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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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Sie übrigens bei Ihrer Buchung akzeptiert haben. Respektive Ihr … Freund.«
    Freund! Der Kommissar fuhr herum und wollte Maier gerade auffordern, die Sache irgendwie zu klären, da fiel sein Blick auf das kleine gelbe Rollköfferchen. Kluftinger atmete tief ein und wandte sich wieder an die Dame hinter dem Schalter. »Mein Dings, mein … Freund und ich reisen ja zusammen, sozusagen. Also können Sie ruhig die Koffer miteinander wiegen. Macht somit also zwanzig Kilo Freigepäck für uns beide«, erklärte der Kommissar triumphierend und stellte Richard Maiers Koffer neben seinen auf das Band.
    Doch die Frau schüttelte gelassen den Kopf. »Tut mir leid, die Gewichtsangabe gilt pro Gepäckstück, nicht pro Reisegruppe. Steht übrigens auch in den AGB s!«
    Kluftinger merkte, dass es wenig Sinn hatte, hier auf Kulanz zu hoffen. »Richie, wir packen um!«, erklärte er daher kurzerhand, griff sich die beiden Koffer und ging ein paar Schritte zur Seite zu einer Bank. Dort klappte er den Deckel seines Koffers auf, schüttelte den Kopf und seufzte: »Erika!« Priml. Diesmal hatte sie es mit der Fürsorge doch ein wenig übertrieben. Der Koffer war vollgestopft mit Dingen, die er auf seiner ein-, höchstens zweitägigen Reise niemals brauchen würde, und er hörte förmlich, was sich seine Frau beim Einpacken gedacht hatte: ein Paar Schuhe zum Wechseln (falls es regnet) , ein Anorak (falls es kühl wird) , eine Flasche Multivitaminsaft, eine Plastiktüte mit diversen Medikamenten, Pflasterstreifen, Salben und Pröbchen diverser Parfüms und Cremes – die er nie benutzte, wie Erika eigentlich wusste –, feuchtes Toilettenpapier, Desinfektionsspray, sein großer kunstlederner Waschbeutel, geschätzt die Hälfte der gesamten Kleidung, die er besaß (man weiß ja nie) , und sage und schreibe drei Bücher (vielleicht wird es mal langweilig) .
    Er steckte die Flasche in seine Brotzeittüte und gab mit einer Handbewegung seinem Kollegen zu verstehen, dass der nun seinen Koffer öffnen solle. Widerwillig schwang Maier seinen Trolley auf die Bank. Auch was er nun sah, löste bei Kluftinger Stirnrunzeln aus. Es war das exakte Gegenteil seines Kofferinhalts: Den größten Teil stellten irgendwelche Ladekabel und elektronische Geräte dar – Maier hatte eine große Spiegelreflexkamera samt Wechselobjektiv dabei, einen Elektrorasierer und einige andere flache, mit Bildschirm ausgestattete Geräte, deren Sinn sich Kluftinger auf den ersten Blick nicht erschloss. Mindestens so interessant war aber, was der Kommissar nicht sah: Neben einem einzigen T -Shirt befand sich nur ein Paar Socken im Koffer. Nicht einmal eine Unterhose zum Wechseln war zu sehen. Maiers Kulturbeutel bestand aus einer Brotzeittüte mit einer Zahnbürste samt Minitube Zahnpasta.
    »Aha, der Herr reist dann doch eher mit kleinem Gepäck!«, bemerkte Kluftinger und begann seine Umräumaktion, die Maier mit bitterer Miene verfolgte.
    Nachdem der Kommissar schon die Hälfte seiner Oberbekleidungskollektion umgeladen hatte, schritt er jedoch ein. »Nein, Chef, alles, was recht ist, aber deine Unterhosen und Socken kannst du grad selber tragen!«
    »Jetzt hab dich doch nicht so! Du musst es ja eh nur durch die Gegend schieben!«, bemerkte Kluftinger und schickte sich an, weitere Habseligkeiten aus seinem Koffer auszulagern, was von Maier jedoch dadurch unterbunden wurde, dass er seinen Trolley energisch schloss und schnell die Kombination des Zahlenschlosses verstellte. »Ich bin doch nicht dein Sherpa!«, versetzte er und zog beleidigt in Richtung Check-in-Schalter ab.
    »Tut mir leid, das ist jetzt noch immer genau ein Kilo zu viel. Wenn es jetzt nur 650 Gramm wären – okay, da könnte man ein Auge zudrücken, aber so … ich hab auch meine Richtlinien.«
    Kluftinger sah eine Weile entgeistert in die wasserblauen Augen, dann kam ihm die Idee. Er öffnete seinen Koffer einen Spaltbreit, tastete mit seiner Rechten nach dem Waschbeutel, öffnete ihn blind und zog schließlich sein Duschgel heraus. Er besah es sich und nickte: 350 Milliliter.
    »Gnädige Frau – wir machen das jetzt folgendermaßen: Ich lass das hier bei Ihnen – zu treuen Händen. Passen Sie bitte darauf auf, ist immerhin ein Markenprodukt.« Er reichte ihr die Flasche. »Schreiben Sie halt vielleicht meinen Namen drauf, ich hol das morgen, spätestens übermorgen bei Ihnen ab!«
    Mit einem Seufzen nahm die Dame das Duschgel entgegen, nickte zustimmend und klebte ein Gepäckbändchen um den

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