Schutzlos: Thriller (German Edition)
dünnen Stoff zu sehen. Sie nahm eine Jacke von einem Garderobenhaken, zog sie an und wandte sich an ihre Schwester. »Das sieht mir ja aus, als sollte es eine große Party werden, aber ohne mich. Ich bleibe heute Nacht in der Stadt.«
»Was?«, sagte Joanne. »Du kommst mit uns.«
»Ich glaube nicht, dass ich darauf Lust habe. Ich wähle Tür Nummer drei.«
»Mar, bitte… Du musst mitkommen. Wo willst du denn hin?«
»Ich habe Andrew angerufen. Ich werde bei ihm bleiben.«
»Ihn angerufen?« Ich war besorgt, sie könnte noch ein Handy haben. »Vom Festnetz im Haus?«
»Ja.«
Das machte mir kein Kopfzerbrechen. Während es ein Kinderspiel ist, eine Mobilnummer zu überwachen und zurückzuverfolgen, ist es sehr schwer, eine Festnetznummer anzuzapfen, und selbst wenn ein Mitarbeiter von Loving es getan hätte, konnte Maree nichts von Bedeutung verraten haben.
Sie sah sich um. »Ich konnte mein Handy nicht finden. Wisst ihr, wo es ist?«
»Ich habe es.« Ich erklärte ihr die Gefahr, dass es abgehört wurde.
»Tja, ich brauche es aber.«
Sie war nicht glücklich, als ich ihr sagte, dass sie ohne auskommen musste. Ich hatte keine sicheren Handys mehr übrig.
»Hm … Ich fahre trotzdem in die Stadt.«
»Nein, das geht nicht«, sagte Joanne.
»Ich …«
»Ich fürchte, Sie werden bei Ihrer Schwester und Ihrem Schwager bleiben müssen«, sagte ich. »Und ich möchte jetzt sofort aufbrechen. Wir haben ohnehin schon zu lange gewartet.«
Maree wedelte mit einer Hand, deren Fingernägel in glitzernden weißen Halbmonden endeten. Sie wies mit einem Kopfnicken auf ihre Schwester und sagte zu mir: »Ich will nicht bei ihr bleiben. Mein Gott, sie ist so langweilig.« Dann lachte sie. »War nur Spaß … Aber ehrlich, ich komme schon klar.«
»Nein«, sagte ich mit Nachdruck. »Sie kommen mit uns und …«
»Fahrt ihr ruhig. Ich leihe mir den Honda aus, wenn ich darf«, sagte sie zu Ryan, dann sah sie mich an. »Mein Wagen ist in der Werkstatt. Wissen Sie, was die für eine neue Benzinpumpe wollen? … Hey, was tun Sie da?«
Garcia brachte ihr Gepäck zum Armada hinaus. Er kam zurück und nickte mir zu, was heißen sollte, dass vor dem Haus alles klar war.
Freddy sagte zu ihr: »Sie müssen auf Corte hören. Sie müssen auf der Stelle los.«
Maree riss die Augen auf. »Warten Sie … ich kenne Sie doch.« Sie betrachtete mich stirnrunzelnd.
Ich muss überrascht geblinzelt haben. Waren wir uns schon einmal begegnet?
»Sie sind bei dieser Reality-Show«, fuhr die junge Frau fort. » Vacation from Hell. Sie sind der Tour Guide.«
»Bitte, Maree«, sagte Joanne.
Ihre Schwester zog eine Schnute. »Er ist gemein. Er hat mein Handy gestohlen.«
In diesem Augenblick schaute ich wieder aus dem Küchenfenster in den Garten hinaus und überlegte, was sich verändert hatte, seit ich vorhin geschaut hatte. Wegen des unterschiedlichen Einfallswinkels der Septembersonne war jetzt etwas sichtbar, das man vor einer halben Stunde nicht gesehen hatte. Ich rief Ryan zu mir und zeigte darauf. »Ist das ein Trampelpfad?«
Eine Linie aus niedergetretenem Gras lag zwischen dem Haus der Kesslers und dem Haus schräg gegenüber, nach dem ich vorhin schon gefragt hatte. Es gehörte Teddy, wie ich mich erinnerte, dem Mann, der zum Kaffeetrinken gegangen war.
»Ja, zu den Knoxes hinüber. Sie sind so ziemlich unsere besten Freunde in der Nachbarschaft. Wir sind viel mit ihnen zusammen.«
Der Pfad war den Sommer über entstanden, als die Familien zum Grillen, zu Geburtstagsfesten oder um sich etwas für die Küche zu borgen hin und her gelaufen waren.
»Was ist?«, fragte Joanne. »Sie machen mich nervös.«
»Mann, er sieht wirklich total angespannt aus«, sagte Maree.
»Corte?«, brummte Freddy.
Ich verzog das Gesicht und nickte.
»Scheiße«, murmelte der FBI-Mann und knöpfte sein Sakko auf. »Garcia!«
»Verdunkelt alles«, sagte ich.
Freddy und Garcia zogen die Rollos und Vorhänge im Arbeitszimmer, im Fernsehzimmer und in der Küche zu.
Ryan straffte die Schultern, und Joanne bekam große Augen. »Was ist los?«, platzte sie heraus. »Sagen Sie es mir?«
Ich sah, wie Freddy mit der Handfläche leicht auf den Knauf seiner Glock schlug. Wir tun das, um unsere Muskeln und Nerven auszurichten, sodass wir genau wissen, wo unsere Waffe sitzt. So wie ich den Druck meiner Baby-Glock im Kreuz spürte. Ich ließ sie für den Augenblick dort.
Ryan trat ans Fenster.
»Nein«, sagte ich mit Nachdruck. »Gehen Sie
Weitere Kostenlose Bücher