Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
erinnerte Kluftinger dieses Geräusch eher an die Gepäckwägelchen auf dem Bahnhof oder Langhammers Aufsitzrasenmäher. Auch der geringe Seitenabstand zu seinem Kollegen machte ihn nicht wirklich glücklich.
Dann setzte sich der Werttransporter in Bewegung, und sie folgten. Kluftinger gefiel es, dass ihnen mehrmals Schulkinder vom Straßenrand aus zuwinkten und lachten. Irgendwie schien dieses kleine rosafarbene Auto die Leute fröhlich zu stimmen. Er beschloss, einfach nett zurückzuwinken, dann schaltete er das Radio ein. Maier, der sich sichtlich entspannt hatte – allmählich hatte er das Prinzip der Halbautomatik durchdrungen –, zeigte auf das Display und lachte auf.
»Ui, schau, smart steht da! Das Auto kann offenbar Rückschlüsse auf seinen Fahrer ziehen.«
»Von mir aus hat es wie Depp ausgesehen. Komisch«, brummte Kluftinger.
Kurz darauf, sie hatten das Stadtzentrum inzwischen hinter sich gelassen, machte Maier zu Kluftingers Missfallen das Radio wieder aus, zog sein Telefon aus der Tasche, befestigte ein Kabel daran und stöpselte es in einer Buchse am Armaturenbrett an, wobei er das Lenkrad nur noch mit einer Hand hielt. »Immer gut, wenn man seine Plattensammlung im Smartphone dabeihat!«, trällerte er.
»Pass lieber auf, wo du hinfährst. Aber sag mal: Wie ist das jetzt mit so einem Smartfon?«
»Was willst du denn wissen?«
»Na ja, also, was genau hat das mit dem Auto zu tun?«
Maier antwortete mit einem bellenden Lachen: »Also, da müssen wir etwas tiefer in die Mobilfunkthematik einsteigen …«
Mit einem Ruck fuhr Kluftinger hoch. Er musste eingeschlafen sein. Das Gedudel aus dem Lautsprecher und Maiers Vortrag zum Thema Handy hatten ihn offenbar regelrecht betäubt.
»Wo simmer denn, Richie?«, fragte er gähnend.
»Seit einer Stunde auf der Autobahn«, antwortete der schmallippig.
Kluftinger vermutete, dass er beleidigt war, weil er während seiner Ausführungen weggedöst war. Er kniff die Augen zusammen und sah gegen das Sonnenlicht durch die Windschutzscheibe. Vor ihnen fuhr ein PKW mit Anhänger, vom Werttransporter war nichts zu sehen. »Scheiße, wo ist denn der Lastwagen?«
»Keine Sorge, Herr Kopilot, ich habe mir erlaubt zu überholen. Die Karre von denen haut ja Rußwolken raus ohne Ende. Wobei es nicht leicht war, an dem vorbeizuziehen. Ich glaub, in der Kiste hier …«, er tätschelte das Armaturenbrett, »… ist ein Nähmaschinenmotor verbaut. Und so beladen, wie wir sind!« Bei diesen Worten schielte Maier auf Kluftingers Bauch.
»Aber sonst ist der Smart nicht so verkehrt, oder?«
Maier zuckte mit den Schultern. »Laut, klein und lahm. Aber sparsam zumindest, heißt es.«
Sparsam, das gefiel dem Kommissar. Und wenn er das alles so genau betrachtete, hatte der Wagen auch allerhand Luxus zu bieten: elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Servolenkung, sogar ABS und andere moderne Fahrhilfen. Mit alldem konnte sein Passat nicht aufwarten.
»Ich find den klasse, irgendwie!«, ließ er verlauten.
»Weißt du was, kauf dir doch einen statt deinem schrottreifen Passat, dann brauchst du nie mehr einen Parkplatz!«
»Wieso?«
»Na, du fährst über die Rollstuhlrampe bis zum Aufzug und parkst ihn dann hinter deiner Bürotür!«
Kluftinger blickte auf die Uhr. Er hatte noch mindestens vier Stunden Fahrt mit Maier und seinen schlechten Witzen vor sich. »Du, Richie, was ist denn das da?« Er deutete auf einen Knopf mit einem durchgestrichenen Lautsprecher.
»Das ist die Mute-Taste, warum? Die schaltet den Ton aus.«
»Sehr gut!« Kluftinger drückte darauf.
»Also, wie siehst du das eigentlich mit diesem Strehl? Glaubst du, dass der …«
Kluftinger drückte noch einmal demonstrativ auf den Knopf. Zu seiner großen Überraschung spielte Maier mit und bewegte nur noch die Lippen. Nachdem er seinen Kollegen mehrmals stummgeschaltet hatte, bat der: »Du, drück doch mal auf den Eject-Knopf!«
Kluftinger bewegte seine Hand gerade zum Armaturenbrett, da brüllte Maier auf, und er zog seine Hand blitzartig zurück. »Was ist denn?«
»Nicht drücken, das ist doch der Schleudersitz!«
Entgeistert sah der Kommissar erst seinen Kollegen an, dann kontrollierte er noch einmal seine Uhr. Mindestens noch drei Stunden und achtundfünfzig Minuten.
»Wenn ich mal fahren soll, sagst du es, gell?«, bot er an.
»Nein, nicht nötig. Aber du könntest dir bitte mal das Phone schnappen und die Navigation starten.«
»Das Fon, aha.«
Maier reichte ihm das Handy.
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