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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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die grünen Kollegen alarmieren, und sie hätten die Diebesbande dingfest gemacht.
    Kluftinger blinzelte in die Sonne. Heute Abend würde er wahrscheinlich schon wieder mit seinem geliebten Passat nach Hause fahren können und hätte nebenher Amtshilfe für die Kollegen geleistet. Dann würde zum Glück auch das Versteckspiel mit Erika ein Ende haben.
    Das Klingeln seines Telefons ließ ihn aufschrecken. Sofort streckte er den rechten Arm in Richtung des Schreibtisches aus, ohne jedoch auch nur einen Moment den Blick von der Straße abzuwenden. Doch er kam nicht an den Hörer, auch nicht durch einen weiten Ausfallschritt, und auch die wilde Verrenkung, bei der er sich mit der Linken noch am Fensterrahmen festkrallte und mit dem Fuß versuchte, den massiven Schreibtisch zu sich herzuziehen, zeitigte keinen Erfolg. Es half nichts, er musste das Telefon einfach klingeln lassen. Wenn es wichtig war, würde der Anrufer sich schon noch einmal melden. Dennoch erkannte Kluftinger, dass es nun zu handeln galt: Er musste ja neben der Observation des Dienst-Audis auch noch seiner normalen Arbeit nachgehen können, und davon hatte er angesichts des neuen Falls mehr als genug. Dazu aber musste er seinen Schreibtisch so umstellen, dass er von ihm aus zum Fenster hinaussehen konnte. Und das musste er erstens allein schaffen, und zweitens hatte es schnell zu gehen, denn er konnte seinen Posten unmöglich länger als eine Minute verlassen. Den Diebstahl eines unverschlossenen, fabrikneuen Dienstwagens mit heruntergelassenen Seitenscheiben direkt vor dem Polizeigebäude zu erklären oder zu vertuschen hätte auch seine Phantasie entschieden überfordert.
    Der Kommissar zimmerte sich blitzschnell einen Plan zurecht: Er würde einfach mit schnellen Wechseln zwischen Fenster und Tisch versuchen, diesen etappenweise in Richtung Fenster zu ziehen. Er hatte jedoch das Gewicht des Tisches unterschätzt und zudem nicht an die vielen Kabel gedacht, die diesen mit dem Schacht am Boden verbanden und die sich bei der Aktion als äußerst widerspenstig erwiesen.
    Dennoch schaffte er es in rund zehn Minuten, wenn auch eher schlecht als recht: Der Tisch stand zwar direkt vor dem Fenster, allerdings hatte er Computer, Bildschirm und Maus an der alten Stelle belassen müssen, am Boden, versteht sich, denn die Länge der Kabel hatte einfach nicht ausgereicht. Die fest installierte Lampe hatte Kluftinger ebenfalls nicht abmontieren können. Egal, schließlich war es hell – und bis zum Einbruch der Dunkelheit wäre das Problem längst vom Tisch. Der Kommissar grinste wegen seines gedanklichen Wortspiels.
    Mit einem Auge stets auf dem nach wie vor verwaist dastehenden Fahrzeug, widmete er sich seinen Aufgaben. Vor der Vernehmung der Anwohnerin war noch Zeit genug, einige Akten abzuschließen und Berichte zu unterschreiben. Kluftinger zog gerade einen Aktendeckel zu sich her, als es an der Tür klopfte. Der Kommissar drehte sich mit dem Stuhl kurz zur Tür, von wo ihn Sandy Henske verwundert anblickte.
    »Was … ich mein …«, setzte Sandy an, doch Kluftinger war nicht um eine prompte Erklärung verlegen: »Wissen Sie, Sandy, ich hab das Gefühl, dass vielleicht eine Wasserader durch das Büro läuft. Ich fühl mich ein bissle unwohl, wenn ich da drüben sitze. Und ich schwitze auch in letzter Zeit so stark. Ist jetzt nur mal zum Probieren.«
    Statt des erwarteten skeptischen Kommentars seiner Sekretärin erhielt Kluftinger jedoch Unterstützung für seine seltsamen Ausführungen. »Da mag schon was dran sein. Wenn Sie möchten, ich hab ein Buch über Feng-Shui zu Hause. Ich kann es ja mal mitbringen. Da gibt es doch allerhand Wissenswertes«, bot sie an und legte ihm einige Papiere auf den Tisch. Dann fuhr sie fort: »Aber überlegen Sie sich das mit der Schreibtischposition noch einmal. Das mag ergonomisch schön und gut sein, wenn das Licht von vorn kommt, aber mit dem Rücken zur Tür und zum gesamten restlichen Raum zu sitzen ist furchtbar schlecht für den Energiefluss!«
    »Aha!«, versetzte Kluftinger und versicherte, sich das noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Sandy verließ den Raum wieder und zog die Tür hinter sich zu, doch das Schloss schnappte wieder heraus, und die Tür schwang einen Spaltbreit auf. Das, fand der Kommissar, war sicher noch schlechter für den Energiefluss, also stand er seufzend auf, um die Tür zuzudrücken. Er wollte gerade wieder zum Fenster zurücksprinten, als er einen Gesprächsfetzen vom Korridor her

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