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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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kam es von seinem Bettgenossen.
    »Mhm«, brummte Kluftinger zurück.
    »Gut Naaaahaaacht!«
    »Nacht und Schnauze jetzt!«
    »Und träum was Schönes.«
    Kluftinger seufzte resigniert. Er war schlichtweg zu müde, um heute noch jemanden umzubringen.

Donnerstag, 23. September
    Kluftinger blinzelte in die rötlichen Strahlen der aufgehenden Sonne, die durch die Löcher im verschlissenen Vorhang ins Zimmer sickerten. Er zog sich die Decke über den Kopf, um noch ein bisschen weiterzuschlafen, da spürte er, wie etwas Weiches über sein Bein streichelte. Schlagartig war er wach, riss sich die Decke vom Kopf und langte nach seiner Waffe. Wenn Maier meinte, er könnte hier ein Spielchen mit ihm … Ein jammervolles Miauen durchbrach seinen Gedankengang, und er sah, dass es sich eine der Katzen in ihrem Bett gemütlich gemacht hatte. Wie war die nur hier reingekommen? Und, viel wichtiger, wie lange lag sie schon hier? Kluftinger versetzte ihr einen Tritt, worauf das Tier ihn erst anfauchte, dann aber lautlos vom Bett hüpfte und aus dem Zimmer verschwand.
    Er wandte sich zu seinem Kollegen und atmete beruhigt aus: Maier lag auf seiner Seite des Bettes, friedlich schlummernd wie ein Baby. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn er hatte sich in Embryonalhaltung gerollt und einen Daumen in den Mund gesteckt. Sein Gesicht war rot und verquollen, offenbar hatte er mit seiner Allergie doch nicht übertrieben. Aber auch Kluftinger hatte diese Nacht darunter zu leiden gehabt, denn dank Maiers Gerotze hatte er kaum ein Auge zugemacht.
    Kluftinger erhob sich leise und schlurfte gähnend ins Bad. Er öffnete die Tür – und erstarrte: Auf dem Klo hockte, mit heruntergelassenen Boxershorts, Valentin Bydlinski.
    »So, auch ein Frühaufsteher«, grinste der ihn breit an.
    »Ich … ja … Entschuldigung, ich wusste ja nicht …«
    »Kannst schon reinkommen, bin eh gleich fertig. Wenn du was lesen willst, mit dem Teil bin ich schon durch.« Der Österreicher wedelte mit der Zeitung herum.
    »Nein, nein, danke«, sagte Kluftinger und schlüpfte schnell wieder aus dem Raum. Er wartete in der Küche, bis Bydlinski das Bad verlassen hatte, zählte innerlich bis hundert und ging dann noch einmal hinein. Da hätt ich mal besser bis tausend gezählt , dachte er, als er die Tür hinter sich schloss, eilte zu dem kleinen Fenster und öffnete es. Dann ließ auch er sich auf der Schüssel nieder, deren Brille von ihrem letzten Benutzer noch warm war, was Kluftinger immer als besonders unangenehm empfand. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Maier kam herein.
    »Morgen, Chef«, sagte er fröhlich. »Gut geschlafen?«
    »Äh, Richie?«
    »Ja?«
    »Wie wär’s?«
    »Wie wär was?«
    »Wenn du mich allein lässt, ich bin hier grade mit was beschäftigt.«
    »Ach so, das stört mich nicht.«
    Kluftinger lief rot an und leistete innerlich einen Eid, nie wieder bei und mit irgendwelchen Kollegen zu übernachten. »Das ist mir scheißegal«, fuhr er seinen Kollegen an. »Mich stört’s! Und jetzt raus, aber flott!« Er hatte den Satz noch nicht beendet, da war Maier schon aus dem Zimmer hinaus.
    Mit knurrendem Magen betrat Kluftinger die Ausstellungshalle des Völkerkundemuseums. Bydlinskis mit großer Geste präsentiertes »Frühstück« hatte lediglich aus einer Packung Manner-Waffeln und viel zu starkem Kaffee bestanden. Auf die von ihm sowieso bevorzugte Alternative – Salamisemmel und Trinkschokolade – hatte er ebenfalls verzichten müssen, da ihn ein Anruf des Polizeipräsidenten direkt hierher beordert hatte.
    Kluftinger sei für die Sicherheit der Preziosen, die heute verpackt und ins Allgäu transportiert wurden, verantwortlich, hatte Lodenbacher gesagt. Es war ihnen also nichts übrig geblieben, als sofort ins Museum zu fahren und die ganze Aktion zu überwachen. Immerhin hatten sie so einen Grund gehabt, schnell aus Bydlinskis Horrorwohnung zu verschwinden.
    Die Ausstellungshalle erinnerte kaum noch an das, was Kluftinger gestern in seinem Büro auf der Leinwand gesehen hatte: Nicht nur die Besucher fehlten, überall standen Kisten in den verschiedensten Größen herum, Folien wurden entrollt, Packpapier zurechtgeschnitten. In diesem ganzen Chaos wuselten in schwarzer Einheitskleidung Mitarbeiter einer Firma herum, die sich auf den Transport von Kunstgegenständen spezialisiert hatte, wie ihnen Bydlinski erklärte. Sie trugen weiße Handschuhe und wirkten nicht so grobschlächtig wie die Möbelpacker, die Kluftinger so

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