Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
Koffergriff. Als Kluftinger sich umgewandt hatte, warf sie die Flasche mit den Worten »Aldi, typisch!« in den Abfalleimer.
»Gibst du mir bitte deine Dienstwaffe?«, fragte Maier, als sie sich an der Sicherheitsschleuse angestellt hatten.
Kluftinger erschrak. »Kreuzkruzifix, ich hab die Waffe dabei! Hab ich völlig verschwitzt!«
Maier winkte ab. »Kein Problem. Wer weiß, schließlich fahren wir ja nicht zum Spaß nach Wien. Wir geben die Pistolen vor dem Flug ab, sie werden sicher verpackt, kommen in einen Extrabereich im Frachtraum, und wir kriegen sie in Wien wieder ausgehändigt. Also, gib her, dann kümmer ich mich schnell noch um den Papierkram.«
Kluftinger sah sich um und zog, als er sicher war, dass niemand ihn beobachtete, seine Waffe aus dem Holster. Dann drückte er sie Maier in die Hand und sagte: »Aber nicht wieder Kinder damit spielen lassen, gell?«
Sein Kollege nahm sie an sich und verschwand kommentarlos in der Tür der Flughafenpolizei.
Nun stand er allein an der Schleuse, seine Brotzeittüte in der Hand, und wusste nicht, wie er sich zu verhalten hatte. Der Sicherheitsangestellte sah ihn erwartungsvoll an und deutete erst auf seine Tüte, dann auf die Kunststoffkisten, worauf sich Kluftinger in Bewegung setzte, seine Brotzeit in eine der Kisten und diese auf das Laufband schob. Mit forschem Blick durchschritt er sodann den Metalldetektor, der aussah wie ein frei stehender Türrahmen, worauf ein schriller Warnton ertönte und eine rote Leuchte zu blinken begann.
Der Mann schüttelte den Kopf. »So wird das nix.«
»Ach so … ich bin Polizist, das passt schon«, sagte Kluftinger und zog seinen Geldbeutel heraus, um seinen Dienstausweis vorzuzeigen.
»Und? Das ändert nix. Alle werden kontrolliert, da gibt es keine Ausnahmen«, brummte der Mann. »Sämtliche metallischen Gegenstände bitte in eines der kleinen Kästchen legen, durch das Röntgengerät schieben und dann noch mal durchgehen, der Herr Polizist!«
Kluftinger ging missmutig zurück. Er legte seine Armbanduhr, den Hausschlüssel und seinen Geldbeutel ab.
»Was ist mit dem?«, fragte der Flughafenangestellte gelangweilt und zeigte auf Kluftingers Hose.
»Mit … wem?«
»Dem Gürtel.«
»Was soll damit sein?«
»Metall?«
»Ja, sicher.«
»Also: ausziehen.«
»Den Gürtel?«
Der Mann seufzte. »Ja, wovon red ich die ganze Zeit.«
»Aber … dann rutscht meine Hose.«
Der Mann warf ihm einen prüfenden Blick zu, als sei er nicht sicher, ob es der Kommissar ernst meinte. »Dann halten Sie sie fest.«
Kluftinger fügte sich, legte den Gürtel ab und durchschritt das Gerät, wobei er mit einer Hand seine Hose am Schritt hielt. Wieder schlug der Detektor Alarm.
»Ein Handy vielleicht?«
Kluftinger sah sein Gegenüber verdrossen an, erklärte, sein Handy sei nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff, ging dann aber zurück, zog sein Telefon nebst einigen Bonbonpapierchen, ein paar Euromünzen und einem Stofftaschentuch aus der rechten Hosentasche und schickte diese letzten Devotionalien, die er anzubieten hatte, auf die Reise durch den Scanner.
Als es beim Durchschreiten der Schleuse erneut piepste, hörte Kluftinger die Reisenden in der inzwischen beträchtlich gewachsenen Schlange murmeln und kichern.
»Bitte setzen Sie sich hier auf den Stuhl und ziehen Ihre Schuhe aus!«
»Die Schuhe?« Das war doch reichlich absonderlich. Ob ihn der Sicherheitstyp bewusst schikanieren wollte?
»Die Schuhe!«
»Haben Sie Angst, dass ich im Flugzeug meine Socken als Waffe benutze?«
Fünf erniedrigende Minuten ohne Schuhe und Gürtel später hatte der Flughafenmitarbeiter einen weniger geduldigen Ton angeschlagen. »Also, zum letzten Mal jetzt: Trinken oder stehen lassen!«, blaffte er Kluftinger an. Der hatte eben erfahren, dass er zwar seine üppige Brotzeit – zwei Paar Landjäger, eine dicke Scheibe Presssack, eine kleine Tüte Senf, drei Semmeln und einige Schokoriegel – mit in den Flieger nehmen durfte, nicht aber die Saftflasche, die Erika ihm eingepackt hatte.
Der Kommissar fühlte sich gegenüber dem bulligen Sicherheitsmann schwach und hilflos, noch dazu, weil seine Hose ständig rutschte. Es ging ihm nicht um das Geld für das Getränk, aber er wollte ihm diesen Triumph nicht gönnen. »Hören Sie, ich geh noch mal schnell raus zu der Frau am Schalter, die hat mein Duschgel auch schon in Verwahrung, der geb ich noch den Saft dazu.«
Mit Blick auf die Schlange schüttelte der andere den Kopf. »Entweder trinken
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