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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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ablesen, dass es ihm ähnlich ging. »Ach was«, winkte Kluftinger deshalb ab, »wir wollen dir doch keine Umstände machen. Und das Hotel geht sowieso auf Spesenrechnung, und dann …«
    Bydlinski ließ ihn erst gar nicht ausreden: »Geh, jetzt seid’s net sperrig. Das sind doch keine Umstände. Ich freu mich doch, so hochrangige Gäste bewirten zu dürfen. Wollt’s noch mit dem Fiaker fahren, damit ihr auch was seht’s von Wien?«
    Hilfe suchend schaute der Kommissar noch einmal zu Maier, doch eigentlich war ihm klar, dass es ziemlich unhöflich gewesen wäre, dieses Angebot, besser gesagt diese Anordnung abzulehnen. Also fügten sie sich in ihr Schicksal und traten mit ihrem österreichischen Kollegen die Heimfahrt an. Immerhin fuhren sie mit der U -Bahn, nachdem Bydlinski ihnen versichert hatte, dass es sich bei der vorigen Frage um eine rein rhetorische gehandelt hatte: Freiwillig und ohne Not würde sich kein Wiener in so einen Pferdekarren setzen.
    »Da vorne ist es eh gleich.« Bydlinski hatte seinen Finger ausgestreckt und zeigte auf einen schmucklosen Wohnblock, der wohl in den Sechzigerjahren entstanden war. »Gemeindebau!«, beantwortete der Österreicher Kluftingers skeptischen Blick.
    »Ach, wie in dem Lied? Ich mein …«, er begann zu singen, »du bist die Blume aus dem Gemeindebau …«
    Bydlinski grinste und stimmte mit ein »… ohne di wär dieser Bau so grau …«
    Lachend und singend setzten sie ihren Weg fort, nur Maier trottete mit saurem Gesicht hinter ihnen her, ganz offensichtlich beunruhigt darüber, welchen Verlauf dieser Abend noch nehmen würde.
    »Ich wohn ganz oben«, verkündete der Österreicher freudig, als sie durch die Tür in den Hausflur traten. »Super Aussicht. Aber Fahrstuhl gibt’s kan.«
    »Priml«, sagte Kluftinger, den schon der kurze Fußmarsch von der U-Bahn-Station bis hierher mächtig ins Schwitzen gebracht hatte. Als sie zehn Minuten später – sie hatten mehrere Zwischenstopps einlegen müssen, während derer sich der Kommissar Maiers Koffer als Sitzgelegenheit ausgeliehen hatte – Bydlinskis Wohnung erreichten, war Kluftinger froh, endlich irgendwo angekommen zu sein.
    Der Wiener Polizist schloss die Tür auf und warf sich dann mit der Schulter dagegen. »Klemmt«, kommentierte er.
    Als sie eintraten, schaltete Bydlinski das Licht ein, was die Sicht aber nicht wesentlich verbesserte: Die Wohnung war dunkel, und von der Decke des Hausgangs hing nur eine trübe Glühbirne. Was jedoch sofort wahrnehmbar war, war ein muffiger, fast beißender Geruch, als sei hier schon jahrelang nicht mehr gelüftet worden.
    »Ich hab vorher extra noch schnell gelüftet«, sagte Bydlinski und bückte sich.
    »Gott sei Dank«, antwortete Kluftinger bitter. Erst dann sah er, dass drei fette, langhaarige Katzen um ihre Füße herumstrichen.
    »Darf ich vorstellen: Das sind Am, Dam und Des.« Der Hausherr hielt eine der schmutzig weißen Katzen an sein Gesicht, worauf ihm das Tier mit seiner winzigen Zunge über die Wange leckte. Kluftinger verzog angewidert den Mund und blickte zu Maier, der fassungslos auf die Katzen starrte.
    »Ich hab eine Katzenhaarallergie, das weißt du doch«, jammerte er.
    »Woher soll ich das bittschön wissen?«, erwiderte Kluftinger leise. »Und selbst wenn: Wie hätte ich denn wissen sollen, dass der Valentin welche hat, hm?«
    Maier flüsterte: »Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich den nie hab riechen können.«
    »Das sind Angorakatzen«, meldete sich Bydlinski wieder zu Wort und hielt Maier das Tier auf seinem Arm entgegen, worauf dieser einen Satz zurück machte. »Sauteuer. Aber sind mir eh quasi zugelaufen. Ich hab sie im Keller gefunden. Denen gefällt’s bei mir halt so gut. Gell, ihr kleinen Mozartkugerln, ihr wollt’s doch eh nur bussieren.« Er begann wieder mit dem Tier zu schmusen.
    »Und was sind das für komische Namen?«, erkundigte sich Maier missmutig.
    »Na ja: wie in der Fernsehsendung«, antwortete Bydlinski.
    »Welche Fernsehsendung?«
    Kluftinger verdrehte die Augen. »Er kommt aus dem Tal der Ahnungslosen. Nennt man bei uns Württemberg.«
    Der Österreicher nickte wissend. »Verstehe. War so eine Kindersendung. Abgefilmter Kindergarten, wenn du so willst. Die Titelmelodie ging so: Am, dam, des  …«
    »… disse malle press« , stimmte Kluftinger mit ein, dann sangen sie zusammen: »… disse malle pumperness, am dam des .«
    Maier sah sie regungslos an. Dann sagte er: »Scheint ja echtes Bildungsfernsehen gewesen zu

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