Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall
Da braucht man ein bissle Manieren!«, versetzte Markus, zu Kluftingers Überraschung aber nicht ärgerlich, sondern ebenso breit grinsend wie vorher schon Erika.
»Ja, ja, jetzt jagt mir nur einen Schrecken ein! Markus, tut mir leid, ich wollt dich nicht blöd anreden. Ich hab grad ein bissle viel um die Ohren im G’schäft. Eine neue Mordsache, ganz kompliziert, dann die Ausstellung in Kalden und so eine Autoschiebergeschichte. Also, du wolltest mir was sagen?«
Markus sah ihn mit großen Augen an. Dann schüttelte er den Kopf. Auch Yumiko hatte einen unsicheren Blick, den der Kommissar nicht recht einzuschätzen vermochte.
»Jetzt bittschön, was habt ihr denn da ausgeheckt miteinander? Willst du dein Studium abbrechen? Brauchst du mehr Geld?«
»Wir heiraten, Vatter, geht das jetzt endlich in deinen Allgäuer Sturschädel rein?«
»Ihr …« Sein Blick wanderte von einem finster dreinschauenden Markus über eine unsicher lächelnde Yumiko hin zu einer mittlerweile besorgt aussehenden Erika. Die Gedanken schossen ihm durch den Kopf, bis sich einer von ihnen festsetzte, den er dann sofort artikulierte: »Bist du schwanger?«, fragte er an Markus’ Freundin gewandt.
Die zog erstaunt die Brauen nach oben und setzte zu einer Antwort an, wurde aber von Markus unterbrochen.
»Also Vatter, ganz ehrlich, jetzt reiß dich mal zusammen! Die Miki ist nicht schwanger, und wenn du willst, dass du überhaupt mal Enkelkinder kriegst, dann führ dich jetzt vernünftig auf!«
»Enkel … ich mein … ich?«
»Also ich freu mich so für euch zwei!«, versuchte Erika etwas zu laut die Situation zu retten. Dazu setzte sie wieder ihr verklärtes Lächeln auf und fasste ihren Sohn und dessen Freundin an den Händen.
Kluftinger nutzte die Zeit, um sich ein wenig zu fangen. Die beiden wollten also heiraten. Und wenigstens würde er noch nicht zum Großvater – darauf konnte er gut und gern noch fünf Jahre warten – allein die blöden Kommentare der Kollegen klangen ihm schon jetzt in den Ohren. Doch Markus war nicht der Typ dafür, sich leichtfertig zu binden. Nein, dazu hatte er in der Zeit vor Yumiko seine Freundinnen dann doch zu oft gewechselt. Er musste also einen triftigen Grund haben, die Japanerin … Natürlich , schoss es ihm durch den Kopf. Sie war doch Ausländerin. Sollte das der Grund für …
»Vatter, nur falls das deine nächste Frage sein sollte, es wird auch keine Scheinehe, weil die Miki eine Aufenthaltserlaubnis braucht, um endlich in einem zivilisierten Land leben zu können!«, blaffte Markus.
»Also bitte, Markus«, gab Kluftinger entrüstet zurück, »als ob ich an so was denken würde! Ich weiß doch, dass die Yumiko aus gutem Haus ist und ja keine solche Ausländerin ist, in dem Sinn jetzt!«
»Äh, wenn ich fragen darf«, meldete sich Yumiko endlich auch einmal zu Wort, »was ist denn eine ›Ausländerin in dem Sinn‹?«
»Nein, ich mein halt«, Kluftinger begann zu schwitzen, »niemand, der jetzt so was … ausnutzen würde und … also Japan ist ja schließlich ein Land, das … halt … jedenfalls freu ich mich sehr für euch, ehrlich!«
»Das ist doch toll, Herr Kluftinger!«, erwiderte Yumiko erleichtert. »Dann müssen wir mal darauf anstoßen!«
»Ja, mei, das stimmt!«, frohlockte Erika. »Ich hol mal schnell einen Sekt rauf!«
»Erika, lass, ich mach das schon, hol du die Gläser!«, bot Kluftinger an.
»Können wir das auch machen, wenn wir fertig gegessen haben? Wird ja kalt!«, gab Markus zu bedenken. Kluftinger blickte auf seinen fast noch vollen Teller und wog seinen Hunger gegen die Möglichkeit ab, über diese Neuigkeiten auf dem Weg in den Keller noch einmal in Ruhe nachdenken zu können und kurzzeitig dieser Harmonieblase zu entkommen. »Esst ihr mal weiter, ich hol schnell den Sekt und stell ihn in den Kühlschrank, dann ist er nachher kalt genug!«, erklärte er schließlich.
Als der Kommissar nach fünf Minuten zurückkam, hatte er sich wieder gefangen. Na gut, heirateten sie eben. Mit Yumiko als Schwiegertochter konnte man doch mehr als zufrieden sein!
»Du, Butzele, ich hab gesagt, das geht nicht, dass die Yumiko immer noch ›Sie‹ zu uns sagt«, vermeldete Erika, als er sich gerade wieder seinem Essen widmete. »Deswegen haben wir schon grad beschlossen: Wir sind ab sofort alle per Du!«
Kluftinger nickte zustimmend und aß weiter. »Woll, mir sehr recht. Ich sag ja eh schon immer Yumiko«, presste er mit vollem Mund heraus. Jetzt musste es schnell gehen,
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