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Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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auf dem Parkplatz sah ich nichts, was Verdacht erregte.
    Ich öffnete die Fahrertür und verkündete: »Nehmen Sie Ihre Sachen mit.«
    »Ich dachte, wir bleiben nicht hier«, sagte Maree.
    »Nur für eine kleine Weile. Wir wechseln das Fahrzeug.«
    »Halten Sie das für notwendig?«
    »Nur eine Vorsichtsmaßnahme.« Wenn es ein Mantra gibt auf dem Gebiet des Personenschutzes, dann dieses.
    »Gibt es ein heißes Bad?«, fragte Maree. »Vorzugsweise mit einem süßen Masseur namens Raoul?«
    »Ich fürchte, Sie müssen im Zimmer bleiben«, wiederholte ich.
    Marees Blick wiederholte wortlos ihre Bemerkung über meine Attraktivität als Reiseleiter.
    Ich schob sie rasch in die Suite mit den zwei Schlafzimmern, unter verteidigungstechnischen Gesichtspunkten die beste Wahl im Hillside, da sie von außen für einen Scharfschützen nicht einsehbar war. Joanne schaute sich mit ausdruckslosem Gesicht um. Ihre Schwester schien aufrichtig enttäuscht zu sein von den kleinen, karg ausgestatteten Räumlichkeiten. Vielleicht dachte sie, die Regierung sollte ein wenig von dem Geld zur Ankurbelung der Konjunktur in ihre Unterkünfte stecken. Ryan öffnete wie ein SWAT-Beamter die Türen der Bäder und Schränke. Dann ging er ans Fenster und zog vorsichtig den Vorhang zurück, um auf eine kahle Wand in etwa zehn Meter Entfernung zu blicken – die Seitenwand des Speisesaals. Es lag etwas Trotziges in seiner Geste, als würde er halbwegs erwarten, Loving auf der anderen Seite des Glases zu sehen.
    Er schien enttäuscht zu sein, weil er nur grauen Beton statt eines Ziels vorfand, auf das er feuern konnte. »Gute Wahl«, sagte er dennoch. »Gut zu verteidigen.«
    Ich nickte.
    »Äh, kriege ich dieses Zimmer?«, fragte Maree und deutete auf das größere der beiden Schlafzimmer. Ich zuckte mit den Achseln. Die Zimmer waren nur zum Duschen und für ein kurzes Nickerchen gedacht. Ich hatte nicht vor, eins zu benutzen. Die anderen waren einverstanden, und die junge Frau ging hinein.
    »Die Telefone da drin funktionieren nicht«, sagte ich.
    Ihre Schritte wurden langsamer. Ich hatte das Gefühl gehabt, sie wollte ein längeres und ungestörtes Gespräch mit ihrem Freund Andrew führen. Aber sie zog nur eine übertriebene Schnute und sagte: »Dann werden Sie als Reiseleiter mir einen Masseur organisieren müssen.« Sie blinzelte und verschwand.
    Ryan warf seiner Schwägerin einen müden Blick hinterher und hob sein sicheres Handy in die Höhe. »Mein Chef?«
    »Natürlich. Sie dürfen nur nicht sagen, wo Sie sind.«
    Er nickte, nahm seinen Rucksack und ging in das zweite Schlafzimmer. Die Tür stieß er mit dem Fuß zu, da er bereits wählte.
    Damit blieb ich im Wohnzimmer der Suite mit der trübsinnigen Joanne zurück. Sie machte den Fernseher an und zappte durch die Kanäle. Es gab nichts über den Angriff auf ihr Zuhause, nur einen Bericht über den falschen Alarm wegen einer angeblichen Schießerei an der George Mason University.
    »Wie haben die es aus den Nachrichten rausgehalten?«, fragte Joanne.
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich.
    Ich wusste es allerdings sehr wohl: Aaron Ellis, mein Boss. Er war nie Schäfer wie ich gewesen. Er kam aus der Verwaltung in nationalen Sicherheitsbehörden und hatte Erfahrung mit Verbindungen zum Kongress, harten Etatverhandlungen … und Medienarbeit. Als Abe Fallow vor sechs Jahren starb, war ich als Leiter der Organisation im Gespräch gewesen – ich war sein Ziehsohn gewesen. Aber es hätte weniger Zeit im Außeneinsatz
für mich bedeutet, und das wollte ich nicht. Also machten sich die maßgeblichen Stellen auf die Suche und fanden Ellis, der gute Arbeit bei der CIA geleistet hatte.
    Er kapierte nicht alle Feinheiten der Arbeit von Schäfern, aber wenn es darum ging, eine Pressemeldung auszuhöhlen, die sich nachteilig auf uns auswirken konnte, war er der richtige Mann. Auch wenn er Berichte über einen Angriff in einer ruhigen Vorortsiedlung nicht gänzlich auslöschen konnte, war er doch in der Lage, die Meldung zu verzögern und zum Beispiel in einen außer Kontrolle geratenen Einbruch zu verwandeln.
    Natürlich waren mir Ellis’ Fähigkeiten so rätselhaft, wie es meine für ihn waren, und ich habe nie ganz verstanden, wie er es machte. Vermutlich bestand sein Talent zum Teil darin, ein Druckmittel gegenüber jemandem zu finden. Es war dasselbe Schwert, das Henry Loving schwang. Und ich bei Gelegenheit ebenfalls.
    Und wie es selbstverständlich jeder Mensch hin und wieder tut.
    Joanne

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