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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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»Mal ganz ehrlich, auch wenn du mein Chef bist, aber manchmal tickst du nicht mehr ganz richtig!«
    Von diesen Worten nicht im Geringsten beeindruckt, drehte sich Kluftinger wieder um und löschte erneut das Licht. Was Erika wohl heute gemacht hatte? In all der Hektik hatte er glatt vergessen, sich am Abend noch einmal daheim zu melden. Andererseits: Nachdem ja Markus und Yumiko gerade in Altusried waren, hielt sich die Sehnsucht seiner Frau nach einem Telefongespräch mit ihm sicher in Grenzen. Er könnte ihr ja bei seiner Rückkehr alles haarklein erzählen. Ob sie schon im Bett war oder noch vor dem Fernseher … Ein rhythmisches Vibrieren der Matratze unterbrach seinen Gedankengang.
    »Was machst du da, Richie?«
    »Wieso?«
    »Dieses … Zappeln! Sag sofort: Was machst du?«
    Kluftinger knipste erneut das Licht an.
    »Richie, wo sind deine Hände?«
    Maier sah ihn fragend an.
    »Ich will sofort deine Hände sehen!«
    Eingeschüchtert riss Maier seine Hände unter der Decke hervor. »Da sind sie doch.«
    »Was war dann das für ein … Gehupfe grad?«
    »Ich kann nicht mehr schlafen, nachdem du mich so unsanft geweckt hast. Und jetzt bin ich zappelig, weil ich so einen Kohldampf hab!«
    Kluftinger setzte sich auf. »So wird das nix mit dem Schlafen. Aber ich muss zugeben, dass ich einen kleinen Happen schon auch noch vertragen könnt.«
    »Wollen wir mal im Kühlschrank schauen, ob wir noch was finden?«
    Kluftinger stimmte zu, fügte jedoch an: »Aber zieh dir bittschön ein T -Shirt an, ja?«
    Auf dem Weg in die Küche vernahmen sie Bydlinskis sonores Schnarchen aus dem Wohnzimmer. Sie schalteten das Licht an, hockten sich vor den Kühlschrank und stießen fast gleichzeitig einen Seufzer aus, in dem sich Enttäuschung, Resignation, Verwunderung und Ekel mischten: Auf den Gitterrosten standen vorwiegend Einmachgläser mit schwer definierbarem Inhalt, dazu zwei Dosen Muscheln in Madeirasoße, eine Packung Harzer Käse mit Kümmel, der an einer Stelle blaugrünlich verfärbt war, eine halb volle Konservendose Kuttelsuppe sowie zwei Flaschen tschechisches Bier. Im Gemüsefach lagen drei eingeschrumpelte Karotten neben ein paar welken Salatblättern.
    Die Beamten sahen sich fragend an. Dann nahm der Kommissar eines der Gläser und hielt es gegen das Licht, um den graugrünen Inhalt genauer in Augenschein zu nehmen. Ein Etikett behauptete, dass es sich dabei um Sellerie handle. Weitere Etiketten trugen die Aufschrift Sauerkraut, Salzgurken, Schwarzwurzeln und Eingesalzte Bohnen . Kluftinger streckte seine Hand gerade nach einem Glas Frankfurter aus, da flüsterte Maier angewidert: »Da drin schaut’s aus wie in Willi Renns Gruselkabinett! Würd mich nicht wundern, wenn bei den Wienerle auch noch ein Finger im Glas schwimmt!«
    Kluftinger zog seine Hand zurück und ließ die Kühlschranktür zufallen. Priml. Maiers Kommentar hatte ihm die Würste ein für alle Mal verdorben. Denn der spielte auf die makabre Asservatenkammer des Kemptener Spurensicherers an, die aus mehreren abgetrennten Gliedmaßen, einem durchschossenen Schädel und allerhand anderen absonderlichen Leichenteilen bestand. »Hab eh schon die Zähne geputzt«, sagte er bitter. Dann blickte er fragend zu Maier: »Und jetzt?«
    »Ich glaub nicht, dass ich wissen will, was sich erst in diesen Vorratsschränken hier befindet«, erklärte der und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
    Kluftinger nickte. Und trotzdem musste er noch eine Kleinigkeit essen, sonst würde er wirklich Probleme haben, in den Schlaf zu finden. Also überwand er sich und untersuchte den Inhalt der Schränke, doch außer Geschirr, Gewürzen und Fertigsoßenpäckchen, einer Menge Handtücher und Putzlappen und interessanterweise einer staubigen Handkreissäge fand er lediglich eine verschlossene Packung Spaghetti sowie eine Flasche Ketchup.
    »Nudeln mit Tomatensoße?«, fragte er in Maiers Richtung.
    Statt einer Antwort begann der mit der Suche nach einem Topf, doch Kluftinger hielt ihn zurück.
    »Schmarrn. Wir fangen doch jetzt nicht mehr das Kochen an, mitten in der Nacht!«
    Nachdem die beiden Polizisten ein gutes Drittel der trockenen, harten Nudeln in Ketchup eingetunkt und verspeist und sich die fehlende Flüssigkeit mithilfe der beiden Bierflaschen aus dem Kühlschrank zugeführt hatten, lagen sie schließlich eine halbe Stunde später ermattet nebeneinander im Bett. Kluftinger spürte endlich die ersehnte Bettschwere, der Alkohol tat seine Wirkung …
    »Gute Nacht«,

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