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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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immer, aus Kostengründen haben wir nur bei der Monstranz einen im Einsatz.«
    »Braucht das nicht irgendeine Art von Strom?«
    »Ja, klar. Eine winzige Batterie ist mit dabei. Hält fünf Jahre.«
    Jetzt war Kluftinger tatsächlich beeindruckt. Das alles war nicht sein Metier, und er staunte, was es auf diesem Gebiet an Sicherheitseinrichtungen gab. »Wie sieht es eigentlich im Untergeschoss aus?«, erkundigte er sich.
    »Da unten gibt es eigentlich nichts wirklich Wertvolles«, mischte sich Hösch wieder ein. »Da wird nur die Historie erklärt, ein paar alte Mauerreste sind ausgestellt und so. Da braucht es keine besondere Sicherung.«
    »Gut, ich schau’s mir trotzdem mal an, wenn’s recht ist. Ihr braucht mich aber nicht zu begleiten. Dankschön erst mal.« Kluftinger hob die Hand und ging schnell in Richtung Treppe, weil er hoffte, dass vor allem Hösch ihm nicht folgen würde.
    Er stieg die Stufen hinunter, die mit denselben Steinplatten gefliest waren wie der restliche Fußboden, und gelangte in einen etwas kleineren, dunklen Raum, der direkt gegenüber dem Aufzug lag. Die Wände bestanden zum Teil aus hinter Glas befindlichem, altem Mauerwerk, das bei den Grabungen freigelegt worden war. Es wirkte ein bisschen unheimlich, wie eine Gruft, war lediglich punktuell erleuchtet. Der Lärm aus der oberen Etage drang nur gedämpft herunter. Auch die Exponate, die zum Teil noch am Boden standen, verbreiteten eine ganz andere Stimmung als die opulente Schatzkammer oben: Die mittelalterlichen Kupferstiche zeigten wüste Gestalten aus dem Gruselkabinett der Kirche und des Aberglaubens, teuflische Fratzen, die mit weit aufgerissenen Mäulern sündige Menschen verschlangen, alles verzehrende Feuer, in denen verdammte Seelen für immer brannten. Ein schriller Schrei ließ den Kommissar zusammenzucken. Er blickte sich ruckartig um, und es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass das Geräusch aus einem der Lautsprecher an der Decke gekommen war. Offenbar sollte das dabei helfen, die Besucher atmosphärisch zurück ins Mittelalter zu versetzen. In Kluftingers Fall gelang das auch, denn immer schrecklichere Bilder wurden vor seinem inneren Auge heraufbeschworen: mordende Raubritter, gemarterte Gefangene, aufs Rad geflochten oder mit glühenden Eisen traktiert, vermischten sich in seiner Phantasie mit den Aufschriften der Texttafeln, die von der Geschichte der Ruine erzählten. Davon, dass sich genau hier, wo er jetzt stand, einst die sagenhafte Burg Kalden erhob, ein gewaltiges Bauwerk mit fast dreihundert Metern Länge, ringsherum durch steil abfallende Tobel gesichert. Davon, welch düstere Gesellen hier ihr Unwesen getrieben hatten. Aber auch davon, dass das Areal bis zum Schatzfund 1980 archäologisch nicht erforscht worden war und auch jetzt eine genauere Untersuchung noch ausstand.
    Immerhin hatten vier wagemutige Altusrieder am Anfang des vergangenen Jahrhunderts genau das zu ändern versucht, wie ein Originalartikel aus dem Bekanntmachungsblatt vom 12. August 1950 belegte: »Um die Zeit von 1910 haben die Herren Joseph Rudolf, Josef Natterer, Georg Fähnle und Hans Kreuzer ca. 100 m nördlich des Waldbeginns an einem Steilufer, etwa 20 m in der Tiefe gegen die Iller, mittels Steigeisen und angeseilt, in gefahrvoller und mühsamer Arbeit in einem Brunnenschacht geforscht und gegraben. Nach deren Angaben hat derselbe etwa einen Durchmesser von 1 m und besteht aus runden Steinen. Vielleicht wird der dazugehörende Brunnen im Laufe der Zeit wiedergefunden.«
    Gleich daneben prangte das Zitat eines der Wagemutigen, Josef Natterer, aus einer Zulassungsarbeit von einem gewissen Willi Müller aus dem Jahr 1969: » Wir konnten damals nur angeseilt zu dieser Stelle kommen, weil wir sonst in die Iller abgerutscht wären, denn die Wand ist hier sehr steil. An fraglicher Stelle bestand noch 1914 ein gemauerter Schacht, ähnlich einem Brunnen. Dieser Schacht ist bis heute zum größten Teil mit Sand gefüllt. Dieses Mauerwerk befindet sich auf halber Höhe der Illerwand. All dies konnte noch nicht festgestellt werden, da bis zum heutigen Tage keine Anzeichen gefunden wurden, die auf einen Brunnen hinweisen.«
    Der Kommissar stellte sich die vier Burschen in der Wand hängend vor, als er plötzlich einen kalten Hauch spürte und eine blasse, knochige Hand sich auf seine Schulter legte. Er wirbelte herum – und blickte in die Augen der rothaarigen Historikerin, die er bei der ersten Sitzung der Arbeitsgruppe

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