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Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall

Titel: Schutzpatron: Kluftingers sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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was wir gefunden haben?«
    Strobl blickte ihn entgeistert an.
    »Ja«, sagte Rösler sofort, »wenn es nicht auf die Wache geht und nicht ins Gefängnis. Das sind zwei Orte, die ich in meinem Leben nicht mehr betreten will!«
    Kluftinger hätte sich fast schon zugetraut, mit geschlossenen Augen durch den Ausstellungsraum in Altusried zu gehen, so gut kannte er den Nachbau hier in der Werkstatt mittlerweile. Diesmal war er es aber, der einen anderen bei der Erkundung des Zimmers beobachtete. Rösler schlurfte langsam umher, und auch wenn er auf einen Stock gestützt ging, so verrieten seine blitzenden Augen doch, dass sein Geist hellwach war. Er murmelte immer wieder vor sich hin, genauso wie es der Kommissar gestern selbst getan hatte. Kluftinger war froh, dass Strobl nicht dabei gewesen war, denn dessen Blick verriet eindeutig, was er von diesem seltsamen Gebaren hielt.
    »Wird denn ein Laserlichtvorhang installiert?« Röslers belegte Stimme hallte plötzlich von den Wänden wider.
    »Bitte?«
    »Ob ein Laserlichtvorhang installiert wird, will ich wissen.« Der Alte seufzte. Man merkte ihm an, wie mühsam es für ihn sein musste, sich mit Menschen zu unterhalten, die von der Sache nicht annähernd so viel verstanden wie er.
    Kluftinger kratzte sich am Kopf. »Moment, wie war das noch …«
    »Ja, ist installiert«, fiel Strobl ihm ins Wort.
    Erstaunt sah ihn Kluftinger an und fragte leise: »Ja?«
    Sein Kollege nickte.
    »Wusste ich es doch«, jubilierte Rösler.
    Strobl beugte sich zu seinem Vorgesetzten und flüsterte ihm ins Ohr: »Das ist übrigens keine öffentliche Information.«
    »Geheim?«
    »Geheim … Das klingt so nach James Bond. Aber: ja, geheim.«
    »Und woher weiß der das dann?«
    » Der hat noch ganz gute Ohren, meine Herren. Sie sollten nicht dem Vorurteil erliegen, dass alle alten Menschen schlecht hören.«
    »Also, woher wussten …«
    »Was in Altusried installiert wird? Bitte, beleidigen Sie mich nicht. Das war wirklich eine leichte Übung. Sehen Sie hier dieses Schnurgeflecht? Das lässt nur diesen Schluss zu. Aber ich weiß noch mehr. Falls es Sie interessiert: Ich weiß auch, wer Sie in Altusried überfallen will.«
    Die Beamten sahen sich mit offenen Mündern an. Strobl fing sich als Erster: »Bitte?«
    »Ja«, sagte der Mann und stimmte ein kehliges Lachen an. Es schien ihm Vergnügen zu bereiten, die Polizisten in Staunen zu versetzen. Die hatten allerdings bedeutend weniger Spaß daran.
    »Entweder, Sie sagen jetzt sofort, was Sache ist, oder ich geb Sie wieder in Ihrem Heim ab«, fuhr Kluftinger ihn an.
    Das Lachen des Alten verstummte. Er winkte die beiden zu sich und setzte sich auf eine der Kisten, die in dem Raum standen. Dann stützte er seine Hände auf seinen Stock, sah sie ernst an und begann leise zu sprechen: »Ich werde euch jetzt eine Geschichte erzählen. Es handelt sich genau genommen um eine Art Mythos. Es ist die Geschichte eines Mannes, der über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt. Niemand weiß genau, wie er aussieht. Es schwirren nur Gerüchte herum, er habe einen dunklen Lockenkopf und ein kantiges Gesicht.«
    »Wie der aus der ›Schwarzwaldklinik‹«, murmelte Kluftinger.
    Rösler sah ihn entgeistert an. »Wie meinen?«
    »Ach nix, ich hab nur laut gedacht. Weil doch der Pizzabote gesagt hat, er sieht aus wie der aus der ›Schwarzwaldklinik‹ …«
    »Prof. Vollmers?«
    Jetzt war es Kluftinger, der entgeistert guckte. »Keine Ahnung, ich hab mir den Schmarrn nie angeschaut.«
    Strobl schaltete sich ein. »Ja, genau der.«
    Rösler schien zu überlegen: »Ja, das könnte passen. Wie auch immer. Jedenfalls ist der Mann in, ich will mal sagen, meinen ehemaligen Kreisen, eine gewisse Berühmtheit. So wie ich es einmal war, wenn ich das in aller Bescheidenheit hinzufügen darf. Er hat einige der spektakulärsten Raubzüge der letzten Jahre durchgeführt. Erinnern Sie sich noch an den Einbruch in Schloss Hohenschwangau im Jahr 2005? Da sind die Diebe einen Tag zuvor als Touristen reinmarschiert und haben alles ausgekundschaftet. In der nächsten Nacht sind sie dann wiedergekommen und haben aus den Vitrinen im Billardzimmer über hundert kunsthistorisch wertvolle Orden gestohlen. Oder der Kunstdiebstahl in Zürich 2008, wo die van Goghs und Monets flöten gingen? Ich will Sie nicht weiter langweilen, schauen Sie einfach in Ihren Computern nach. Da werden Sie schon was über ihn finden. Sicher nicht alles, denn das haben Geschichten und Mythen nun mal so an

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