flug von Philadelphia abgekauft.«
»Gut, dann fahren wir zu ihm. Bevor sie ihn aufspüren. Wo ist er genau?«
Vorsichtig, Pogue, dachte ich. Ich hatte Angst, dass er es übertrieb.
»Er wollte in die Einrichtung, bevor er und die Mannschaft die Zielperson holen.«
»Die Zielperson?«, fragte Pogue. »Joanne Kessler?«
McCall runzelte die Stirn. »Nein, nein, Mann. Sie hat doch nichts mit der Sache zu tun … Das wahre Ziel, meine ich. Amanda, die Tochter.«
57
Amanda …
Hinter ihr waren sie her? Nicht hinter Ryan oder seiner Frau?
Ich versuchte mir verzweifelt zu erklären, wie das möglich war.
Pogue fing sich wieder und sagte: »Das weiß ich doch. Ich dachte nur, Henry würde Joanne und ihren Mann vielleicht umlegen wollen.«
McCall zuckte mit den Achseln. »Kann sein. Aber davon hat er zu mir nichts gesagt.«
»Ich will verdammt noch mal raus hier«, murmelte Pogue. »Wir treffen ihn bei der Einrichtung. Wo ist sie gleich wieder?«
Es war einen Versucht wert. Ich hätte vielleicht noch ein bisschen länger gewartet, um ihm weitere Einzelheiten zu entlocken, aber nun war es heraus.
Und an dem angespannten Schweigen, das folgte, erkannte ich, dass das Spiel aus war. McCall hatte Verdacht geschöpft.
Ich durfte nicht riskieren, dass er meine Glock – die nicht geladen war – beiseitelegte und sich seine Maschinenpistole schnappte. Ich sprang auf die Beine. »Zugriff!«
McCall reagierte schnell, riss die einzige Waffe in seiner Hand – meine Glock – hoch und richtete sie auf uns.
»Die ist leer«, murmelte Pogue ruhig und legte mit der schallgedämpften Beretta auf McCall an.
Ich trat vor und nahm McCall meine Glock ab, dann lud ich sie neu und entsicherte sie.
Mit der Waffe hielt ich McCall in Schach, der uns mit offenem Mund anstarrte, während ihm Pogue Handschellen anlegte. Inzwischen holte ich mein Handy hervor und rief rasch im Gefängnis an.
Lyle Ahmad tauchte nun aus dem Gebüsch auf, in dem er mit seinem M4 mit
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