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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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und zog schnell seine Pistole. »Soll ich auf die Reifen zielen? Auf den Fahrer?«
    »Nein, nein«, sagte ich rasch. Ich hatte nicht mit ihm gesprochen, sondern mit der Frau, die mir im Rückspiegel in die Augen geblickt hatte. »Mit Ihrer Kamera, Maree. Fotografieren Sie das Nummernschild.«
    Sie hatte ein beeindruckendes Teleobjektiv auf ihre Canon montiert. Ich wollte das Kennzeichen des Wagens ermitteln, aber er war zu weit zurück, um es mit bloßem Auge zu erkennen.
    »Oh.« Ryan lehnte sich zurück. Er schien enttäuscht zu sein.
    Maree spielte an den Einstellungen der Kamera herum, drehte sich rasch und drückte ab. Es gab das Klick-klack einer Spiegelreflexkamera, und ich fragte mich, ob das bei den Digitalmodellen, die es heutzutage nur noch gab, nicht ein reiner Soundeffekt war.
    Einen Moment später schaute sie auf das Display. »Ich kann das Nummernschild lesen.«
    »Gut gemacht. Warten Sie einen Moment.« Ich rief Freddy an und sagte, ich müsste ein Kennzeichen überprüfen lassen.
    Maree gab mir die Buchstaben und Ziffern durch, und ich sagte sie ins Telefon.
    Ryan schaute umher und hielt seine Waffe wieder umklammert.
    Keine zwei Minuten später rief Fredericks zurück. Er lachte. »Zugelassen auf einen Jimmy Chung, besitzt ein Restaurant in Prince William. Sein Sohn fährt durch die Gegend und verteilt Werbezettel für den Laden. Er hat mir die Nummer gegeben, und ich habe mit dem Jungen gesprochen. Er sagte, er fährt hinter einem grauen SUV – der nebenbei bemerkt eine Wäsche
nötig hätte – und jemand hat ihn anscheinend gerade aus dem Wagen heraus fotografiert, worüber er nicht allzu glücklich ist. Sie haben eine gute Speisekarte, Corte. Ihre Spezialität ist das Hähnchen à la General Tso. Hat es einen General Tso gegeben?«
    »Danke, Freddy.«
    Ich legte auf und bemerkte, dass mich meine Passagiere alle ansahen.
    »Keine Gefahr. Es ist der Lieferwagen eines Chinarestaurants.«
    »Lasst uns etwas bestellen«, sagte Maree völlig ernst.
    Ein halbes Lachen von ihrer Schwester. Ryan schien nichts gehört zu haben.
    Nachdem sich das Fahrzeug als harmlos herausgestellt hatte, entspannte ich mich etwas und ließ mich im Verkehr treiben. Ich fuhr gern Auto. Als Teenager hatte ich nie eines besessen. Aber mein Vater, der Anwalt bei einer Versicherungsgesellschaft gewesen war, sorgte dafür, dass ich gut und sicher zu fahren lernte. Sobald man einmal verstanden hatte, dass die meisten anderen Fahrer Idioten waren – er wusste es durch seine Arbeit aus erster Hand –, und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen traf, konnte man es durchaus genießen, auf den Straßen herumzukutschieren.
    Jedenfalls fuhr ich, wie gesagt, gern, aus welchem Grund auch immer. Es war sicherlich nicht die Geschwindigkeit; ich war ein ziemlich vorsichtiger Fahrer. Vielleicht lag es daran, dass meine Mandanten und ich bewegliche Ziele waren, wenn ich fuhr, und damit um eine Idee sicherer. Wenngleich es natürlich nicht immer stimmte. Abe Fallow war bei einem Transport im Konvoi von Henry Loving geschnappt und getötet worden.
    Ich schob den Gedanken beiseite.
    Im Augenblick waren wir in westlicher Richtung unterwegs und wechselten ständig zwischen den Countys Fairfax und Prince William hin und her. Wir kamen an den Tudor-Türmchen
von eingeschossigen Einkaufszentren vorbei, mit ihren Discounterketten und betriebsamen Fastfood-Läden, in denen das minderjährige Personal die Stunden bis zum Feierabend zählte, an glitzernden Reihen von Gebrauchtwagen, für deren Qualitäten mit aufdringlichen Ausrufezeichen geworben wurde, an Arztpraxen und Versicherungsagenturen, gelegentlich einem Antiquitätenladen in einem fünfzig Jahre alten, einstöckigen Gebäude, an Waffengeschäften und Minisupermärkten. An ein, zwei verfallenen Scheunen. Einigen Möchtegern-Hochhäusern in Büroparks.
    Das nördliche Virginia konnte sich nie entscheiden, ob es ein Vorort von New York sein oder zu den Südstaaten gehören wollte.
    Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach 13.30 Uhr. Wir waren noch keine zwei Stunden unterwegs. Ich hatte beschlossen, nicht direkt zum Haus zu fahren, sondern in einem nahegelegenen Motel Halt zu machen, um die Spur zu verwischen und das Auto zu wechseln. Ich verlegte meine Mandanten häufig in Etappen. Wir blieben drei, vier Stunden irgendwo, dann fuhren wir zu dem sicheren Haus weiter. Meine Organisation hatte eine Liste von rund einem Dutzend Hotels und Motels in der Gegend, die sicher und abgelegen waren.

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