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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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still. Schließlich kam einer von ihnen wieder heraus, steckte seine Waffe weg und winkte ihnen zu. Dann sprach er etwas in das Funkgerät.
    Kluftinger verließ seine Deckung und eilte auf die Hütte zu. »Niemand da?«, keuchte er im Laufen.
    »Na ja … irgendwie schon«, sagte der Polizist und deutete mit dem Kopf zum Eingang. Der Kommissar blieb stehen, sah ihn prüfend an und ging dann zögernd hinein. Die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Spalten zwischen den Brettern drangen, tauchten alles in ein schummriges Licht. Auf einmal hielt er sich erschrocken die Hand vor den Mund.
    »Ist er tot?«, hörte er Strobl hinter sich keuchen.
    »Nein, nur bewusstlos. Ich hab schon den Notarzt gerufen«, antwortete der Polizist vom Eingang aus.
    Vor ihnen lag, mit nacktem Oberkörper, ein übel zugerichteter Mann auf dem dreckigen Boden. Südländischer Typ, soweit sich das erkennen ließ. Sein Gesicht war verquollen, seine rechte Augenbraue aufgeplatzt. Er musste heftige Schläge eingesteckt haben. Was Kluftinger aber noch mehr erschreckte, war sein Unterarm. Darauf hatte jemand ein Wort mit einem Messer eingeritzt. Die Wunden waren nicht sehr tief und das Blut bereits geronnen, doch die Botschaft war eindeutig:
    Verräter .
    »Mein lieber Scholli«, sagte Strobl heiser. »Ist das einer von den Phantombildern?«
    »Wenn du mich fragst: nein!«
    »Vielleicht solltet ihr euch das hier mal ansehen«, rief ein weiterer Polizist, der in einer dunklen Ecke der Hütte kniete.
    Die Kommissare gingen langsam zu ihm, darauf gefasst, noch ein weiteres Opfer zu finden. Doch als der Beamte die Taschenlampe anknipste und damit auf den Boden leuchtete, fiel ihnen die Kinnlade herunter: Dort, im Dreck, halb verdeckt von staubigem Heu, lag die Reliquienmonstranz.
    »Kruzifix«, presste Kluftinger hervor.
    »Im wahrsten Sinne des Wortes«, grinste der Polizist.
    »Kann ich mal?«, fragte Kluftinger und nahm sich die Taschenlampe. Er hob das Schmuckstück vorsichtig auf und leuchtete es an. Es war ziemlich demoliert; die goldenen Strahlen waren zum Teil verbogen, zum Teil fehlten sie auch. Einige der Edelsteine waren ebenfalls aus den Fassungen gebrochen und lagen am Boden herum. Die Jahrhunderte hatte es unversehrt überstanden, und nun das! Kluftinger musste schlucken. Er war kein großer Kunstliebhaber oder Museumsgänger, aber er bedauerte diesen unwiederbringlichen Verlust. Vielleicht wäre es fähigen Restauratoren ja möglich … er stutzte. »Moment mal!« Er hielt den Lichtstrahl der Taschenlampe an eine der Bruchstellen im Metall und strich mit dem Finger darüber. »Himmelherrgott, das ist Blech.«
    »Was?« Strobl kniete sich neben ihn.
    »Ja, ich hab mich schon gewundert, wie leicht das Ding ist. Aber hier, schau mal: Da ist die goldene Farbe abgeblättert, und darunter kommt Blech zum Vorschein.« Er stockte. Strobl hielt ihm einen der abgefallenen Edelsteine hin. Kluftinger nahm ihn, drehte ihn in der Hand – und staunte nicht schlecht. Made in Taiwan stand dort in winzigen Lettern.
    »Jetzt versteh ich gar nix mehr, Klufti.« Der Kommissar erhob sich und kratzte sich am Kopf. »Haben die noch eine Nachbildung gehabt?«
    Kluftinger fuhr herum. Auf einmal wurde ihm heiß. Er rannte wortlos nach draußen, bahnte sich unter den erstaunten Blicken der Beamten schnellen Schrittes den Weg zu seinem Auto, schloss den Kofferraum auf, öffnete die Kiste, die sich darin befand, und schlug die Decke zurück. »Jetzt leck mich doch am …«, quetschte er wütend zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    »Was suchst du denn?«, wollte Strobl wissen, der eben angerannt kam.
    »Gar nix. Ich hab mich nur von etwas überzeugen müssen.«
    »Und wovon?«
    »Siehst du das?«, fragte er und zeigte in seinen Kofferraum.
    »Nein, ich seh nix.«
    »Eben. Aber bis gestern war da noch was drin. Und zwar die Nachbildung von der Monstranz.«
    »Also ehrlich, ich hab keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
    »Hm, so ganz sicher bin ich mir da auch nicht, aber wir müssen ja wohl davon ausgehen, dass die falsche Monstranz da drin …«, er hob den Arm und zeigte auf die Hütte, »… bis vor Kurzem noch hier drin gelegen hat.« Er zeigte auf seinen Kofferraum.
    »Du meinst, jemand hat die aus deinem Auto geholt? Hat es jemand aufgebrochen? Aber wann? Und vor allem: warum?«
    »Eben, die wichtigste Frage ist: Was wollte derjenige, der es gestohlen hat, damit? Und wo ist das Original?« Kluftinger ging in gebückter Haltung um sein Auto herum

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