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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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leer und erhob sich. Die Anstrengungen dieses Tages machten sich erst jetzt so richtig bemerkbar, da sie zur Ruhe kamen und die Müdigkeit wie bleierne Gewichte an seinen Gliedern hing.
    Sie folgten dem Österreicher durch die Wohnung, stets darauf bedacht, nicht über eine der Kisten oder staubigen Gerätschaften zu stolpern, die überall herumstanden. Schließlich öffnete er eine Tür, und sie blickten in einen großen Raum mit einem Bett und zwei Nachtkästchen, der sonst keine weiteren Möbel beherbergte – bis auf einen Sessel, den Kluftinger unter dem Kleiderberg am Fenster vermutete.
    »Gut, das nehm dann ich«, sagte der Kommissar, der sich nicht vorstellen konnte, dass noch ein besseres Zimmer auf sie wartete.
    Dennoch überraschte ihn Bydlinskis Antwort: »Gibt eh nur das eine.«
    »Hm?«, entfuhr es Kluftinger, der nicht glauben wollte, dass diese Antwort das bedeutete, was er befürchtete.
    »Ich hab kein weiteres Zimmer«, bestätigte der Österreicher seine schlimmsten Vermutungen.
    Wenn es kein anderes Zimmer gab, dann bedeutete das, dass er mit Maier das Bett würde teilen müssen. Und auch wenn der Kommissar nun wirklich keine übertrieben luxuriösen Ansprüche an sein Nachtlager stellte, so war das doch undenkbar. »Du wirst doch wohl noch irgendwo ein Zimmer haben – das ist doch eine große Wohnung«, insistierte er deswegen.
    »Nur mehr eins, aber das wollt ihr sicher nicht.«
    »Doch, wollen wir!«, erklärte Kluftinger rasch.
    »Gut, wie ihr meint. Kommt’s mit.« Bydlinski ging den Korridor weiter bis zum letzten Zimmer. Schon bevor er die Tür ganz geöffnet hatte, stach Kluftinger ein beißender Geruch in die Nase, der stärker war als die Grundmuffigkeit, die hier über allem lag.
    »Das ist eigentlich das Schlafgemach meiner drei Grazien«, erklärte ihr Gastgeber und stieß die Tür ganz auf. Der fensterlose Raum glich eher einer Abstellkammer, wenn man einmal von dem Bettgestell in der Mitte absah. Die Laken darauf waren völlig verdreckt, und auf dem Boden davor lagen offene Futterdosen herum, in der Ecke standen drei halb volle Näpfe.
    »Also, ich kann hier unmöglich schlafen«, platzte Maier heraus, als sich Kluftinger zu ihm umdrehte. »Meine Allergie, das ist klar, oder?«
    »Ja, ja, versteh schon«, maulte Kluftinger. Sein innerer Kampf dauerte nur kurz, die Entscheidung zwischen Katzenbett und Maierbett war schnell getroffen. »Dann halt doch das andere für uns zwei.«
    »Wie ihr wollt’s.« Der Österreicher begleitete sie wieder zurück und sagte: »Wenn ihr was braucht’s, sagt’s Bescheid. Ansonsten: Schlaft’s recht schön. Eh fein, dass ihr meine Gäste seid.« Dann zog er die Tür zu.
    Maier und Kluftinger sahen sich wortlos an und verfielen dann schnell in Aktionismus, um der peinlichen Stille zu entgehen, die sich im Raum ausbreitete. Während der Kollege in seinem Köfferchen kramte, begann der Kommissar, sich durch den Klamottenberg bis zum Sessel vorzugraben, auf dem er die Nacht zu verbringen gedachte. Ein Kleidungsstück nach dem anderen schichtete er auf einen anderen Stapel um, wobei etliche gebrauchte Unterhosen zum Vorschein kamen, die er lediglich mit spitzen Fingern anfasste und sofort unter anderem Gewand wieder begrub. Je weiter er sich vorarbeitete, desto mehr legte sich seine Stirn in Falten. Und das nicht etwa, weil er über die reichhaltige Garderobe des Österreichers staunte, der doch immer irgendwie gleich angezogen wirkte, sondern weil ihn mehr und mehr das Gefühl beschlich, dass er auf kein Möbel mehr stoßen würde. Bydlinski hatte sich ganz offensichtlich ein Prinzip zu eigen gemacht, das auch Kluftinger praktizierte: das des »Gwandsessels« – nur ohne Sessel. Seufzend ließ sich der Kommissar auf einen der beiden Klamottenhaufen fallen und blickte auf das Bett. Es würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als es mit Maier …
    Seine Augen wurden groß: Maier stand am Kopfende des Bettes und zog sich munter pfeifend aus. Er stand bereits nur noch in Unterwäsche da und machte keine Anstalten, seine Tätigkeit hier abzubrechen. Schon flog das Doppelripphemdchen aufs Bett, und er hakte seine Daumen in den Saum seiner Unterhose ein, als ihn ein scharfes »Hey!« des Kommissars zusammenfahren ließ.
    »Was schreist du denn so?«
    »Ich will wissen, was du da genau vorhast.«
    »Wie vorhast ?«
    »Na, was machst du da gerade?«
    »Ich mach mich bettfertig.«
    »Und wo ist dein Schlafanzug?«
    »Ich schlafe immer nackt – schon

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